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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todesschwur
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mit ihnen sein zu können. Die Geschworenen waren mit
Zivilfahrzeugen in ein Motel auf der anderen Seite des Holland
Tunnel in Jersey City gebracht worden. Acht US-Marshals
waren dort geblieben, um sie zu bewachen.
Ich war erschöpft und kam mir wie ein Stück Dreck vor, weil
ich diese Menschen aus ihrem Alltag riss. Aber als ich den
Schlüssel in meiner Wohnungstür drehte, wusste ich, dass ich
ein gutes Stück besser schlafen würde, weil ich es getan hatte.
Weil ich sie fortgeschafft hatte.
Überrascht stellte ich fest, dass die Lampen brannten. Zuerst
dachte ich, Ellen hätte Bereitschaftsdienst. Aber irgendetwas
war anders.
Dann kam Popeye nicht, um mich wie gewohnt zu begrüßen.
Und auf seinem Schlafplatz auf dem Sofa lag er auch nicht.
Hier stimmte was nicht.
Ich brauchte eine Sekunde. Und plötzlich fiel mir ein, wie mir
Cavello im Büro der Richterin gedroht hatte. Ich zog meine
Waffe.
Verdammte Scheiße! Nein! Langsam ging ich Richtung
Schlafzimmer. »Ellen! Bist du da drin? Ellen?«
Der Flurschrank stand weit offen. Ein paar Mäntel fehlten.
Ihre. Und zwei Koffer, die sonst immer ganz oben lagen. Und
einige Fotos auf der Konsole fehlten ebenfalls. Die von ihrer
Familie und so.
»Ellen!«
Das Licht im Schlafzimmer brannte, blendete grell in meinen
Augen. Das Bett war noch unbenutzt. Auch ein Tablett mit ihren
Parfüms und Körpersprays war leer geräumt.
In meiner Hilflosigkeit hatte ich das Gefühl, die Welt drehte
sich um mich und entzog sich meiner Kontrolle. Ich konnte
nicht glauben, was hier passierte. »Ellen … Ellen?«, rief ich
noch einmal.
Dann sah ich den Brief auf dem Bett. Auf meinem Kopfkissen.
Er war auf ihrem Briefpapier von der Klinik geschrieben.
Ich versank innerlich in einem tiefen Loch, als ich die erste
Zeile las.
Mein großer, starker Nick. Etwas Schwierigeres als dies hier
habe ich mein Lebtag noch nicht geschrieben …
    Ich setzte mich auf die Bettkante. Die Kissen lagen noch so, wie
Ellen sie gerne zurechtlegte, und ihr Duft schwebte noch in der
Luft.
    Ich weiß, dass es Dir wehtun wird, aber ich muss eine Weile
alleine sein. Wir wissen beide, dass das, was wir am anderen so
großartig fanden, im Moment nicht mehr da ist.
    In der Hoffnung, dass es Dir ein Lächeln entlockt: Ich verspreche Dir, es gibt keinen anderen, nur dieses schmerzende
Gefühl, dass wir einander nicht das geben, was wir haben
möchten oder brauchen. Und im Moment glaube ich, dass ich
eine Weile in mich selbst hineinschauen und herausfinden muss,
was ich von einem anderen Menschen haben möchte. Du bist
der Beste, Nick. Du bist schlau und zuverlässig, Du bist empfindsam und stark. Du bist so ein guter Mensch. Und Du weißt
auch, worin Du noch der Beste bist – das brauche ich nicht
weiter auszuführen!!!
    Du wirst eine Frau zu einer liebenden Partnerin machen. Ich
bin mir nur nicht sicher, ob ich das bin. Ich brauche diesen
Freiraum, Nick. Wir beide brauchen ihn! Wenn wir ehrlich sind,
so wie wir es immer miteinander gewesen sind.
    Ruf mich also bitte einen oder zwei Tage nicht an. Bitte mich
nicht zurückzukommen (wenn Du mich überhaupt zurückhaben
willst). Suche nicht nach mir. Sei einmal nicht der Polizist,
Nicky. Ich brauche die Kraft, um das zu tun. Ich bin bei Freunden und habe Popeye mitgenommen. Er hat mir schon gesagt,
dass ich total bekloppt bin. (Du bist immer das Alphatier, Nick,
auch gegenüber Katern!)
Ich liebe Dich aufrichtig, Nick. Wer würde das nicht tun?
    Ich ließ den Brief auf meinen Schoß sinken. Ach, da war noch
ein PS. Okay, ich habe ein bisschen gelogen. Das Medizinexamen war schwieriger.
    Ich nahm ein Foto von uns beiden vom Nachttisch, das in
Vermont beim Skifahren aufgenommen worden war. Verdammt,
Ellen, wir hätten damit fertig werden können. Wir hätten
zumindest reden können.
    Ich ging zum Telefon. Begann, ihre Mobilnummer zu wählen,
hörte aber mittendrin auf.
Sie hatte Recht. Lehn dich zurück, Nick. Gib ihr, worum sie
dich gebeten hat. Wir beide wussten es. Das, was wir am
anderen so großartig fanden, ist im Moment nicht mehr da.
Ich nahm meine Krawatte ab und warf das Jackett aufs Bett.
Dann legte ich mich einfach aufs Kissen und schloss die Augen.
Ich wollte mich leer und niedergeschlagen fühlen. Ich wollte
mir einen Scotch eingießen oder gegen einen Stuhl treten, wie
ich es immer tat, wenn solche Dinge passierten.
Aber ich konnte nicht. Ich konnte nicht.
Ellen hatte Recht. Das, was wir am anderen so großartig
fanden, ist im

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