Patterson James
Max’ Finger einen langsamen Tanz begannen, wie sie
über den stolzen Adler auf seiner Brust glitten, seinen flachen
Bauch streichelten und dort verweilten.
Oz nahm ihre Hände, rollte sich auf den Bauch und drückte
ihre Flügel hinter ihr flach auf den Boden. Er sah ihr ganz tief in
die Augen und senkte sein Gesicht dem ihren entgegen, bis er
ihren süßen Atem auf den Wangen spüren konnte.
»Du bedeutest mir alles im Universum, Max«, sagte er leise.
»Und so wird es immer sein.«
»Selbst wenn wir eines Tages von Nüssen und Wurzeln leben
müssen?«
»Selbst wenn wir so weit vor die Hunde kommen, dass wir
nichts als Schnecken zu essen haben!«
»Ich liebe dich«, hauchte sie. »Was wir haben, ist viel besser
als menschliche Liebe. Ich glaube nicht, dass je ein Mensch vor
uns so etwas gefühlt hat. Ist Wissenschaft nicht etwas
Wundervolles? Manchmal jedenfalls?«
»Vergiss nicht, in ihren Augen sind wir nur ein Versehen. «
Max fühlte sich immer noch schwindlig, und deswegen wurde
sie völlig überrascht vom Geräusch knackenden Unterholzes
ganz in ihrer Nähe. Sie stieß Oz von sich weg. Ihr ganzer Körper
spannte sich.
Wir sind nicht allein!
Oz sprang auf, ihr Beschützer und Krieger. Er breitete die
Flügel zur vollen Spannweite von gut drei Metern aus und
kauerte sich hin wie ein Adler, um sie zu decken.
Er stieß einen Schrei aus, der durch den gesamten Wald hallte,
einen Schrei voller ungezügelter Wut.
Jetzt sahen beide, wer dort kam – und es hätte schlimmer nicht
sein können.
Es war Matthew!
Er war vollkommen außer sich vor Entsetzen über das, was er
soeben im Unterholz gesehen hatte! Max … und Ozymandias?
Sie hatten das Schmutzige getan. Seine Schwester hatte mit Oz
gevögelt! Abscheulich! Matthew schüttelte sich vor Abscheu.
»Was zur Hölle treibt ihr da?«, brüllte er die beiden an. »Was
macht ihr denn da! Hört sofort damit auf! Geh weg von ihr, Oz!
Ich warne dich, lass sie sofort los! Meine Güte, Max! O Mann!
O Mannomann!«
Für eine Sekunde herrschte Totenstille, dann breitete Oz seine
Schwingen aus und kreischte. Matthew erschauerte und fing an
zu weinen. Max zog sich hastig an. Matthew sah seine
Schwester nicht an, nicht einmal dann, als Max ihm sagte, dass
alles in Ordnung sei.
»Ich weiß genau, was ihr getan habt!«, schluchzte er. »Ich
sage es Frannie und Kit! Ich sage es den anderen!«
»Matty, komm, lass uns reden. Rede mit mir. Komm her.«
»Ich habe deiner Schwester nicht wehgetan, Matty«, sagte Oz
schließlich. Er sah nicht mehr wütend aus. Vielleicht ein wenig
verlegen und rücksichtsvoll für die Gefühle des kleineren
Jungen. »So ist das bei uns. Du wirst es selbst sehen, wenn du
älter geworden bist, mein Freund.«
Er ging zu Matthew und nahm den Jungen bei den Schultern,
um ihn zu sich zu drehen und ihm ins Gesicht zu sehen. »Ich
liebe Max. Ich liebe dich ebenfalls, Matty.«
Doch Matthew stieß Oz aufgebracht von sich. »Lass mich in
Ruhe! Fick dich selbst, mein Freund! Und du auch, Max! Ach
nein, dafür ist es ja schon zu spät. Ihr treibt es ja schon
miteinander!«
Matthew rannte blind in das Unterholz davon, und als er
spürte, wie die Luft an seinen Flügeln zerrte, breitete er die
Schwingen aus, sprang nach oben und flog höher hinauf, als er
jemals zuvor gewesen war. Dann stieß er einen
markerschütternden Schrei aus.
Marco Vincenti hatte die kleine Missgeburt voll im Visier,
mitten im Fadenkreuz.
Er musste nichts weiter tun, als den Abzug durchzuziehen.
Und ihn aus dem Himmel zu holen.
Kit und ich waren eben auf dem Parkplatz des hübschen kleinen
Alma’s Valley Rest Motel angekommen, als ich eines der
Kinder weinen hörte.
Wer war es? Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
Ich rannte hinter unseren Bungalow und auf die kleine
Lichtung, die in die Wälder führte. Matthew kam mir entgegen
und warf sich weinend in meine Arme. Matthew? Er weinte nie!
»Frannie!«, heulte er. »Frannie!«
»Was ist denn, Matty? Was ist passiert, mein Süßer? Was ist
denn los mit dir?«, fragte ich, während ich ihn fest in den Armen
hielt.
»Sie waren nackt im Gebüsch! Ich schwöre es, Frannie! Ich
erfinde das nicht! Ich habe sie gesehen!«
»Wen denn, Matthew? Wovon redest du?«
Er drehte sich um und deutete in den Wald, wo in diesem
Augenblick Max und Oz unter den Bäumen hervorkamen und
sich dem Motel näherten. Ich schluckte mühsam. Vielleicht
stöhnte ich auch auf. Ich bin nicht ganz sicher, was ich tat, doch
ich
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