Patterson James
kaufte ein kurzes Messer mit gezackter Klinge, ein
Fischermesser. Und eine Melone.
»Du stößt das Messer hier rein«, zeigte er ihr, führte ihren
Daumen an die weiche Stelle unter ihrem Kinn und drückte
gegen ihren Kehlkopf. »Damit ist er schachmatt gesetzt und
hilflos. Er wird nicht schreien können. Er wird viel zu schockiert
sein und viel zu stark bluten, um irgendwas tun zu können. Das
Blut wird überall herumspritzen, Andie. Darauf musst du
vorbereitet sein. Und du musst das Messer stecken lassen. Bis er
tot ist. Glaubst du, du schaffst das?«
Sie nickte zögernd. »Das schaffe ich.«
Nick reichte ihr das Messer. »Wirklich? Zeig’s mir.«
Es sah alles andere als geschickt aus, wie sie das Messer hielt.
Bisher hatte sie ein solches Ding nur zum Kochen benutzt.
Langsam führte sie es – allerdings mitsamt der Scheide – an die
Stelle unter Nicks Kinn und drückte zu.
»Lass mich mit der Melone üben«, sagte sie.
»Übe an mir. Fester«, verlangte er.
Andie drückte das Messer mit mehr Kraft in Nicks Kehle.
Er packte ihr Handgelenk. »Schnell – genau so.« Andie zuckte
zusammen, als er seine Hand nach oben schnellen ließ und
seinen Daumen in dieselbe Stelle an ihrem Hals drückte.
Sie keuchte.
»Du musst in der Lage sein, genau das hier zu tun«, erklärte er
und drückte noch fester zu. »Wenn er irgendwas dergleichen
erwartet oder dich erkennt, wird er dasselbe mit dir tun.«
»Du tust mir weh, Nick.«
»Wir reden davon, einen Mann zu töten, Andie.«
»Das weiß ich, Nick!«
Er ließ sie los.
Sie hielt das Messer, bis sie sich daran gewöhnt und sich ihre
Hand an den Griff angepasst hatte. Sie dachte an die vielen
Male, an die vielen Träume, in denen sie Cavello dies hatte
antun wollen.
Sie drückte das Messer noch tiefer in die Stelle, die Nick ihr
gezeigt hatte.
Er bog den Kopf unter dem Druck nach hinten. »Fester. Mit
einer einzigen Bewegung. Was ist, wenn wir keine andere
Möglichkeit haben, Andie? Was ist, wenn ich dir nicht rechtzeitig helfen kann?«
Andie riss die Hand nach oben und rammte das Messer gegen
Nicks Kehle. Mit schmerzverzerrtem Gesicht zuckte er nach
hinten.
»Besser.« Er nickte und griff zur Melone. »Jetzt zeig es mir
noch einmal. Ich will sehen, wie du mit aller Kraft in diese
Melone stichst. Töte Cavello, Andie!«
Dominic Cavellos Mittwoch war richtig beschissen geworden.
Er freute sich immer auf den Mittwoch. Bis dahin hatte er
immer schon genug davon, in dieser abgelegenen Ranch wie ein
Gefangener zu leben.
Mittwoch war der Tag, an dem er Rita, diesem heißen Feger,
die in der Bar Ideal arbeitete, die Besinnung raubte. Doch an
diesem Tag war Rita nicht da. Diese Schlampe war in Buenos
Aires bei irgendeinem Latinofamilienfest.
Also saß Cavello in der Bar herum und hielt sich, geil und
frustriert wie er war, an einem warmen Bier und seinem Würstchen fest. Früher musste er nie alleine essen. Ständig war er von
seinen Männern umgeben, von seinen Geschäftspartnern. Von
Dutzenden, wenn er wollte, und dazu kam noch eine Auswahl
an hübschen Körpern. Er hatte nur mit den Fingern zu schnippen
brauchen. Jetzt aß er die ganze Zeit alleine.
Er könnte genauso gut im Gefängnis sitzen. Na ja, vielleicht
doch nicht.
Cavello dachte darüber nach, wie er dieses kleine, süße Ding
von der Ranch vermisste. Mariella. Was für eine Verschwendung! Er dachte an ihren satinweichen Arsch, an ihre Babytitten.
Zumindest – und bei dem Gedanken musste er laut kichern –
war er der Einzige, der sie genommen hatte.
Bald würde es anfangen zu schneien und monatelang nicht
wieder aufhören. Dann wäre es noch schwieriger, Abwechslung
zu finden. Er nahm einen Schluck von diesem beschissenen
argentinischen Bier, hätte aber am liebsten den Tisch umgeworfen, so eingesperrt kam er sich vor. In Zeiten wie diesen hätte er
zu Hause nur geschnippt und alle Frauen haben können, die er
wollte. Egal wie alt. Oder jemandem eine Pistole in den Mund
schieben und um Gnade flehen lassen. Ja, das hatte ihm Spaß
gemacht. Zu Hause stünden ihm alle Möglichkeiten offen. Da
wäre er Dominic Cavello. Der Elektriker.
Diese Inkas hatten keine Ahnung, wer er war.
Er stand auf, warf ein paar zerknitterte Scheine auf den Tisch
und ging hinaus, wo er Lucha und Juan zunickte, die im Range
Rover auf der anderen Straßenseite saßen. In seinem schwarzen
Ledermantel, zum Schutz vor dem eisigen Wind leicht vorgebeugt, ging er den Hügel hinauf.
Verdammte Scheiße!
Während
Weitere Kostenlose Bücher