Patterson James
DeMeo mit. Stevie stieg mit so einer dämlichen, kleinen
Reisetasche aus seinem Wagen und fragte, wie lange er weg sein
werde. Ich sagte, ein paar Wochen, bis Gras über die Sache
gewachsen sei.«
»Sie haben ihn angelogen, richtig? Sie hatten nicht die Absicht, ihm zu helfen?«
»Das stimmt.« Ralphie nickte und griff nach seinem Wasser.
»Was passierte dann, Mr. Denunziatta, nachdem Mr. Mannarino in diesen Wagen gestiegen war?«
»Sie fuhren davon, zu Larrys Werkstatt. Dort sagten sie, sie
wollten nur ein paar Kassetten holen für die Fahrt. Larry sagte
mir hinterher, Stevie habe keinen blassen Schimmer gehabt. Er
drehte sich um, erschoss ihn auf dem Rücksitz. Dann zersägten
sie ihn, wie Mr. Cavello gesagt hatte. Sie wollten zur Sicherheit
die Befehle korrekt ausführen. Anschließend brachten sie ihn in
die Poconos. Dort ist er immer noch, soweit ich weiß.«
»Und schließlich teilten Sie Mr. Cavello mit, dass der Mord
ausgeführt wurde«, sagte Joel Goldenberger.
»Ich teilte es Tommy mit.«
»Und kurz darauf wurden Sie zum Captain befördert?«
»Ja.« Er nickte. »Nach etwa zwei Monaten.«
»Und hat Mr. Cavello etwas darüber gesagt, warum Sie innerhalb dieser kurzen Zeit zum Captain gemacht wurden?«
Denunziatta blickte quer durch den Gerichtssaal. Zu Cavello.
»Er machte einen Witz darüber, dass ich mir so schnell kein
Grundstück in den Poconos kaufen würde.«
Selbst jetzt schien Cavello seine Bemerkung amüsant zu
finden.
»Danke, Mr. Denunziatta.« Goldenberger ging mit seinen
Notizen zu seinem Tisch. »Eine Sache noch.« Er drehte sich
wieder um. »Fand Louis Machia jemals heraus, was mit seinem
Freund passierte?«
Ralphie senkte den Blick. »Nein, Mr. Goldenberger, Louie
erfuhr nie, was mit Stevie passierte.«
Am Abend in ihrem Motelzimmer versuchte Andie erfolglos,
sich zu entspannen.
Sie fand Denunziattas Zeugenaussage ziemlich beunruhigend.
Je mehr sie über den Fall hörte, desto stärker wurde ihr Hass auf
Dominic Cavello, auch wenn sie wusste, dass sie objektiv
bleiben musste. Sie lag auf dem Bett und blätterte durch die Vanity Fair, doch ihre Gedanken schweiften zu Stevie ab, dem
vertrauensseligen Möchtegern mit seiner Zahnbürste und ein
paar frischen Unterhosen in seiner kleinen Reisetasche, der
gedacht hatte, sich in den Poconos verstecken zu können. Zersägt diesen dämlichen Fettsack und steckt ihn von mir aus in
eine Mülltonne.
Sie fühlte sich alleine. Sie stellte den Fernseher leise, in dem
ein Krimi lief, und griff nach dem Telefon, um Jarrod anzurufen.
»Hallo, Schatz«, meldete sie sich. Und schon stieg ihre Laune.
»Hallo, Mom!«, antwortete er. Allein seine Stimme zu hören
war toll. Wenn sie mit Jarrod redete, bekam sie immer gute
Laune. Sie waren Freunde.
»Wie läuft’s, Kumpel? Behandelt dich Tantchen Rita auch
gut? Füttert sie dich?«
»Ja. Sind alle nett hier. Das Essen ist prima.«
»Dann ist es also gar nicht so schlimm bei deinen Cousins?«
»Schon okay. Aber …« Jarrods Stimme wurde weich. »Warum musst du da sein, wo du bist, Mom?«
»Damit wir uns auf den Fall konzentrieren können. Damit uns
niemand stört.«
»Die Leute in der Schule sagen, das sei so, damit uns dieser
Typ von der Mafia nicht findet. Damit er uns nichts tun kann.«
Andie richtete sich auf und schaltete den Fernseher aus. »Hey,
die Leute in der Schule haben Unrecht, Jarrod. Niemand ist
hinter uns her.« Dass sie hier in diesem Motel sein musste,
völlig abgeschieden und allein, war eine Sache, aber dass ihr
neunjähriger Sohn in diesen Fall hineingezogen wurde, ging zu
weit.
Sie versuchte, ihn bei Laune zu halten. »Aber wie viele Kinder
haben schon die Chance, mit einem echten FBIler im Polizeiwagen zu fahren?«
»Ja, stimmt. Das war geil.«
Ein paar Sekunden herrschte Stille in der Leitung.
»Weißt du was?«, fragte sie schließlich. »Ich habe mit den
Zuständigen gesprochen. Sie haben gesagt, dass du nächsten
Dienstag herkommen kannst – zu deinem Geburtstag. Ich habe
gehört, hier in Jersey gibt’s einen ziemlich guten Italiener.«
Der Trick funktionierte. Jarrod war überglücklich. »Kann ich
dann über Nacht bleiben?«
»Und ob, Jar, auch das habe ich geklärt. Sie haben sogar
gesagt, sie würden dich am nächsten Morgen im Polizeiwagen
in die Schule fahren.«
»Klingt super! Du fehlst mir, Mom.«
»Du mir auch, Jarrod. Sogar noch viel mehr als ich dir.« Andie
nahm den Hörer ein Stück zur Seite und legte die Hand über
ihren Mund. Sie
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