Patterson James
Finanzmagnaten zeigten.
»Bitte entschuldigen Sie diese Posierbilder«, sagte er mit einer
wegwerfenden Geste in Richtung der Fotos. »Aber es hilft uns
dabei, Forschungsmittel aufzutreiben. Sie können sich gar nicht
vorstellen, wie sehr. Wir leben im Zeitalter der Prominenz, nicht
wahr?«
Auf einem Sideboard stand ein weiteres Foto, das Dr. Kane
vor den Stufen eines imposanten, im neugriechischen Stil
errichteten Landhauses zeigte. Er hatte die Arme um eine
dunkelhaarige Frau geschlungen, die an Jackie Kennedy
erinnerte, und um zwei hübsche Kinder, einen Knaben und ein
Mädchen, beide um die zehn Jahre alt. Ein drittes Kind, ein
Mädchen von vielleicht vier Jahren, machte zu ihren Füßen
Kapriolen.
»Sissy hat unser Leben völlig durcheinander gebracht«, verriet
uns Dr. Kane und deutete auf das kleine Mädchen. »Sie ist ein
richtiger Wirbelwind, glauben Sie mir.« Er lächelte versonnen
und stellte uns eine Schale mit M&Ms hin. »Ich bin süchtig
danach«, gestand er zwinkernd. »Aber ich vermute, es gibt
schlimmere Dinge.«
Er räumte Papiere von zwei Stühlen und bat uns Platz zu
nehmen. Er selbst lehnte sich auf seinem Sessel zurück,
zerknitterte einen Notizzettel und warf ihn durch einen
Miniatur-Basketballring, der über einem Papierkorb befestigt
war. »Zwei Punkte«, sagte er und schaukelte selbstzufrieden in
seinem Sessel vor und zurück wie ein Fan der L.A. Lakers.
»Um ehrlich zu sein, ich bin höchst erfreut, dass sich
Washington für uns interessiert«, sagte Kane. »Je mehr Augen
auf uns fallen, desto besser. Wir benötigen dringend
Forschungsmittel. Ich möchte Ihnen etwas über unser jüngstes,
absolut unglaubliches Projekt erzählen. Unsere Mission besteht
darin, das menschliche Leben zu verlängern, und um dies zu
bewerkstelligen, arbeiten wir auf zwei Schienen gleichzeitig«,
begann er, dann beugte er sich unvermittelt vor. Sein Sessel gab
ein protestierendes Quietschen von sich, als Dr. Kane die Arme
ausbreitete und in verschiedene Richtungen zeigte. Er sprach
von divergierenden Wegen.
»Auf der einen Schiene arbeiten wir mit Stammzellen,
während die andere sich mit Organtransplantation befasst. Wie
Sie wissen – und das ist auch meine Meinung –, ist es
ungesetzlich, menschliches Stammzellenmaterial aus Föten zu
benutzen, daher müssen wir uns auf geklonte Fötenstammzellen
beschränken, die wir vor Inkrafttreten des Gesetzes gewonnen
haben. Außerdem benutzen wir Stammzellen aus dem
Rückenmark. Die Arbeit geht nur langsam voran, wie Sie sich
denken können, aber sie ist wichtig, und es ist der richtige Weg,
so zu arbeiten.«
Er nahm eine Hand voll M&Ms aus der Schale und stopfte sie
sich in den Mund. Er kaute knirschend auf den Dragees,
während wir darauf warteten, dass er seinen Vortrag fortsetzte.
Ich merkte ihm an, dass er nicht an unserer Meinung oder an
Zwischenfragen interessiert war.
»Was die Transplantationsforschung angeht«, fuhr er
schließlich fort, »so ist die Verwendung tierischer Organe aus
guten Gründen verboten worden, daher versuchen wir unser
Bestes mit menschlichen Organen. Die Nachfrage nach
menschlichen Organen ist sehr groß, allerdings gab es in der
Vergangenheit nach der Transplantation auch eine Menge
Probleme mit Abstoßungsreaktionen.
Wir hatten in den vergangenen beiden Jahren jedoch eine
Reihe entscheidender Durchbrüche.« Ein Lächeln schlich sich
auf sein attraktives Gesicht. »Wir haben herausgefunden, dass es
erfolgversprechender ist, ein ganzes System von Organen zu
transplantieren statt eines einzelnen. Wenn wir also einen
passenden Spender haben, dann benutzen wir sein gesamtes
Organsystem. Ich möchte, dass Sie sich das ansehen«, fuhr er
fort, griff hinter sich und öffnete die Türen des Sideboards. Er
nahm ein Diagramm hervor und breitete es auf dem Schreibtisch
vor uns aus. Wir starrten auf die bunten Linien, die die Anzahl
an erfolgten Multiorgantransplantationen sowie die zugehörige
Erfolgsrate zeigten.
»Wir sind im Verlauf der letzten sechs Monate bei einer Quote
von nahezu achtzig Prozent angekommen. Können Sie sich das
vorstellen? Vor fünf Jahren hätte ich es für unmöglich gehalten.
Sogar noch vor drei Jahren!«
Dr. Kane schien vollkommen aufzugehen in der persönlichen
Seite seiner Arbeit: Er berichtete uns von einem halben Dutzend
Fällen von jungen Leuten, die ohne eine Organtransplantation
gestorben wären, und von älteren Menschen, die ein paar
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