Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da
ich, »hört, hört.«
Sachs fuhr die Interstate 85 entlang, bog dann auf die Interstate 40 ab. An der Ausfahrt Chapel Hill verließ er sie. Wir folgten ihm weitere drei Kilometer durch die Stadt. Schließlich hielt er und parkte in der Nähe des Campus der University of North Carolina in der Franklin Street.
»Ich komme mir bei dem allen so merkwürdig vor, Alex. Ein Professor an der Duke University. Mit einer Frau und zwei schönen Kindern«, sagte Kate. »In der Nacht, in der er mich gepackt hat, muß er mir vom Campus aus gefolgt sein. Er hat mich beobachtet. Ich glaube, er hat mich hier ausgesucht.«
Ich warf Kate einen Blick zu. »Bist du okay?« fragte ich. »Sag’s mir, wenn du dem hier nicht gewachsen bist.«
Kate sah mich an. Ihr Blick war eindringlich, besorgt. »Bringen wir das hinter uns, zum Teufel. Schnappen wir ihn heute. Abgemacht?«
»Abgemacht«, pflichtete ich bei.
»Wir haben dich, Butt-Head«, murmelte Kate gegen die Windschutzscheibe.
Die malerische, hübsche Hauptstraße von Chapel Hill war schon um Viertel vor zwölf belebt. Collegestudenten und Professoren gingen aus und ein im Carolina-CoffeeShop, in Peppers Pizza und dem eben erst renovierten Intimate Bookstore. Alle beliebten Treffpunkte in der Franklin Street machten gute Geschäfte. Die Atmosphäre der Universitätsstadt hatte etwas Reizvolles; sie erinnerte mich an meine Zeit an der Johns-Hopkins-Universität. An die Cresmont Avenue in Baltimore.
Kate und ich konnten Wick Sachs aus einer Entfernung von etwa anderthalb Straßenkreuzungen folgen. Ich wußte, daß es jetzt leicht für ihn gewesen wäre, uns abzuhängen. Würde er zu dem Haus im Wald rasen? Würde er seine Frauen besuchen? War Naomi noch dort?
Er konnte mühelos in der Record Bar verschwinden oder in Spankys Restaurant an der Ecke. Durch eine Seitentür herauskommen und abhauen. Ein Katz-undMaus-Spiel hatte angefangen. Sein Spiel, seine Regeln. Bis jetzt hatten immer nur seine Regeln gegolten.
»Er kommt mir zu selbstgefällig vor, zu zufrieden mit sich selbst«, sagte ich, während wir ihn in einem vernünftigen Abstand verfolgten. Er hatte sich nicht einmal nach einem Verfolger umgeschaut. Er sah aus wie ein in Tweed gekleideter, sorgloser Professor bei einer Besorgung um die Mittagszeit. Vielleicht war er das ja auch.
»Immer noch okay?« erkundigte ich mich bei Kate. Sie beobachtete Sachs wie ein Hinterhofhund, der sich für erlittene Unbill rächen will. Ich dachte daran, daß sie irgendwo hier in Chapel Hill Karatestunden nahm.
»Mhm, hm. Aber jede Menge miese Erinnerungen werden aufgewühlt. Tatort und so weiter«, murmelte Kate.
Wick Sachs blieb schließlich vor dem hübschen, nostalgischen Varsity Theatre in der Innenstadt von Chapel Hill stehen. Er stellte sich neben eine Anschlagtafel, an der alle möglichen handschriftlichen Nachrichten und Plakate klebten, überwiegend an Studenten und Fakultätsmitglieder gerichtet.
»Was hat dieser Abschaum denn in einem Kino verloren?« flüsterte Kate und klang wütender denn je.
»Vielleicht möchte er entkommen, möchte sublimieren. Das ist das Geheimleben von Wick Sachs. Wir beobachten es.«
»Am liebsten möchte ich mich sofort auf ihn stürzen. Wie der Blitz«, sagte Kate.
»Ja, ich auch. Ich auch, Kate.«
Mir war die Anschlagtafel bei einem Spaziergang hierher schon einmal aufgefallen. Mehrere Zettel über vermißte Personen in Chapel Hill hingen daran. Über vermißte Studenten. Lauter Frauen. Mir ging durch den Kopf, es sei die grausame Pest, die hier zugeschlagen hatte, der niemand Einhalt gebieten konnte. Niemand hatte ein Heilmittel dagegen.
Wick Sachs schien auf etwas oder auf jemanden zu warten. »Mit wem zum Teufel will er sich hier in Chapel Hill treffen?« murmelte ich.
»Mit Will Rudolph«, sagte Kate sofort. »Seinem alten Studienkumpel. Seinem besten Freund.«
Ich hatte schon daran gedacht, daß Rudolph vielleicht nach North Carolina zurückkehrte. Zwillingsbildung konnte körperlich süchtig machten. In ihrer negativen Form basierte sie auf Komplizenschaft oder machtsteigerndem Verhalten. Die beiden entführten schöne Frauen und folterten sie dann oder brachten sie um. War das ihr gemeinsames Geheimnis? Oder steckte mehr dahinter?
»Er sieht so aus, wie Casanova ohne Maske aussehen könnte«, sagte Kate. Wir waren in einen kleinen, schicken Laden namens School Kids geschlüpft. »Sein Haar hat dieselbe Farbe. Aber warum hat er sein Haar nicht versteckt?« murmelte sie. »Warum
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