Patterson James
letzte Hoffnung der Menschheit.
Dr. Kane-Hauer glaubte fest daran. Irgendwann würde er sich
einer Reihe bestimmter praktischer Probleme widmen müssen –
beispielsweise der Erklärung, wie es dazu kam, dass diese
dreißig Männer so lange lebten – doch die Massen konnten
darauf vorbereitet werden, genau wie auf all die anderen
wissenschaftlichen Wunder einer schönen neuen Welt. Es waren
kleinliche Probleme für kleinliche Denker, die sich den Kopf
darüber zerbrechen mochten.
»Mein Gott, ich fühle mich so wunderbar!«, rief Dr. KaneHauer laut.
Doch irgendetwas fehlte. Irgendetwas, oder?
Man stelle sich das vor!
Es war sein Tag aller Tage, und trotzdem fehlte etwas! Nun ja,
vermutlich lag es einfach daran, dass er ein unverbesserlicher
Perfektionist war.
Er nahm eine Hand voll M&Ms und schob sie sich in den
Mund, und obwohl ihm das Kauen und der Geschmack Lust
bereiteten, beruhigten sie ihn diesmal nicht.
Sein Blick fiel auf die Couch in seinem Büro. Dort saß die
liebliche Juliette in einem kostspieligen blauen
Nadelstreifenkostüm, mit cremefarbener Bluse und
hochhackigen Schuhen. Wie stets sah seine »Frau« perfekt aus.
Sie war ins Hospital gekommen, um ihm Gesellschaft zu leisten,
wenn er die Auserwählten verabschiedete. Die mehr auf die
Familie Orientierten unter ihnen fanden Gefallen daran, dass
auch er eine liebende Frau besaß. Es beruhigte sie irgendwie.
Er ging hin und schaltete die liebliche, talentierte Juliette ein.
»Es ist ein wundervoller Tag für dich, Liebster, nicht wahr?«,
plapperte sie fast im gleichen Moment los. »Du bist der
erstaunlichste Mann auf der Welt. Ich bewundere dich aus
ganzem Herzen. Ich bete dich an.«
»Dann tu es«, flüsterte er mit rauer Stimme. »Gleich hier, auf
der Stelle.«
Juliette sah unglaublich aufreizend aus in ihrem
Geschäftsanzug, als sie sich vor den Doktor kniete und ihre
perfekten weißen Zähne benutzte, um seinen Reißverschluss
nach unten zu ziehen.
»Es ist mir eine Ehre«, sagte sie und machte sich an die Arbeit,
für die sie erschaffen worden war.
Ein Satz, eine Redensart, ging durch Max’ Kopf: Angst ist nicht
die Antwort. Angst ist nicht die Antwort.
Sie schrak aus dem Schlaf und erkannte, dass sie eine ganze
Weile außer Gefecht gewesen war – möglicherweise einen
halben Tag lang.
Doch dann fiel ihr ein, dass es noch länger gewesen sein
musste. Vielleicht sogar ein paar Tage lang! Mann! Was hatte
sie alles versäumt? Ihr Körper schien fast wieder geheilt zu sein
von der Schusswunde, die sie bei ihrem Fluchtversuch erlitten
hatte.
Ihr linkes Bein brannte wie verrückt, doch ihre Wut reduzierte
den Schmerz auf ein erträgliches Maß. Die Kugel war durch
ihren Oberschenkel gegangen. Sie hatte einen Streifen von
ihrem Hemd um die Wunde gewickelt, um die Blutung zu
stoppen.
Jetzt nahm sie den provisorischen Verband ab, um die Wunde
zu untersuchen. Sie sah okay aus.
Das ist überhaupt nichts, sagte sie sich wiederholt. Verglichen
mit dem, was Oz zugestoßen ist.
Setz dich in Bewegung, Max! Die Zeit drängt! Los, Beeilung!
Sie hatte einige Mühe, sich auf Händen und Knien durch die
Luftschächte zu arbeiten. Nach einigen Minuten erreichte sie
einen Schacht, der nach unten in das dritte Tiefgeschoss führte,
und rutschte hinunter. Sie drückte ein Belüftungsgitter aus seiner
Fassung und ließ sich in einen fünfeckigen Raum fallen.
Er sah aus wie ein Aquarium. Ein Aquarium für Menschen.
Er besaß sogar Glaswände, die aussahen, als könnten sie
einem Hurrikan widerstehen.
Hinter dem Glas befand sich ein weiterer, schwach
beleuchteter Raum mit Reihen von Betten, in denen Menschen
… was? Schliefen? Es waren insgesamt vielleicht dreißig.
Max zuckte zusammen, als sich auf der anderen Seite des
Raums eine Doppeltür öffnete. Ihre Flügel raschelten. Dann
traten zwei Krankenschwestern ein und unterhielten sich in
gedämpftem Tonfall.
Ruhig lasen die Schwestern die Monitore neben den Betten ab
und überprüften die Werte der lebenswichtigen Organe.
Wer waren diese Männer in den Betten? Was war mit ihnen
geschehen? Wenn sie einen ganzen Tag lang bewusstlos in
einem der Belüftungsschächte gelegen hatte – wie lang waren
dann diese Männer schon hier? Und wichtiger noch – wo waren
die anderen Kinder? Wo waren Frannie und Kit?
Einer der Männer begann sich zu regen. Max konnte seine
Worte deutlich verstehen.
»… durstig«, stöhnte er mit rauer Stimme. »Bitte. Einen
Schluck
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