Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da
entlang. Sie hatten es offensichtlich nicht eilig. Sie gingen in unsere Richtung. Dann blieben sie vor der Kasse des Varsity Theatre stehen. Sie hielten Händchen. Richtig süß.
»Hol ihn der Teufel. Er weiß, daß er beobachtet wird«, sagte ich. »Was treibt er für ein Spiel?«
»Sie schaut in unsere Richtung. Vielleicht weiß sie es auch. Hallo, Suzanne. Was zum Teufel hast du vor, du Drachen?«
Sie kauften Kinokarten wie jedes normale Paar und gingen hinein. Die Kinoreklame kündigte an: »Roberto Benigni als Johnny Stecchino – eine Komödie zum Brüllen.« Ich fragte mich, wie Sachs in der Stimmung für eine italienische Komödie sein konnte. War Casanova derart cool? Ja, vermutlich war er es. Vor allem, wenn das alles zu seinem Plan gehörte.
»Ist die Kinoreklame auch eine Nachricht? Was will er uns sagen, Alex?«
»Daß das alles für ihn eine Komödie zum Brüllen ist? Das könnte schon sein«, sagte ich.
»Er hat einen gewissen Sinn für Humor, Alex. Das kann ich bestätigen. Er war fähig, über seine schlechten Witze zu lachen.«
Ich rief Kyle Craig aus einer Telefonzelle in der Nähe von Ben und Jerrys Eisdiele an. Ich erzählte ihm von dem Plakat über die verhungernden Frauen und Kinder. Er räumte ein, es könne eine Nachricht für uns sein. Bei Casanova war alles möglich. Als ich aus der Telefonzelle kam, waren Sachs und Suzanne Wellsley immer noch im Varsity Theatre und brüllten vermutlich vor Lachen über den italienischen Schauspieler Roberto Benigni.
Vielleicht lachte Sachs auch über uns? Frauen und Kinder verhungern. Kurz nach halb zwei kamen Sachs und Dr. Wellsley aus dem Varsity Theatre. Sie schlenderten zurück zur Kreuzung zwischen der Franklin Street und der Columbus Street. Der kurze Weg schien zehn Minuten zu dauern. Sie verschwanden im überaus beliebten Spanky’s, wo sie ein spätes Mittagessen einnahmen.
»Ist das nicht reizend? Junge Liebe«, sagte Kate mit einem Zischen in der Stimme. »Zum Teufel mit ihm. Und mit ihr auch. Zum Teufel mit Spanky’s, weil die da drinnen noch bedient werden.«
Sie setzten sich an ein Vorderfenster. Absicht? Sie hielten am Tisch Händchen und küßten sich mehrmals. Casanova, der Liebhaber? Ein Mittagspausentechtelmechtel mit einer Kollegin? Bis jetzt ergab nichts einen Sinn.
Um halb vier verließen sie das Restaurant und gingen das kurze Stück zu der Anschlagtafel zurück. Sie küßten sich wieder, dieses Mal etwas zurückhaltender, und trennten sich schließlich. Sachs fuhr zu seinem Haus in Hope Valley zurück. Wick Sachs spielte eindeutig mit uns. Sein Spiel, zu seinem Privatvergnügen. Katz und Ratte.
84. Kapitel
Kate und ich beschlossen, zu einem späten Abendessen in ein Restaurant namens Frog and the Redneck in der Innenstadt von Durham zu gehen. Sie sagte, wir hätten ein paar Stunden Pause nötig. Ich wußte, daß sie recht hatte.
Kate wollte erst noch nach Hause und bat mich, sie in zwei Stunden abzuholen. Ich war nicht gefaßt auf die Kate, die mir die Tür aufmachte. Sie trug nicht die üblichen Basse-Couture-Klamotten.
Sie hatte ein beigefarbenes Mantelkleid aus Leinen an, mit einer geblümten Bluse als Jackett. Das lange braune Haar war mit einem leuchtendgelben Schal zurückgebunden.
»Mein Sonntagsausgehstaat«, sagte Kate mit einem verschwörerischen Zwinkern. »Bloß kann ich es mir mit meinem bißchen Geld nach dem Studium nie leisten, zum Essen auszugehen. Hin und wieder mal eine Billigkneipe.«
»Hast du heute abend eine heiße Verabredung?« fragte ich in meinem üblichen scherzhaften Ton. Ich fragte mich jedoch, wer hier mit wem scherzte.
Sie schob meinen Arm locker in ihre Armbeuge. »Ehrlich gesagt, vielleicht ja. Du siehst heute abend gut aus. Sehr flott, sehr cool.«
Ich hatte meine üblichen Basse-Coutoure-Klamotten auch abgelegt und mich statt dessen flott und cool gekleidet.
Ich kann mich an nicht viel von der Autofahrt nach Durham erinnern, nur daran, daß wir die ganze Zeit redeten. Das Reden fiel uns nie schwer. Ich erinnere mich nicht genau an das Essen, nur daran, daß es sehr gut war, eine Mischung aus regionaler und europäischer Küche. Ich erinnere mich an Moschusente und an Heidelbeeren und Pflaumen mit Schlagsahne. Am deutlichsten weiß ich noch, wie Kate dasaß, einen Arm auf den Tisch gestützt, das Kinn auf den Handrücken gelehnt. Ein hübsches Porträtbild. Ich weiß noch, daß Kate irgendwann während des Essens den gelben Schal abnahm.
»Zuviel«, sagte sie und
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