Patterson James
Wasser.«
Eine der Krankenschwestern ging zu ihm. Sie goss eine
Flüssigkeit in einen Becher und hob seinen Kopf ein wenig an,
damit er besser trinken konnte.
»Bitte sehr«, sagte sie. »Mr President.«
Oh.
Mein.
Gott.
Nachdem die Schwester seinen Kopf gehoben hatte, konnte
Max das Gesicht des Mannes sehen. Es war nicht der
gegenwärtige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
Es war der vorletzte Präsident.
Sie schüttelte den Kopf und hätte fast einen lauten
Schreckensruf ausgestoßen. Er musste inzwischen achtzig sein,
doch er sah keinen Tag älter aus als fünfzig. Wie war das
möglich?
Keiner der Männer im Raum sah älter aus als fünfzig.
Ist das Resurrection? Was ist das?
Dann kamen nach und nach mehrere Ärzte und Schwestern
und Pfleger in den Raum.
Sie weckten die Patienten auf.
Irgendetwas ging da vor.
Etwas Bedeutsames.
Etwas sehr, sehr Schlimmes.
»Wachen Sie auf, Prime Minister …«
»Wachen Sie auf, Herr Vorsitzender …«
»Wachen Sie auf, Euer Exzellenz …«
»Ein neuer Tag ist angebrochen. Sie sehen fantastisch aus. Sie
alle. Herzlichen Glückwunsch.«
Hol Hilfe hol Hilfe hol Hilfe hol Hilfe hol Hilfe.
Verschwinde von hier verschwinde von hier verschwinde. Es
war ein Alarm, der in ihrem Kopf schrillte. Blut rauschte in
ihren Ohren.
Die wichtigen Männer hier drin werden aufgeweckt. Aber
woraus wachen sie auf? Oder sind sie das Projekt Resurrection?
Sind sie von den Toten auferstanden? Wer sind sie?
In der Nähe des Eingangs befand sich eine merkwürdige
Schiebetür, die aussah, als führte sie zu einem Lift dahinter.
Max rannte hin.
Ängstlich hechelnd drückte sie auf den Knopf, der den Aufzug
rief. Komm schon, komm schon! Endlich glitten die Türen auf.
Niemand war drinnen. Ein Punkt für die guten Jungs!
Was jetzt? Wohin jetzt? Max trat in den Lift und fuhr ein
Stockwerk nach oben in das zweite Tiefgeschoss. Falls sie sich
richtig erinnerte, befand sich der Tierraum hier. Hoffentlich
auch die anderen Kinder. Vielleicht sogar Kit und Frannie.
Sie stieg aus dem Aufzug und blickte sich vorsichtig um.
Niemand zu sehen. Dann hörte sie Stimmen. Jemand näherte
sich. Sie musste verschwinden.
Sie erblickte den Tierraum, ohne lange danach zu suchen. Sie
rannte zur Tür und riss sie auf. Ihr Herz hämmerte wie verrückt,
und sie befürchtete, jeden Augenblick einen Anfall zu erleiden.
Jedenfalls fühlte sie sich genauso.
Sie hörte Stimmen im Raum. Sie saß in der Falle!
»Max! Du bist zurück!«, rief Wendy. Dann weitere vertraute
Stimmen, die ihren Namen riefen, sie willkommen hießen und
Fragen stellten, alles durcheinander und alles zur gleichen Zeit.
»Pssst! Pssst! Seid still, alle! Still, habe ich gesagt! Draußen
bricht die Hölle los. Irgendetwas Gigantisches geht da vor! Und
es ist nichts Gutes!«
Max rannte zu den Käfigen und öffnete die Riegel. Sie nahm
sich ein paar Sekunden Zeit, um alle zu umarmen: Peter,
Matthew, Wendy und Icarus. Alle bis auf Oz, heißt das.
»Wo bist du gewesen, Max?«, fragte Matthew neugierig.
»In den Lüftungsschächten. Ich habe mich erholen müssen. Ich
wurde angeschossen. Genug Fragen für den Augenblick.«
»Was ist denn los da draußen?«
»Du sollst aufhören zu fragen, Matty!«
Die Kinder sahen schrecklich aus. Verdreckt, verängstigt,
erbärmlich – ganz besonders der arme Icarus, der sie von sich
stieß, als sie versuchte, ihn aus dem Käfig zu ziehen. »Geh
weg!«, zischte er. »Lass mich in Frieden. Lass mich hier
sterben, Max.«
»Ic, es ist Zeit zu verschwinden, und du wirst mit uns
kommen!«
»Lass mich, bitte lass mich. Ich kann nicht mehr. Lass den
blinden Jungen zurück. Ich kann einfach nicht mehr, Max!«
»Wir brauchen dich, Icarus! Reiß dich zusammen, mein
kleiner Freund! Reiß dich, verdammt noch mal, zusammen!«,
fauchte Max ihn böse an.
Icarus wirkte verblüfft, doch dann grinste er. »Das ist die Max,
die ich kenne und liebe!«
Verdammt Recht hatte er. Sie hatte wieder die Führung
übernommen. Ohne Plan, ohne Waffe, ohne einen Schimmer
von Ahnung. Und ohne Kit und Frannie. Sie musste sich
beeilen, um die beiden zu finden.
»Matthew, du hilfst Icarus. Peter und Wendy, ihr haltet euch
dicht bei mir, verstanden?«, sagte sie.
»Ich lasse die Labortiere frei«, sagte Matthew. »Keine
Widerrede, Max. Ich muss es tun. Sie sind genauso verängstigt
wie wir. Sie sind unsere Freunde.«
»Ja!«, rief Peter. »Lass die armen Biester frei! Lass die Hunde
von der Leine!«
Max
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