Patterson James
von Pinguinpuppen
bis zu Antarktis-T-Shirts. Überall streunten schäbige Hunde
herum. Vor den niedrigen Häusern standen seltsame Körbe auf
Pfählen. Im Vergleich zu der atemberaubenden Schönheit, der
wir bisher auf dieser Reise begegnet waren, war dies hier ein
Schlag ins Gesicht.
Wir fanden in der Nähe des Hafens ein bescheidenes Hotel
namens La Bella Vista, das unser Reiseführer als ordentlich
beschrieb. Ich blickte zu Andie und zuckte mit den Schultern.
»Eigentlich hatten wir doch das Ritz gebucht.«
Das Bett in unserem Zimmer war einsfünfzig breit, an der
Wand hingen ein paar Bilder der Stadt, wie sie vor hundert
Jahren ausgesehen hatte, sowie eine gerahmte Seekarte der
Antarktis, die hier so üblich war wie in Hotelzimmern in Rom
ein Bild vom Petersdom.
Wir traten hinaus auf den winzigen Balkon mit Blick auf den
Kanal. Dunkle Wolken hingen tief am Himmel, und auf der
anderen Seite des grauen Gewässers erhoben sich sanft die
Berge aus der Ebene. Ein kalter, kräftiger Wind schlug uns ins
Gesicht.
»Du kannst wirklich nicht behaupten, ich hätte dir keine
interessanten Orte gezeigt.«
Andie legte ihren Kopf auf meine Schulter. »Nein, das kann
ich von dir nicht behaupten.«
Wir wussten beide, dass der Spaß jetzt vorbei war.
110
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen gingen wir an die
Rezeption, um uns nach dem Weg zu erkundigen. Der Angestellte mit dem gewellten Haar begrüßte uns wie ein Liebespaar
in den Flitterwochen. Er war scharf darauf, uns als Führer zu
begleiten. »Möchten Sie die Pinguine sehen?«
»Keine Pinguine.« Ich zog unsere Karte heraus. »Wir suchen
nach einer Ranch außerhalb der Stadt. Vielleicht können Sie uns
helfen.«
»Ah, la estancia « , erwiderte er mit dem hier üblichen Namen
für die ausgedehnten Farmen, die seit dem 19. Jahrhundert in
Privatbesitz gewesen, jetzt aber in Nationalparks umgewandelt
worden waren.
Ich reichte ihm die Karte. »Wir suchen nach einer ganz bestimmten. Sie heißt El Fin del Mundo. «
» El Fin del Mundo « , wiederholte der Angestellte und nickte.
»Das Ende der Welt.«
»Sie kennen sie?«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Aber der Name passt.«
Wäre ich offiziell hier, hätte ich viele andere Möglichkeiten
gehabt, um Cavello ausfindig zu machen. Aber leider hätte es
dazu immer der örtlichen Polizei bedurft. Mit Sicherheit war die
Privatsphäre hier unten ein behütetes Gut, und ich wollte keine
Aufmerksamkeit auf uns lenken.
»Nördlich der Stadt gibt es viele estancias. « Der Angestellte
nahm einen Stift in die Hand und kreiste ein Gebiet auf der
Landkarte ein. »Hier, in der Nähe der Skipisten.
Oder hier.« Er kreiste ein anderes Gebiet weiter westlich ein.
»Haben Sie ein Auto, Señor?«
Ich nickte. »Vierradantrieb.«
»Sie werden jedes Rad davon brauchen.« Er grinste, als hätte
er einen Witz gemacht.
Wir verließen die Stadt Richtung Nordosten auf einer anderen
Strecke als der, über die wir hergekommen waren. Die Straße
führte eine Weile an der Küste entlang, vorbei an einsamen
Inseln. In der Ferne säumten die Berge von Chile den Horizont.
Wir folgten der Küste, bis wir auf eine Straße abbogen, die
steil hinaufführte.
»Lass mich raten«, sagte Andie mit gespielter Enttäuschung.
»Du willst die Pinguine wirklich nicht sehen?«
»Nachdem wir Cavello gefunden haben«, grinste ich. »Ich
werde dafür sorgen, dass uns noch etwas Zeit bleibt.«
Wir fuhren durch die Hochtäler oberhalb von Ushuaia. Hier
waren die Ebenen grüner, die Berge steil und schroff. Wir
kamen an einigen verwitterten Straßenschildern vorbei.
»Bridges Estancia«. Ein anderes mit einem Pfeil deutete in die
entgegengesetzte Richtung. »Chile«.
Die Landschaft war atemberaubend – gefrorene Wasserfälle,
die in die Tiefe schossen, hohe Klippen, Felsspalten voll Eis.
Wir kamen an einem wunderschönen See vorbei, aus dem
schroffe Gipfel, in bronzenes Licht getaucht, in Formen nach
oben ragten, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Die nächsten zwei Stunden holperten wir über jede gekennzeichnete Straße, die wir finden konnten, und fuhren durch ein
paar Holzgatter. Jedes Mal falscher Alarm.
Ich war sicher, hier oben eher dem Bigfoot als Cavello zu
begegnen. Auf dem Rückweg umrundeten wir die Berge und
kamen durch den Feuerland-Park. Wir sahen den größten
Eisblock, den man sich vorstellen konnte. Er war mindestens
zehn Meter hoch und erstreckte sich kilometerlang in ein Tal
zwischen zwei Gipfeln.
Wir fanden drei
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