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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todesschwur
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Dieser Wichser
hatte den Pot nur mit zwei Zweiern in die Höhe getrieben.
Cowboy schnellte nach oben, während er wie ein Esel schrie
und seine Chips zusammenrechte. Nordeschenko hätte ihm am
liebsten das Grinsen aus dem Gesicht poliert, doch er hatte
seinen irrationalen Trieb gleich wieder unter Kontrolle.
Heute Nacht nicht. Wichtige Arbeit wartete am Morgen auf
ihn. Was er an diesem Abend verloren hatte, war nur ein
Bruchteil dessen, was er verdienen würde.
»Wissen Sie, wie man zu so was sagt, Iwan?« Cowboy sackte
seinen Gewinn ein. »Manchmal ist es besser, Glück zu haben,
als gut zu spielen. Nichts für ungut«, setzte er hinzu und streckte
seine Hand aus.
Nordeschenko erhob sich und schlug ein. In einer Sache hatte
der Idiot Recht: Er hatte an diesem Abend Glück. Mehr Glück,
als er sich überhaupt vorstellen konnte.
Der Israeli würde ihn am Leben lassen.

7
Es war schon abends acht Uhr durch, als ich endlich wieder in
Casa Pellisante war.
    Mein Zuhause befand sich seit zwölf Jahren in einer mietpreisgebundenen Wohnung in dem als Hell’s Kitchen bekannten
Teil von Manhattan auf der 49th Street Ecke 9th Avenue. Von
meinem Arbeitszimmer aus hatte ich einen Blick auf das Empire
State Building. Nach der Arbeit konnte ich mit einem Cocktail
auf’s Dach klettern und zusehen, wie über Jersey City die rote
Sonne unterging. Am Wochenende konnte ich, wenn ich zur
Haustür hinausging, auf ein Fest zu Ehren des Heiligen Ignatius
oder eine westindische Parade stoßen oder in einer irischen
Kneipe neben einem Highlander-Mafioso sitzen, den ich mal
eingebuchtet hatte.
    Aber da gab es auch noch Ellen Jaffe. Ellen war drüben im St.
Vincent’s eine renommierte Anästhesistin mit welligem kastanienbraunem Haar, einer kleinen Stupsnase und langen,
schlanken Läuferbeinen, deren Anblick eine Freude war. Wir
hatten uns auf einer heißen Fete kennengelernt und waren
seitdem zusammen.
    Ellen war hübsch, hatte einen messerscharfen Verstand und
arbeitete genauso gerne in ihrem Beruf wie ich in meinem. Das
war ein Problem. Ich arbeitete tagsüber und die halben Nächte,
wenn ich einen Fall vorbereitete. Sie unterrichtete Doktoranden
im Cornell Medical und hatte im Krankenhaus turnusgemäß
Nachtbereitschaftsdienst. Am Anfang hatten wir ganze Wochenenden gemeinsam im Bett verbracht. Jetzt fanden wir kaum
mehr einen Abend, an dem wir im selben Zimmer gemeinsam
fernsehen konnten.
    Sie meinte, ich sei auf Cavello fixiert, womit sie möglicherweise Recht hatte. Ich schoss zurück und behauptete, sie habe
eine Affäre mit Dr. Diprovan – dieser Tage war Diprovan das
Mittel der Wahl, wenn es darum ging, jemanden zu betäuben.
    Was auch immer der Grund war, es brachte mich um, dass die
Sache zwischen uns den Bach hinunterging. Entweder man
kämpft oder man lässt es, doch in letzter Zeit kämpfte kaum
noch einer von uns beiden um irgendwas.
    Also machte ich auf dem Nachhauseweg im Pietr’s Halt und
bestellte die beste Amatriciana, die es in New York gab – Ellens
Lieblingssoße. Montagabend hatte sie frei. Man würde es kaum
eine Party nennen können, aber es wäre der erste gescheite
Abend seit mindestens einer Woche, den wir miteinander
verbrachten.
    Und ein Strauß Sonnenblumen vom Koreaner einen Block
weiter würde auch nichts schaden. Zudem hatte ich Ellen eine
Nachricht auf dem AB hinterlassen, damit sie schon mal den
Tisch decken konnte.
    Ich öffnete die Wohnungstür und sah, dass der Tisch in der
Essecke gedeckt war – für eine Person.
» Buonasera, signorita. «
»Nick?«, rief Ellen aus dem Schlafzimmer.
Sie kam in ihrer blauen Burberry-Windjacke und Laufschuhen
aus dem Schlafzimmer und knotete ihr braunes Haar zusammen.
Das entsprach nicht gerade meiner Phantasie. »Tut mir leid,
Nicky. Ich wollte dir gerade einen Zettel schreiben. Benson hat
eben angerufen. Sie ersticken in Arbeit, und sie brauchen mich.«
»Wieder dieser Diprovan.« Ich zog die Nase hoch in dem
Versuch, meine Enttäuschung zu verbergen, und legte das Essen
und die Blumen auf dem Küchentresen ab. Ellens Katze Popeye
strich an meinen Beinen vorbei. »Hey, Pops.«
»Ich kann doch nichts dafür, Nick.« Ellens Blick wanderte zu
den Blumen. Sie lächelte, als ihr das entsprechende Feld im
Chianti in der Nähe von Siena einfiel, wo wir vor zwei Jahren
unserem Drang nicht hatten widerstehen können.
»Ach Gott, bist du gefeuert worden, oder was?«
»Nur ein bisschen gefühlsduselig, denke ich.«
»Nein.«

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