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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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der Anführer«, sagte ich. »Soneji war lediglich sein Jünger!«
99.
    Früher oder später werden die meisten Polizeiermittlungen zu einem Katz-und-Maus-Spiel. Bei den komplizierten, langwierigen Ermittlungen ist es eigentlich immer so. Als erstes muß man sich jedoch über etwas klarwerden: Wer ist die Katze, und wer die Maus?
    In den nächsten Tagen überwachten Sampson und ich Simon Conklin. Wir ließen ihn merken, daß wir da waren, abwarteten und ihn ständig beobachteten. Ich wollte herausbekommen, ob wir Conklin so unter Druck setzen konnten, daß er etwas tat, was ihn verriet, daß er vielleicht sogar einen Fehler machte. Conklins Reaktion bestand aus einem gelegentlichen Gruß mit dem Mittelfinger. Das war bestens. Sein Radarschirm nahm uns zur Kenntnis, er wußte, daß wir da waren, uns immer in seiner Nähe befanden, ihn beobachteten. Ich merkte, daß wir ihn bereits ziemlich nervös machten, und dabei hatte ich mit dem Spielchen eben erst angefangen.
    Nach ein paar Tagen mußte John Sampson nach Washington zurück. Damit hatte ich gerechnet, die Polizei von D.C. konnte ihn schließlich nicht auf unbestimmte Zeit an dem Fall arbeiten lassen. Außerdem brauchten Alex Cross und seine Familie Sampson in Washington. Ich blieb allein in Princeton, was mir sowieso lieber war.
    Am Dienstagabend verließ Simon Conklin sein Haus. Ich folgte ihm in meinem Ford Escort, ließ es ihn bewußt bemerken. Doch irgendwann kehrte ich um, fädelte mich wieder in den dichten Verkehr rund um die Einkaufszentren ein und ließ ihn unbehelligt weiterfahren.
    Ich fuhr auf dem direkten Weg zu seinem Haus zurück und parkte ein Stück von der Hauptstraße entfernt an einer Stelle, die durch eine dichte Kiefernhecke und Gestrüpp den Blicken entzogen war. Ich kämpfte mich eilig durch das Dickicht, denn mir war klar, daß ich möglicherweise nicht viel Zeit hatte.
    Ich wußte inzwischen, wohin ich gehen mußte. Ich war angespannt und bereit für den letzten Teil des Spiels. Ich hatte das Puzzle zusammengesetzt, verstand jetzt das Spiel und meine Rolle darin. Mein sechster Sinn war hyperaktiv.
    Das Haus war aus Backstein und Holz gebaut und hatte an der Vorderfront ein seltsames fünfeckiges Fenster. Losgerissene aquamarinblaue Fensterläden schlugen hin und wieder gegen die Hauswand. Der nächste Nachbar war über anderthalb Kilometer entfernt, niemand würde mich also sehen können, wenn ich durch die Küchentür ins Haus einbrach. Mir war bewußt, daß Simon Conklin möglicherweise ebenfalls umgekehrt und mir hinterhergefahren war, falls er wirklich so intelligent war, wie er selbst glaubte. Doch das machte mir keine Sorgen. Ich hatte eine Hypothese über Conklin und seinen Besuch in Cross’ Haus, und ich mußte sie unbedingt überprüfen.
    Als ich das Schloß aufbrach, mußte ich plötzlich an Mr. Smith denken, daran, wie besessen er davon war, Menschen zu studieren und in ihr Leben einzudringen.
    Im Haus erwartete mich ein absolut unerträglicher Zustand: Es stank nach Möbeln von der Heilsarmee, die mit Körpergeruch und Schweiß getränkt waren. Alles war völlig verschmutzt. Ich hielt mir ein Taschentuch vor Nase und Mund, als ich damit begann, die verwahrloste Höhle zu durchsuchen. Ich hatte Angst davor, hier eine Leiche zu finden. Alles war möglich.
    Jedes Zimmer, jeder Gegenstand war eingestaubt und verdreckt. Für Simon Conklin sprach nur, daß er ein leidenschaftlicher Leser zu sein schien. In jedem Zimmer lagen aufgeschlagene Bücher, allein auf dem Bett ein halbes Dutzend. Soziologie, Philosophie und Psychologie schien er besonders zu schätzen: Marx, Jung, Bruno Bettelheim, Malraux, Jean Baudrillard. Drei ungestrichene Bücherregale, die vom Boden bis zur Decke reichten, waren mit Bücherstapeln vollgestopft. Ich hatte den Eindruck, daß das Haus bereits von jemandem durchwühlt worden war. Alles, was ich sah, paßte zu dem, was sich im Haus von Alex Cross abgespielt hatte.
    Über Conklins zerwühltem, ungemachtem Bett hing ein gerahmtes Aktfoto, vom Modell mit einem Kußmund neben dem Hintern signiert. Unter dem Bett lag ein Gewehr. Es war ein BAR – dieselbe Marke von Browning, die Gary Soneji in Washington benutzt hatte. Langsam breitete sich Gewißheit in mir aus.
    Simon Conklin wußte, daß das Gewehr kein schlüssiger Beweis war, daß es weder seine Schuld noch seine Unschuld bewies. Er wollte, daß es gefunden wurde. So, wie er gewollt hatte, daß Cross’ Polizeimarke gefunden wurde. Er trieb gern

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