Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne

Titel: Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
mangelndes Selbstwertgefühl. Das alles hatte zu dem geführt, was Diana als ihren »Feind, dessen sie sich schämte« bezeichnete, der Bulimie.
    Jack fand die Rede eigenartig abstoßend, ja widerlich. Dianas Selbstmitleid berührte ihn überhaupt nicht, auch nicht, dass ihre Stimme sich hart an der Grenze zur Hysterie bewegte, die dicht unter der Oberfläche ihrer Darbietung zu schlummern schien – vielleicht ihr ganzes Leben lang.
    Das Publikum reagierte ganz anders als Jack. Sogar die für gewöhnlich eiskalten Geheimdienstleute schienen Gefühle für die beliebte Di zu hegen. Der Applaus nach ihrer Ansprache war tosend, schien aufrichtig gemeint zu sein und aus dem Herzen zu kommen.
    Dann erhoben sich alle im Ballsaal, auch Jack, und setzten den lautstarken, herzlichen Beifall fort. Jack hätte Di beinahe berühren können. Es lebe die Bulimie!, hätte er am liebsten gerufen. Ein Hurra auf alle meine zukünftigen Opfer!
    Es war an der Zeit, dass er wieder in Aktion trat. Es war Zeit für Nummer zwei in der Jack-und-Jill-Geschichte. Zeit, um vieles in Gang zu setzen.
    Jetzt war er an der Reihe, der Star des Abends zu sein – und zwar als Solist. Jack hatte noch eine andere sehr bekannte Person auf dieser Party beobachtet. Schon bei mehreren anderen Gelegenheiten hatte er ihre Gewohnheiten und Gesten studiert.
    Natalie Sheehan sah blendend aus – eigentlich noch besser als Di. Die äußerst beliebte Fernsehmoderatorin war blond und mit Absätzen ungefähr einssiebzig groß. Sie trug ein schlichtes schwarzes Seidenkleid. Sie versprühte Charme, aber hauptsächlich Klasse. Erste Klasse. Zutreffend hatte man Natalie Sheehan als »amerikanische Prinzessin« bezeichnet.
    Kurz nach halb zehn setzte Jack sich in Bewegung. Die Gäste tanzten bereits zu den Klängen des achtköpfigen Orchesters. Das Partygeplauder plätscherte gemächlich dahin: Marion Gingrichs Geschäfte, Handelsprobleme mit China, John Majors tägliche Sorgen, geplante Skiausflüge nach Aspen, Whistler oder Alta.
    Natalie Sheehan hatte drei Margaritas mit Salz um den Glasrand gekippt – in einem Zug. Jack hatte sie beobachtet. Sie ließ es sich zwar nicht anmerken, aber sie musste die Drinks spüren, musste ein bisschen beschwipst sein.
    Sie ist eine verdammt gute Schauspielerin, dachte Jack, als er neben ihr an eine der Bars trat, an denen die kostenlosen Drinks ausgeschenkt wurden. Sie ist eine Meisterin der einmaligen nächtlichen Gastspiele und Wochenendaffären. Jill hatte sie genauestens studiert. Ich weiß alles über dich, Natalie.
    Er machte zwei Schritte zur Seite, und plötzlich standen sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er roch ihr Parfüm. Blumen und Gewürze. Sehr schön. Er kannte sogar den Namen des Duftwassers: Escada acte 2 . Er hatte gelesen, dass es Natalies Lieblingsparfüm war.
    »Oh, Verzeihung. Tut mir Leid«, sagte er und spürte, wie seine Wangen rot wurden.
    »Nein, nein. Ich habe nicht aufgepasst, wo ich hintrete. Wie ungeschickt von mir«, sagte Natalie und lächelte. Es war ihr umwerfendes Großaufnahme-Lächeln im Fernsehen. Es war schon was, dieses Lächeln aus nächster Nähe zu erleben.
    Jack lächelte zurück. Plötzlich vermittelten seine Augen, dass er sie erkannt hatte. Er kannte sie. »Man vergisst selbst in elf Jahren Fernseharbeit keinen Namen und kein Gesicht«, sagte er zu Natalie Sheehan. »Das ist doch das genaue Zitat, oder?«
    Natalie verpasste keine Silbe. »Sie sind Scott Cookson. Wir sind uns im Meridian begegnet. Es war Anfang September. Sie sind Anwalt bei... einer angesehenen Kanzlei in Washington. Natürlich.«
    Sie lachte über ihren kleinen Scherz. Nettes Lachen. Schöne Lippen und perfekte Kronen. Die Natalie Sheehan. Seine Zielperson an diesem Abend.
    »Wir sind uns doch im Meridian begegnet?«, fragte sie und überprüfte als gute Reporterin die Fakten. »Sie sind doch Scott Cookson?«
    »Beide Fragen kann ich mit ja beantworten. Nach unserer Begegnung im Meridian mussten Sie zu einer anderen Veranstaltung in der britischen Botschaft.«
    »Sie scheinen wohl nie ein Gesicht oder eine Tatsache zu vergessen«, sagte sie. Das Lächeln blieb, wie festgefroren. Perfekt, strahlend, beinahe leuchtend. Der Fernsehstar im richtigen Leben – wenn dies hier das richtige Leben war.
    Jack zuckte mit den Schultern und spielte den leicht Verlegenen, was ihm bei Natalie nicht schwer fiel. »Manche Gesichter und manche Tatsachen«, sagte er.
    Sie ist eine klassische Schönheit, auf alle Fälle

Weitere Kostenlose Bücher