Patterson James
in ihr Büchlein
notierte sie sich etwas – und unterstrich es: Cavello war dort!
Um zwei Uhr kehrten alle in den Gerichtssaal zurück, Machia
nahm wieder seinen Platz im Zeugenstand ein.
»Ich möchte dort weitermachen, wo wir aufgehört haben,
Mr. Machia.« Goldenberger trat vor den Zeugenstand. »Was ist
nach dem Mord an Samuel Greenblatt passiert?«
»Nach dem Mord?« Machia dachte einen Moment nach. »Ich
wurde befördert. Ich wurde zu einem Soldaten gemacht, wie Sie
gesagt haben.«
»Ich glaube, das war ein paar Wochen danach«, korrigierte ihn
Goldenberger. »Vielleicht einen Monat?«
»Siebenundzwanzig Tage.« Machia lächelte. »Um genau zu
sein.«
Auf der Zuschauertribüne wurde wieder gekichert. Goldenberger tat es auch. »Das war sicher ein wichtiger Tag in Ihrem
Leben, Mr. Machia. Aber ich meinte eher die Tage direkt nach
dem Mord an Sam Greenblatt.«
»Ach so.« Machia schüttelte den Kopf, als hätte er einen
Schlag ins Gesicht bekommen, und nahm noch einen Schluck
aus seiner Flasche. »Wir haben den Wagen irgendwo stehen
lassen. Später waren wir alle bei Ralphie D. zum Abendessen
eingeladen, in Brooklyn.«
»Und das lief problemlos, Mr. Machia?«
»Dieser Teil ja, Mr. Goldenberger. Wir haben den Wagen am
Newark Airport abgestellt, und Stevie warf die Nummernschilder in den Sumpf abseits der 1-95. Wir waren bester Laune und
haben gefeiert. Wir dachten, uns steht eine rosige Zukunft
bevor.«
»Aber das war nicht der Fall, oder? Was ist passiert?«
Der dunkelhaarige, kleine Mafioso gluckste angewidert und
schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dass jemand, vielleicht ein
Nachbar, die Nummernschilder gesehen hat, als wir
Mr. Greenblatt erschossen haben und wieder weggefahren sind.«
»Jemand hat Sie gesehen? Und warum glauben Sie das?«,
drängte Goldenberger.
»Weil später, gegen sieben, die Polizei zu mir nach Hause
kam. Ich war nicht da, aber meine Frau und meine Kinder. Sie
wollten sich ihren Wagen anschauen.«
»Ihren Wagen?« Goldenberger machte ein verwirrtes Gesicht.
»Warum wollten sie den Wagen Ihrer Frau sehen, Mr. Machia?«
Es war klar, dass Goldenberger die Antwort kannte. Er wollte
nur die Zuhörer geschickt auf das Überraschungsmoment
lenken.
»Offenbar war die Autonummer, die der Nachbar gesehen
hatte, als wir fortfuhren, auf sie angemeldet.«
Im Gerichtssaal schnappte man hörbar nach Luft.
»Auf Ihre Frau, Mr. Machia? Sie haben uns doch vorhin
erzählt, Steven Mannarino sollte Nummernschilder für den
Mord stehlen.«
»Das hat er wohl auch getan.« Machia kratzte sich am Kopf.
»Bei mir zu Hause.«
Andie blickte die Reihe entlang zu O’Flynn. Beide blinzelten,
als wüssten sie nicht, ob sie richtig gehört hatten.
Joel Goldenberger riss die Augen weit auf. »Er ist Ihr bester
Kumpel, Mr. Machia. Und da sagen Sie, er hätte die Nummern
schilder für diesen Mord von Ihnen gestohlen?«
»Ich habe gesagt, wir kannten uns seit unserer Kindheit,
Mr. Goldenberger. Er war mein ältester, nicht mein bester
Freund, und der Schlauste war er auch nicht gerade.«
Der ganze Gerichtssaal kicherte ungläubig. Auch die Richterin
versuchte wieder vergeblich, ein Lächeln zu verbergen. Als
Ruhe eingekehrt war, schüttelte der Staatsanwalt den Kopf.
»Also, Mr. Machia, fahren Sie fort.«
»Nachdem mich meine Frau angerufen hatte, rief ich Stevie an
und sagte: ›Hey, Stevie, du hast wohl den Arsch offen, was?‹
Entschuldigung, Euer Ehren. Jedenfalls hat er mir erzählt, seine
Mutter hätte die gestohlenen Nummernschilder gefunden und
weggeworfen, da hätte er Panik gekriegt. Er hat nur einen
Straßenblock entfernt gewohnt und kannte sich bei mir zu Hause
genauso gut aus wie bei sich. Er hat die Nummernschilder
meiner Frau in einer Kiste gefunden und gedacht, das würde
schon keiner merken.«
Ein paar Sekunden lang herrschte ungläubiges Schweigen.
»Was passierte, als die Polizei zu Ihnen nach Hause kam?«,
frage Goldenberger weiter.
»Meine Frau hat ihnen erzählt, jemand müsste über den Zaun
geklettert sein und die Dinger geklaut haben.«
»Ihre Frau ist ziemlich fix im Denken, Mr. Machia.«
»Ja, und verdammt fix im Sauerwerden.« Er schüttelte lä
chelnd den Kopf.
Diesmal konnte sich keiner mehr zurückhalten. Andie dachte,
dass jeder das gleiche Bild im Kopf hatte: die Ehefrau, die dem
Gangster mit der Bratpfanne hinterherjagte. Sie legte eine Hand
über ihr Gesicht und blickte zur Seite. Ihr Blick fiel auf Cavello,
der ebenfalls lächelte.
»Und die Polizei war mit dieser Erklärung
Weitere Kostenlose Bücher