Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne
Wagen, aber auch etliche potente Sportflitzer. Mustangs, Bimmers, Vipers. Die Autos entsprachen weitgehend den Mitarbeitern, die ich oben gesehen hatte.
»Ich schlage vor, wir fahren mit beiden Wagen«, meinte Jeanne. Das klang vernünftig. »Wenn wir fertig sind, fahre ich hierher zurück. Sie können nach Washington weiter. Hawkins wohnt bei seiner Schwester in Silver Spring. Er ist derzeit zu Hause. Auf der Umgehungsstraße ist es höchstens eine halbe Stunde.«
»Wollen Sie ihn jetzt festnehmen?«, fragte ich. Ich hielt es für plausibel.
»Ich glaube, das sollten wir, nicht wahr? Nur um ein bisschen zu plaudern, wissen Sie.«
Ich ging zu meinem Porsche, sie zu ihrem Kombi. »Der Mann, den wir jetzt besuchen, ist ein Profikiller«, rief ich ihr durch die Garage zu.
»Soweit ich gehört habe, ist er einer unserer besten«, rief sie zurück. Ihre Stimme hallte von Beton und Stahl wider. »Ist das nicht ein seltsamer Gedanke?«
»Hat er für einen der Jack-und-Jill-Morde ein Alibi?«
»Soviel wir wissen, nicht. Wir müssen ihn noch genauer befragen – detaillierter.«
Wir stiegen in unsere Wagen und ließen die Motoren an. Mir fiel immer mehr auf, dass die CIA-Generalinspekteurin keine Bürokratin war. Auf alle Fälle hatte sie keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen. Meine auch nicht. Wir würden einen weiteren »Geist« treffen. War er Jack? Konnte es so leicht sein? Es waren schon seltsamere Dinge passiert.
Wir brauchten volle dreißig Minuten bis zum Haus von Hawkins’ Schwester in Silver Spring, Maryland. Die Häuser dort waren etwas überteuert, aber die Gegend galt immer noch als Mittelklasse. Nicht meine Mittelklasse, sondern die von anderen.
Jeanne parkte ihren Volvo neben einem schwarzen Lincoln, etwa fünfzig Meter vom Haus der Schwester entfernt. Sie ließ das Fenster an der Beifahrerseite herunter und sprach mit den beiden Agenten im dort geparkten Dienstwagen. Eines ihrer Observierungsteams, vermutete ich. Entweder das, oder Jeanne fragte nach der Adresse des Verstecks unseres Attentäters – ein Gedanke, den ich furchtbar komisch fand. Endlich mal was Lustiges. In letzter Zeit hatte es verdammt wenig zu lachen gegeben.
Plötzlich sah ich einen Mann aus dem Haus der Schwester kommen.
Ich erkannte Kevin Hawkins von den Fotos in den Akten. Es bestand kein Zweifel.
Er warf einen flüchtigen Blick auf die Straße. Er musste uns sehen. Dann rannte er auch schon los. Er schwang sich auf eine Harley Davidson, die in der Einfahrt parkte.
Ich brüllte »Jeanne« durch mein offenes Fenster und trat gleichzeitig aufs Gaspedal.
Dann begann ich mit der Verfolgung von ... Jack?
69.
Kevin Hawkins bog mit dem Motorrad auf den schmalen Rasenstreifen zwischen zwei Villen im Ranchstil ein und raste an etlichen weiteren Häusern vorüber. Bei einem war der Pool für den Winter mit einer hellblauen Plane abgedeckt.
Ich jagte meinen alten Porsche dieselbe Binnenroute entlang, die Hawkins nahm. Zum Glück waren die letzten Tage kalt gewesen, und der Boden war hart gefroren. Ich fragte mich, ob jemand in den Häusern zuschaute, als Auto und Motorrad wie verrückt im Zickzackkurs durch die Vorgärten rasten.
Das Motorrad machte eine scharfe Rechtskurve, bog auf die Erschließungsstraße hinter den letzten Häuserreihen ab. Ich folgte dichtauf. Mein Porsche sprang und hüpfte. Dann schabte er mit dem Unterboden hart gegen den hohen Randstein und knallte so heftig auf das Straßenpflaster, dass ich mit dem Kopf an den Dachhimmel prallte.
Als wir uns der Kreuzung näherten, nahmen auch der Volvo und der Lincoln das Rennen auf. Mehrere Kinder, die in der Gegend trotz des miserablen Wetters Straßen-Football spielten, hielten inne und starrten mit großen Augen auf die Polizeiverfolgungsjagd in der ruhigen Vorstadtstraße.
Ich hatte meine Glock hervorgeholt und das Seitenfenster heruntergekurbelt. Aber ich würde nicht schießen, sofern Kevin Hawkins nicht das Feuer eröffnete. Schließlich wurde er nicht wegen eines Verbrechens gesucht, das man ihm eindeutig nachweisen konnte. Bis jetzt hatten wir nicht mal einen Haftbefehl. Warum flüchtete der Kerl? Offenbar fühlte er sich wegen irgendetwas verdammt schuldig.
In einer Steilkurve legte Hawkins sich mit der Harley auf die Seite und schaltete in den vierten Gang hoch. Ich erinnerte mich an ein anderes Leben und an die Zeiten, die ich auf einem schnellen Motorrad verbracht hatte. Ich erinnerte mich an die ungeheure Wendigkeit dieser Maschinen und an die
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