Patterson James
Moment nicht mehr da.
Ellen hatte in vielen Dingen Recht.
Ein großer Bus wartete um acht Uhr morgens vor dem Garden
State Inn auf die Geschworenen.
Drei bewaffnete Marshals vom Gericht halfen ihnen beim
Einsteigen. Im Bus wartete ein anderer, schwer bewaffneter
Kollege. Und schließlich fuhren drei Streifenwagen mit Blaulicht vor. Die Eskorte. Ein Mann vom FBI hakte die Namen auf
einer Liste ab.
Das soll uns wohl ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, dachte
Andie, als sie in den Bus stieg. Hm, wer’s glaubt, wird selig.
Ihre Schwester Rita war zuvor von einem Mitarbeiter des
Gerichts hergefahren worden, um Jarrod abzuholen und zur
Schule zu bringen. Er sollte bei ihr und Onkel Ray bleiben, bis
dieses Chaos vorbei wäre. Andie war überrascht, wie locker er
am Abend zuvor mit der Situation umgegangen war. Kein
einziges Mal hatte er durchblicken lassen, dass er Angst oder
das Gefühl hatte, abgeschoben zu werden. Aber am Morgen
hatte er sie nicht verlassen wollen und angefangen, wie ein
kleiner Junge zu weinen. Ihr kleiner Junge, ihr Jarrod.
»Du musst deine Aufgaben erledigen und ich meine«, hatte sie
gesagt, als sie ihn fest umarmt und in Ritas Wagen gesetzt hatte,
bemüht, ihre eigenen Gefühle zurückzuhalten. »Und denk dran
… Florida ist eine Landzunge.«
»Eine Halbinsel«, hatte er sie korrigiert. Sie hatte gewinkt, als
sie losgefahren waren. Eins war sicher – in der Schule würde er
eine ziemlich spannende Geschichte zu erzählen haben.
Rosella ließ sich neben Andie auf den Sitz fallen. Die nervösen, verstörten Gesichter verrieten, dass dies hier alle Erwartungen überstieg.
»Mein Mann, er ist ziemlich böse wegen dem, was los ist. Er
sagt, zum Teufel mit den vierzig Dollar, Rosie, lass die Verhandlung sein. Was ist mit Ihnen? Sie müssen wahnsinnig
werden mit Ihrem Sohn.«
»Jarrod ist viel gewohnt«, antwortete Andie. Fast glaubte sie
ihren eigenen Worten. »Er wird darüber hinwegkommen.« Sie
drehte sich zu O’Flynn und Hector. »Um euch anderen mache
ich mir Sorgen.«
Noch bevor der Bus losfuhr, gab es Streit. Das war verständlich. Hector beharrte darauf: Dies war gegen das Gesetz. Man
müsse die Möglichkeit haben auszusteigen. Man könne niemanden gegen seinen Willen festhalten. Einige widersprachen ihm.
»Das ist dasselbe wie beim Heimatschutzgesetz.« Marc verdrehte die Augen. »Es dient unserer eigenen Sicherheit.«
Schließlich wurden die Türen geschlossen, und die Polizeiwagen vor dem Bus setzten sich mit eingeschaltetem Blaulicht in
Bewegung. Der Fahrer startete den Motor, und auch der Bus
rollte los.
Andie drückte ihre Wange gegen die Scheibe, während das
langweilige Motel, das für die nächsten paar Wochen ihre
Heimat sein sollte, in die Ferne rückte.
Schon allein bei dem Gedanken, Jarrod am Abend nicht zu
sehen, vermisste sie ihn. »Aber ich glaube auch nicht, dass sich
Sam Greenblatt freiwillig für diese Sache gemeldet hat«, sagte
sie sich schließlich.
Ich fühlte mich wie erschlagen, und meine Augen waren
geschwollen, nachdem ich in der Nacht kaum drei Stunden
geschlafen hatte. Ich versuchte, die Sache mit Ellen aus meinen
Gedanken zu verbannen, als ich am Morgen den Gerichtssaal
betrat. Cavello wurde von zwei Sicherheitsbeamten eng flankiert. Noch eine Szene, und er wäre weg.
Joel Goldenberger trat an den Zeugenstand. »Guten Morgen,
Mr. Denunziatta. Ich würde gerne dort weitermachen, wo wir
gestern aufgehört haben.« Er hielt ein paar Zettel in der Hand.
»Sie haben ausgesagt, Sie seien zu der Zeit, als Sam
Greenblatt getötet wurde, dort in der Gegend gewesen«, begann
er. »Und Sie hätten gesehen, wie Thomas Mussina mit jemand
anderem im Wagen umherfuhr. Würden Sie den Geschworenen
in Erinnerung rufen, wer diese Person war, Mr. Denunziatta?«
»Es war Dominic Cavello«, erklärte Denunziatta.
»Gut.« Goldenberger nickte und drehte ein Blatt um. »So, nun
möchte ich zu dem übergehen, was anschließend passierte.
Würden Sie sagen, dass Sie und Ihre Kollegen mit der Art, wie
die Arbeit erledigt wurde, zufrieden waren?«
»Ich denke, am Anfang waren wir zufrieden.« Ralphie zuckte
mit den Schultern. »Ich meine, wir haben den Auftrag erledigt,
alle entkamen, und niemand wurde verletzt.«
»Außer Mr. Greenblatt natürlich.«
»Außer Mr. Greenblatt, natürlich.« Denunziatta nickte mit
einem reumütigen Lächeln. »Vielleicht einen Tag danach, wenn
ich mich richtig erinnere, begann das Chaos.«
»Von welchem Chaos
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