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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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grinste.
    »Ich habe eine neue Lieblingstheorie, die Theorie des Tages über uns beide. Ich glaube, sie stimmt. Willst du sie hören?« fragte sie. Sie war gut gelaunt, trotz der quälenden, frustrierenden Ermittlung. Wir waren beide gut gelaunt.
    »Nee«, sagte der Klugscheißer in mir, der Teil von mir, der auf emotionalem Gebiet zu große Angst hatte. Jedenfalls in letzter Zeit.
    Kate ignorierte mich klugerweise und fing mit ihrer Theorie an. »Alex, wir haben im Augenblick beide wirklich richtige Angst vor Bindungen in unserem Leben. Das ist eindeutig. Wir haben beide zu große Angst, glaube ich.« Sie ging vorsichtig vor. Sie spürte, daß das ein schwieriges Terrain für mich war, und sie hatte recht.
    Ich seufzte. Ich wußte nicht, ob ich jetzt darüber sprechen wollte, aber ich sprang ins kalte Wasser. »Kate, ich habe dir nicht viel von Maria erzählt… Wir haben uns sehr geliebt. So war es sechs Jahre lang zwischen uns. Dann starb sie. Das ist keine verklärte Erinnerung. Ich habe immer zu mir gesagt: ›Gott, was für ein unglaubliches Glück, daß ich diesen Menschen gefunden habe.‹ Maria empfand genauso.«
    Ich lächelte. »Jedenfalls hat sie das zu mir gesagt. Ja, ich habe Angst vor Bindungen. Vor allem habe ich Angst davor, wieder einen Menschen zu verlieren, den ich so sehr liebe.«
    »Ich habe auch Angst davor, einen anderen Menschen zu verlieren, Alex«, sagte Kate mit leiser Stimme. Manchmal wirkte sie schüchtern, und das was rührend. »In Der Pfandleiher kommt ein magischer Satz vor, jedenfalls magisch für mich: ›Mir ist alles genommen worden, was ich geliebt habe, und ich bin nicht gestorben‹.«
    Ich nahm ihre Hand und küßte sie leicht. Ich empfand in jenem Augenblick eine überwältigende Zärtlichkeit für Kate. »Ich kenne den Satz«, sagte ich.
    Ich sah Angst in ihren dunklen, blauen Augen. Vielleicht mußten wir beide weiter darüber reden, ganz gleich, was zwischen uns geschehen mochte, ganz gleich, was für Risiken es gab.
    »Darf ich dir noch etwas sagen? Noch ein Geständnis, das mir nicht leichtfällt? Es ist etwas Schlimmes«, sagte sie.
    »Ich will es hören. Selbstverständlich. Ich will alles hören, was du mir sagen willst.«
    »Ich habe Angst davor, daß ich sterben werde wie meine Schwestern, daß ich auch Krebs bekomme. In meinem Alter bin ich eine medizinische Zeitbombe. Oh, Alex, ich habe Angst, Menschen nahezukommen und dann krank zu werden.« Kate stieß einen langen, tiefen Seufzer aus. Es fiel ihr offensichtlich schwer, das auszusprechen.
    Wir hielten uns im Restaurant lange an den Händen. Wir tranken Portwein. Wir waren beide etwas still, ließen die starken Gefühle in uns zu, gewöhnten uns an sie.
    Nach dem Essen fuhren wir zu ihrer Wohnung in Chapel Hill zurück. Als erstes sah ich mich nach ungeladenen Gästen um. Ich hatte versucht, Kate während der Fahrt dazu zu überreden, daß sie in ein Hotel zog, aber sie sagte wie üblich nein. Ich blieb paranoid, was Casanova und seine Spiele anlangte. »Du bist so verdammt dickköpfig«, sagte ich, während wir gemeinsam alle Türen und Fenster überprüften.
    »Unabhängig ist ein viel besseres Wort«, konterte Kate. »Das wird man mit einem schwarzen Gürtel in Karate. Zweiten Grades. Paß auf dich auf.«
    »Mach’ ich ja.« Ich lachte. »Außerdem habe ich dir siebzig Pfund voraus.«
    Kate schüttelte den Kopf. »Das reicht nicht.«
    »Vermutlich hast du recht.« Ich lachte laut auf. Niemand versteckte sich in der Wohnung in der Altweibergasse.
    Niemand war dort außer uns beiden. Vielleicht war das furchterregender als alles andere.
    »Bitte, lauf jetzt nicht weg. Bleib eine Weile. Wenn du nicht gehen willst oder mußt«, sagte Kate zu mir. Ich stand immer noch in ihrer Küche. Meine Hände steckten verlegen in den Hosentaschen.
    »Ich wäre nirgends lieber als hier«, sagte ich. Ich war etwas nervös und überdreht.
    »Ich habe eine Flasche Chäteau de la Chaize. Ich glaube, so heißt der Wein. Er hat nur neun Dollar gekostet, aber er ist trinkbar. Ich habe ihn für dich gekauft, obwohl ich das damals noch nicht wußte.« Kate lächelte. »Ich habe ihn vor drei Monaten gekauft.«
    Wir setzten uns auf Kates Couch im Wohnzimmer. Die Wohnung war ordentlich, aber immer noch unheimlich. An den Wänden hingen Schwarzweißfotos ihrer Schwestern und ihrer Mutter. Glücklichere Zeiten für Kate. Ein verblüffendes Bild zeigte sie in einer rosa Uniform an einer Truckerraststätte, wo sie gearbeitet hatte, um sich

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