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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Ikarus-Gen
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stand ein weicher, verträumter Ausdruck. Ein Arzt
arbeitete an ihm. Er hatte mir und der Tür den Rücken
zugewandt.
Auf dem Bildschirm über Kits Bett lief ein Baseballspiel. Es
war Kits geliebter Fenway Park, und er beobachtete das Spiel
von einer Stelle über der Home Plate aus. Ein Ball kam hart und
schnell geschlagen genau auf ihn zu …
»Was machen Sie mit ihm!«, schrie ich Kane-Hauer an.
»Wir schenken ihm das größte Vergnügen seines Lebens«,
antwortete er. »Und wir haben ein Bett für Sie reserviert,
Frannie. Süße Träume. Ach so, sehen Sie nur! Sehen Sie genau
hin. Doktor? « , rief er quer durch den Raum.
Der Arzt, der an Kits Bett gearbeitet hatte, drehte sich zu uns
um. Ich wäre fast ohnmächtig geworden. Ich weiß nicht, warum
ich es nicht wurde.
Der Arzt an Kits Bett war ein weiterer Dr. Ethan Kane. Ein
ganz genaues Abbild des ersten.
»Erschrecken Sie nicht«, sagte der doppelte Kane zu mir. »Ich
bin niemand. Ich bin nur ein Klon.«
Ich war versunken in wilden, verwirrenden Gedanken über die
gegenwärtigen Geschehnisse. Das Hospital. Kane-Hauer. Sein
Roboter-Klon. Max? Lebte sie noch? Und was war
Resurrection? Wer wurde wieder zum Leben erweckt? Was für
eine Bedeutung hatte dieses Kodewort? Warum hatten sie es
ausgewählt?
Plötzlich hörte ich ein sehr lautes elektrisches Summen,
gefolgt von einem kalten, vibrierenden Gleiten über meine
Kopfhaut.
Etwas Weiches, Leichtes fiel auf meine Schultern, und ich
stellte fest, dass es meine eigenen Haare waren.
Sie schoren mir den Kopf. Ich war kahl.
Ein Krankenpfleger mit einem Kartonmesser durchschnitt das
Klebeband, das mich an den Rollstuhl fesselte, und ich wurde
unsanft auf eine metallene Rollbahre gehoben. Ich schlug nach
dem Pfleger, doch er lachte nur.
»Entspannen Sie sich«, sagte er. »Der lustige Teil kommt jetzt
erst. Lustig für mich, heißt das.« Er rammte mir eine weitere
Nadel in den Arm.
Mir wurde dunkel vor Augen, als hätte jemand das Licht
ausgeknipst.
Hauer, dieses Schwein, hatte mich belogen.
Kein Trip in eine simulierte Realität für mich. Kein Helm, kein
behagliches Bett im Traumzimmer. Die Nadel ging in meinen
Arm, und das war es. Einfach und dreckig.
Ich schwebte aus meinem Bett hinauf, oder wenigstens mein
»Geist« oder meine »Seele« oder mein »Astralkörper«, was
auch immer.
Ich schwebte hinauf zur Ecke des Zimmers und hing dort mit
dem Gesicht nach unten, während der Krankenpfleger das Laken
über mein Gesicht zog.
Ich war tot. Einfach so. Erledigt.
Ich konnte meinen Schock nicht schnell genug verarbeiten.
Sekunden zuvor war ich noch lebendig gewesen. Jetzt war ich
tot. Ich hatte niemandem Lebwohl gesagt, war nicht auf diesen
Moment vorbereitet gewesen, nichts. Ich bin doch erst
vierunddreißig!, dachte ich, und Tränen stiegen mir in die
Augen.
Bevor ich länger darüber nachdenken konnte, wurde ich durch
die Decke nach oben gezogen. Ich fühlte mich, als hätte mich
jemand hinten im Nacken gepackt und als würde ich mit
unwiderstehlicher Macht immer weiter himmelwärts gezerrt.
Ich passierte den Gang darüber und die nächste Decke, genau
wie ich es in den Geisterfilmen gesehen hatte.
Ich war da und gleichzeitig nicht da.
Niemand konnte mich sehen, und nichts behinderte mich, als
ich in der Empfangshalle herauskam, in der ich am Tag zuvor
mit Kit gewesen war. Während ich durch die Etagen des
Krankenhauses schwebte, spürte ich, wie mein Zorn verschwand
und einem Gefühl von Frieden wich, wie ich es noch nie zuvor
verspürt hatte.
Ich bin nicht besonders religiös, doch ich glaube an Gott.
Irgendjemand und irgendetwas zog mich weg von meinem
irdischen Leben und meinen Sorgen und Nöten. Ich war mir
bewusst, dass ich keine Kontrolle darüber hatte, und ich fühlte
mich zugleich erleichtert, dass ich mich von meiner Trauer und
meiner Verantwortung entfernte. Ich liebte Kit und die Kinder
immer noch, doch ich war nicht länger imstande, mich um
irgendjemanden zu kümmern. Das wurde mir bewusst.
Mein Astralkörper schwebte durch das Dach des Hospitals
nach oben, und ich stellte überrascht fest, dass draußen heller
Tag war. Das Gewitter der vergangenen Nacht hatte die Luft
geklärt, und Feuchtigkeit auf den Blättern und Zweigen der
Bäume ringsum glitzerte wie Diamantstaub.
Weiter und weiter schwebte ich nach oben, und plötzlich sah
ich die gewundene Landstraße, über die Kit und ich vor so
kurzer Zeit gefahren waren. Die Hügel sahen wunderschön aus,

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