Patterson James
Staaten. Obwohl
Cavello noch nicht verurteilt war, wollte die Regierung angesichts der Vorkommnisse in New York auf Nummer sicher
gehen.
Der Aufseher Richard Bennifer wartete auf uns. Er begleitete
uns in die Spezialüberwachungsabteilung, wo Cavello untergebracht war. Der einzige Besucherraum war verglast und wurde
durch eine ständig laufende Kamera überwacht. Zusätzlich
befand sich eine Wache mit einer Elektroschockwaffe im Raum.
Alle Gefangenen saßen lebenslänglich hier. Ich freute mich,
dass Cavello den Rest seines Lebens an einem solchen Ort
verbringen würde.
Ray Hughes und Joel Goldenberger beobachteten uns durch
die einseitig verspiegelte Scheibe von außen.
Cavello saß bereits im Besucherraum, als ich eintrat. Er trug
einen orangefarbenen Overall, die Füße waren aneinander
gekettet. Sein Gesicht war abgezehrter und magerer als beim
letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte, und sein Kinn war mit
einem dünnen, grauen Bartschatten überzogen.
Ihm war gesagt worden, dass sich die Staatsanwaltschaft
ausgiebig mit ihm unterhalten wollte. Als er allerdings mich sah,
musste er zweimal hinschauen, lächelte aber schließlich wehmütig, als wäre er gerade einem alten Freund begegnet.
»Nicky!« Er kippte seinen Stuhl nach hinten. »Sind Ferien
oder so was? Wer kümmert sich um die Studenten?«
Ich setzte mich hinter das Sicherheitsglas, ohne die Miene zu
verziehen. »Hi, Dom. Wie geht’s dem Kiefer?«
»Tut immer noch weh.« Er lachte. »Muss immer noch jedes
Mal an dich denken, wenn ich mir die Zähne putze.«
Dann drehte er sich zu der Wache hinter ihm. »Jetzt schau dir
diesen Typen an. Das letzte Mal, als er mich im Gefängnis
besuchen kam, musste ich monatelang meine Nahrung durch
einen Strohhalm schlürfen.« Er lachte keuchend. »Das ist der
Kerl, der hier drin sein sollte, nicht ich. Egal, du siehst gut aus,
Nicky. Spielst du Golf? Dass du in den Ruhestand gegangen
bist, scheint dir gut zu bekommen.«
»Ich durfte noch einmal meinen Dienst antreten, Dom, für
einen Tag.« Ich warf ihm ein müdes Lächeln zu. »Um Neuigkeiten zu überbringen.«
»Oh, Neuigkeiten? Gut, ich bekomme hier nicht viele Neuigkeiten. Gott, Nick, deine Karriere ist wohl steil abwärts
gegangen. Jetzt bist du ein Botenjunge. Egal, ich freue mich,
dass du hier bist. Ich habe gerne Besuch. Es ist nur so, dass du
ein bisschen kränklich wirkst. Muss an dem Jungen liegen, hm?
Schläfst du vielleicht nicht gut?«
Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Mir war klar, dass er
wieder eine Reaktion provozieren wollte, aber diesmal ließ ich
ihn einfach machen. »Ich werde hervorragend schlafen, Dom.«
»Und wie geht’s diesem Mädel? Du weißt schon, der Hübschen, die mit im Bus saß. Als ich gehört habe, dass sie
durchgekommen ist, wollte ich ein bisschen Geld in einen Fonds
oder so was einzahlen.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber
mein Anwalt meinte, sie würden es zurückschicken, wenn
rauskommt, dass es von mir stammt. Stell dir vor, jetzt wollte
ich einmal was Gutes tun. Tut ganz schön weh, hm? Also, du
Botenjunge, ich rede hier die ganze Zeit – was hast du denn für
Neuigkeiten? Ich bin ganz Ohr.«
»Wir dachten, es würde dich interessieren. Die Staatsanwaltschaft ergänzt die Anklage gegen dich um zwei weitere Punkte.«
»Noch zwei?« Er seufzte theatralisch. »Wer kann da noch den
Überblick behalten?«
»In diesem Fall wirst du das, Dom. Es geht um die Morde an
den Special Agents Manny Oliva und Ed Sinclair.«
Cavello runzelte die Stirn. »Ich muss schwer nachdenken, ob
ich die beiden kenne.«
»Wir haben die Mordwaffe, Dom. Ein paar Muschelsammler
haben sie entdeckt. Monatelang lag sie versteckt im Sand. Die
Ballistik hat es bestätigt: Es ist die Waffe, mit der die beiden
Agenten getötet wurden. Eindeutig. Du bist geliefert, Dom.«
Langsam verblasste Cavellos Grinsen zu einem besorgten
Blick. Jetzt ging es um ein Kapitalverbrechen, was die Mordwaffe belegte. »Muschelsammler, hm? Stell dir vor. Du siehst
aus, als hättest du im Lotto gewonnen, Pellisante. Und wo ist der
Witz an der Sache?«
»Der Witz ist, dass ich dich nächste Woche im Gericht sehen
werde, du dreckiges Stück Scheiße. Und es gibt noch eine
Neuigkeit: Die Verhandlung wird in Fort Dix in New Jersey
stattfinden. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Alles ist
abgesichert, die Geschworenen werden geheim ausgewählt und
in der Militärbasis untergebracht. Wir haben dich, Dom. USStaatsanwalt Goldenberger wartet
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