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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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werden, weil er überreagiert und das hier verursacht hatte. Ich mußte erst meine Beherrschung zurückgewinnen, bevor ich etwas sagte.
    Ein Uniformierter links von mir murmelte unablässig: »Herrgott, Herrgott.« Ich merkte, wie traumatisiert er war. Er wischte sich ständig mit der Hand über Stirn und Augen, als wolle er die blutige Szene auslöschen.
    Der Rettungswagen kam innerhalb von Minuten. Wir beobachteten, wie zwei Sanitäter verzweifelt versuchten, das Leben des Streifenpolizisten zu retten. Er war jung, ungefähr Mitte Zwanzig, das rötliche Haar war zu einem kurzen Bürstenschnitt gestutzt. Die Vorderseite seines blauen Hemdes war blutgetränkt.
    Im hinteren Teil des Crackschuppens bemühte sich ein weiterer Sanitäter um Shareef Thomas, aber ich wußte schon, daß Thomas tot war.
    Schließlich sprach ich leise und sehr eindringlich mit Groza. » Wir wissen, daß Thomas tot ist, aber es gibt keinen Grund, daß Soneji es erfahren muß. So könnten wir ihn kriegen. Indem Soneji glaubt, daß Thomas lebendig in einem New Yorker Krankenhaus liegt.«
    Groza nickte.
    »Ich rede mit jemandem von der Stadt. Vielleicht können wir Thomas in ein Krankenhaus bringen. Vielleicht können wir das vor der Presse verlauten lassen, einen Versuch ist es wert.«
    Detective Grozas Stimme klang nicht sehr sicher, er sah auch nicht allzu gut aus. Ich war mir sicher, daß das beides auch für mich galt. Plötzlich hatte ich wieder das unheilverkündende Plakat vor Augen: C OP ERSCHOSSEN ! $10 000 B ELOHNUNG .
47.
    Niemand aus dem Menschenjägertrupp der Polizei würde je den Anfang erkennen, auch nicht die Mitte und schon gar nicht das Ende. Niemand von ihnen konnte sich vorstellen, worauf alles hinauslief, worauf es vom ersten Augenblick in der Union Station an hinauslaufen sollte.
    Gary Soneji verfügte über alle Informationen, die ganze Macht. Er wurde endlich wieder berühmt. Er war wieder jemand, sein Name tauchte alle zehn Minuten in den Nachrichten auf. Es war nicht besonders aufregend, daß sie mittlerweile Fotos von ihm zeigten. Niemand wußte, wie er heute aussah, gestern ausgesehen hatte, morgen aussehen würde. Und sie konnten schließlich nicht jeden in New York festnehmen.
    Er verließ gegen Mittag die Wohnung der verstorbenen Jean Summerhill. Die hübsche Frau hatte eindeutig seinetwegen den Kopf verloren, genau wie Missy in Wilmington. Er schloß mit ihrem Schlüssel hinter sich ab. Dann ging er auf der Seventythird Street nach Westen, bis er zur Fifth Avenue kam, und schließlich Richtung Süden. Der Zug war wieder auf den Gleisen.
    Er kaufte sich einen Kaffee in einem Pappbehälter, der rundum mit griechischen Göttern bedruckt war. Der Kaffee war die übliche Brühe von New York City, aber er trank ihn trotzdem in langsamen Schlucken. Er wollte am liebsten direkt hier auf der Fifth Avenue wieder in Rage geraten, er wünschte sich das wirklich. Er stellte sich ein Massaker vor, sah die Live - Berichterstattung von CBS, ABC, CNN und FOX schon bildlich vor sich.
    Apropos Berichterstattung: Alex Cross war heute morgen im Fernsehen zu sehen gewesen. Cross und die New Yorker Polizei hatten Shareef Thomas geschnappt. Hurra, das bewies, daß sie wenigstens in der Lage waren, seinen Anweisungen zu folgen.
    Während er an all den eleganten, gutgekleideten New Yorkern vorüberging, wurde Soneji wieder einmal daran erinnert, wie schlau er doch war, um wie vieles intelligenter als jedes dieser verklemmten Arschlöcher. Wenn nur einer dieser beschissenen Rotzaffen in der Lage gewesen wäre, nur einen Augenblick lang in seinen Kopf schauen zu können, dann hätten sie Bescheid gewußt.
    Doch das konnte niemand, hatte noch nie jemand gekonnt. Niemand war fähig, das Rätsel zu lösen. Weder den Anfang noch die Mitte oder das Ende.
    Plötzlich wurde er sehr zornig, fast so sehr, daß er sich nicht mehr beherrschen konnte. Er spürte das Aufwallen seiner Wut, während er durch die belebten Straßen ging. Er konnte kaum noch richtig sehen, Galle stieg ihm in die Kehle.
    Er schleuderte den fast noch vollen Becher Kaffee gegen einen vorübergehenden Geschäftsmann. Er lachte direkt in das schockierte, empörte Gesicht. Er brüllte vor Lachen über den Anblick, wie Kaffee von der Adlernase und dem eckigen Kinn des New Yorkers troff. Schwarzer Kaffee befleckte das teure Hemd und die dazu passende Krawatte.
    Gary Soneji konnte tun, was er wollte, und meistens tat er es auch.
    Seid auf der Hut!
48.
    Um sieben Uhr an jenem Abend

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