Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da
Inzest. Vielleicht war er ein Voyeur oder ein Vergewaltiger. Jetzt ist er ein Sammler besonders schöner Frauen; er scheint nur die außergewöhnlichen auszusuchen. Er recherchiert über sie, Kyle. Da bin ich mir fast sicher. Er ist einsam. Vielleicht ist er auf der Suche nach der vollkommenen Frau.«
Kyle ruckte mit dem Kopf vor und zurück. »Gott verflucht noch mal, Mann, du bist ja verrückt. Du denkst wie er!«
»Das ist nicht komisch.« Ich packte Kyles Wange zwischen Daumen und Zeigefinger. »Jetzt erzähl mir mal was, das ich nicht schon weiß.«
Kyle löste sich aus meinem Griff an seiner Wange. »Laß uns ein Geschäft machen, Alex. Es ist ein gutes Geschäft, du brauchst mir gegenüber also gar nicht zynisch zu werden.«
Ich hob die Hand in Richtung der Kellnerin. »Die Rechnung! Getrennt, bitte.«
»Nein, nein. Warte. Es ist ein gutes Geschäft, Alex. Ich sage ungern, trau mir, aber du mußt mir vertrauen. Ich kann dir jetzt nicht alles erzählen, nur um zu beweisen, daß ich aufrichtig bin. Ich gebe zu, daß es ein viel schlimmerer Fall ist als jeder, den du bis jetzt erlebt hast. Was Burns anlangt, hast du recht. Der stellvertretende Direktor war nicht zufällig hier.«
»Ich hab’ mir schon gedacht, daß Burns nicht hier war, um sich die Azaleen anzuschauen.« Am liebsten hätte ich Kyle in der ruhigen Hotelbar angebrüllt.
»Okay, sag mir wenigstens eine Einzelheit, die ich nicht schon weiß.«
»Ich kann dir nicht mehr sagen, als ich dir schon erzählt habe.«
»Zum Teufel mit dir, Kyle. Gott verflucht noch mal, du hast mir nicht mal die winzigste Kleinigkeit erzählt.« Ich hob die Stimme. »Was für ein Geschäft willst du mir anbieten?«
Er hob die Hand. Er wollte, daß ich mich beruhigte. »Hör zu. Wie du weißt oder vermutest, ist das schon ein Viersternealptraum, über mehrere Zuständigkeitsbereiche verteilt, und er hat noch gar nicht richtig angefangen. Das mußt du mir glauben. Niemand hat bis jetzt was rausgekriegt. Jetzt kommt, was du dir meiner Meinung nach überlegen solltest.«
Ich verdrehte die Augen. »Ich bin froh, daß ich sitze«, sagte ich. »Für einen Mann in deiner Lage ist das ein hervorragendes Angebot. Weil du sowieso schon außerhalb des Durcheinanders der Zuständigkeitsbereiche und deshalb immun dagegen bist, könntest du es doch auch so lassen. Bleib außerhalb und arbeite direkt mit mir zusammen.«
»Mit dem FBI?« Ich verschluckte mich an meinem Bier. »Ich soll mit dem FBI kooperieren?«
»Ich kann dir alle Informationen zugänglich machen, die wir bekommen, sobald wir sie bekommen. Von mir kriegst du alles, was du brauchst, Mittel, Informationen und unsere neuesten Daten.«
»Und du brauchst nichts weiterzugeben, was ich herausfinde? Nicht einmal an die Orts- oder Landespolizei?« fragte ich.
Kyle war wieder sein ernsthaftes Selbst. »Hör mal, Alex, es ist eine umfangreiche und teure Ermittlung, aber es kommt nichts dabei heraus. Polizisten treten sich gegenseitig auf die Füße, während überall im Süden direkt vor unserer Nase Frauen verschwinden, darunter auch deine Nichte.«
»Ich verstehe das Problem, Kyle. Laß mich über die Lösung nachdenken. Mit ein bißchen Zeit.«
Kyle und ich sprachen noch eine Weile über sein Angebot, und ich konnte ihn festnageln, was ein paar Einzelheiten anlangte. Aber im Grunde hatte er mich schon in der Tasche. Wenn ich mit Kyle zusammenarbeitete, bekam ich die Unterstützung eines erstklassigen Teams, und ich hatte Einfluß, wann immer ich ihn brauchte. Ich war nicht mehr allein. Wir bestellten Burger und noch ein Bier, unterhielten uns weiter und versahen meinen Teufelspakt mit den letzten Feinheiten. Zum ersten Mal, seit ich in den Süden gekommen war, empfand ich etwas Hoffnung. »Ich muß dir noch was sagen«, sagte ich schließlich. »Er hat mir gestern nacht ein Briefchen geschickt. Ein nettes Briefchen, aufmerksam, zur Begrüßung.«
»Das wissen wir.« Kyle grinste wie der erwachsene Andy Hardy, der er ist. »Genaugenommen war es eine Postkarte. Mit einer Odaliske darauf, einer Liebessklavin aus einem Harem.«
32. Kapitel
Als ich in mein Zimmer zurückkam, war es etwas spät, aber ich rief Nana und die Kinder trotzdem an. Wenn ich verreist bin, rufe ich immer zu Hause an, zweimal täglich, morgens und abends. Bis jetzt hatte ich das noch nie versäumt, und ich hatte nicht vor, heute abend damit anzufangen.
»Hörst du auf Nana und bist zur Abwechslung ein braves Mädchen?« fragte ich Jannie, als
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