Patterson James
Beteiligung am Mord an Sam Greenblatt?«
Denunziatta blickte auf seine Daumen hinab. »Ja.«
»Und Sie haben sich schuldig bekannt, an diesem Verbrechen
beteiligt gewesen zu sein. Ist das richtig?«
»Das ist richtig«, antwortete er. »Ich habe mich des Totschlags
schuldig bekannt.«
»Warum, Mr. Denunziatta? Können Sie Ihre tatsächliche
Beteiligung an Mr. Greenblatts Tod beschreiben?«
Denunziatta räusperte sich. »Thomas Mussina kam zu mir. Er
war damals Captain. Er unterstand direkt Dominic Cavello. Er
wusste, dass ein paar Leute, die für mich arbeiteten, dem Klan
einen Gefallen schuldeten. Jimmy Cabrule – er hatte Spielschulden. Und Louis Machia – der war darauf aus, zum Soldaten
gemacht zu werden. Er dachte, es sei eine gute Gelegenheit.«
»Mit ›Gelegenheit‹ meinen Sie, dass Mr. Machia formal im
Klan aufgenommen werden würde, wenn er sich am Mord an
Mr. Greenblatt beteiligte? Ist das korrekt?«
»Das ist korrekt, Mr. Goldenberger.«
»Fahren Sie fort, Mr. Denunziatta. Haben Mr. Cabrule und
Louis Machia diesen Mord ausgeführt?«
»Ja. Vor Greenblatts Haus in Jersey. Am 6. August 1993.«
»Sie scheinen das Datum gut zu kennen, Mr. Denunziatta.
Waren Sie dort?«
»Ich war dort in der Gegend.«
»In der Gegend?« Goldenberger legte den Kopf zur Seite.
»Ich fuhr mit einem Wagen durchs Viertel, vielleicht zwei
Blocks entfernt. Ich hörte die Schüsse und sah, wie Louis und
Jimmy C. vorbeirasten. Louis’ Freund Stevie Mannarino saß am
Steuer.«
»Fuhr sonst noch jemand in diesem Viertel herum,
Mr. Denunziatta? Zu dem Zeitpunkt, als Mr. Greenblatt ermordet wurde?«
»Ja, Sir.« Denunziatta nickte. »Tommy Mustopf. In einem
grauen Lincoln.«
»Okay, Thomas Mussina war da. In einem Lincoln. Saß bei
Mr. Mussina noch jemand im Wagen?«
»Ja.« Ralphie sog hörbar die Luft ein. »Dominic Cavello saß
im Wagen.«
»Wie konnten Sie sich so sicher sein, Mr. Denunziatta, dass es
Mr. Cavello war, der bei Thomas Mussina im Wagen saß?«
»Weil sie angehalten und mir zugewinkt haben. Ein paar
Blocks vom Tatort entfernt.«
»Aber das hat Sie nicht überrascht, Mr. Denunziatta? Ihn, den
Elektriker, dort zu sehen?«
»Nein, Sir.«
»Und können Sie den Geschworenen sagen, warum?«
»Weil Tommy mir am Abend zuvor gesagt hatte, sie würden
kommen. Er und Mr. Cavello. Er sagte, Mr. Cavello wolle
sichergehen, dass alles glattlief.«
Denunziatta blickte auf, als fühlte er sich magnetisch vom
Angeklagten angezogen.
Cavello erwiderte seinen Blick mit einem eiskalten, traurigen
Lächeln. Es hatte etwas Entschlossenes. Alle sahen es. Es war,
als würde die Temperatur im Gerichtssaal schlagartig um fünf
Grad sinken.
Erzähl ruhig weiter, schien Cavellos Lächeln zu sagen. Tu,
was du tun musst. Wenn alle Karten gespielt sind, werde ich
weitersehen.
Du bist dem Tode geweiht, Ralphie.
Goldenberger holte den Zeugen in die Gegenwart zurück.
»Ihrem Wissen nach zu urteilen, Mr. Denunziatta, wusste
Mr. Cavello bereits im Vorfeld vom Mord an Mr. Greenblatt?«
»Natürlich wusste er von dem Mord, Mr. Goldenberger.
Tommy hätte seine Schuhe nicht zugebunden, ohne dass es ihm
der Boss gesagt hätte. Cavello hat den Mord angeordnet.«
Auch Miriam Seiderman hatte diesen grässlichen Blick bemerkt.
Es hatte die Verhandlung fast zum Erliegen gebracht, dass sich
alle Augen auf Cavello richteten. Bisher hatte sich der Mafiaboss von seiner besten Seite gezeigt, aber Richterin Seiderman
wusste, dass sein Geduldsfaden schnell reißen konnte. Die
Aussagen der ersten beiden Zeugen waren vernichtend gewesen.
Das merkte sie den Geschworenen an. Nur ein Volltrottel würde
glauben, Cavello hätte nichts mit dem Mord an Greenblatt zu
tun.
Trotzdem saß er einfach da, als hätte er alles geplant. Sein
Leben ging den Bach hinunter, doch er stand über allem: Ihr
könnt mich nicht festhalten, ich bin stärker als ihr. Ich bin
stärker als das ganze System. Ihr könnt nicht über mich richten.
Ein Schauder lief ihr den Rücken hinab.
Nach Feierabend war sie mit ihrem Mann Ben und einem
seiner Mandanten zum Abendessen verabredet. Ben war Partner
bei Rifkin, Sales, einer der größten Rechtsanwaltskanzleien in
der Stadt. Miriam hörte zu, versuchte zu lachen. Der Mandant,
Howard Goldblum, war einer der erfolgreichsten Bauträger von
New York.
Doch innerlich hatte sie Angst. Immer wieder ging ihr der
Prozess durch den Kopf, irgendetwas tobte in ihr. Etwas, das mit
dem Mann zu tun hatte. Damit, dass er sich durch kein System
unterkriegen
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