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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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eine falsche Information erhalten. In meinem Kopf spielten die Gedanken langsam verrückt. Vielleicht hatte Gary Soneji dem Crackschuppen bereits einen Besuch abgestattet, er war ein Verkleidungskünstler, möglicherweise war er jetzt im Moment sogar dort drin. Ich machte die Autotür auf und stieg aus. Die Hitze fiel mich an, und ich fühlte mich, als beträte ich einen Feuerofen. Es war trotzdem gut, aus dem Auto herauszukommen, aus dieser unerträglichen Enge.
    »Was haben Sie vor?« fragte Groza.
    Er war offensichtlich darauf gefaßt, den ganzen Tag lang im Auto zu sitzen, sich strikt an die Regeln zu halten und darauf zu warten, daß Soneji auftauchte.
    »Vertrauen Sie mir«, sagte ich.
45.
    Ich zog mein weißes Hemd aus und knotete es mir locker um die Taille. Dann kniff ich die Augen zusammen und fixierte abwechselnd nahe und ferne Ziele. »Alex!« rief Groza.
    Ich ignorierte ihn und schlurfte auf den baufälligen Crackschuppen zu. Ich glaubte, die Rolle des Junkies ganz ordentlich zu spielen. Es war nicht besonders schwer. Gott wußte, daß ich solche Typen in meiner Gegend oft genug gesehen hatte. Mein älterer Bruder war ein Junkie gewesen, bevor er starb.
    Der Crackschuppen wurde von einem leerstehenden Gebäude aus betrieben, das am Ende einer Sackgasse stand. Das war die übliche Vorgehensweise in allen Großstädten, die ich besucht hatte: D.C. Baltimore, Philadelphia, Miami, New York. Als ich die mit Graffitis bemalte Tür öffnete, sah ich, daß das hier eindeutig der absolute Tierpunkt war, selbst was Crackschuppen anlangte. Hier herrschte Endzeit. Und Shareef Thomas hatte auch noch das Virus.
    Überall auf dem verdreckten, fleckigen Fußboden lag Abfall herum, leere Sodadosen und Bierflaschen, Verpackungen aus diversen Schnellimbissen, Wendy’s, Roy’s und Kentucky Fried. Außerdem Crackröhrchen und Drahtkleiderbügel, die zum Reinigen der Crackpfeifen benutzt wurden. Es war die heiße Jahreszeit, Summer in the City .
    Ich nahm an, ein derartig heruntergekommener Schuppen werde von einem einzigen »Aufseher« geleitet. Man bezahlt dem Typ zwei oder drei Dollar für einen Platz auf dem Boden und kann außerdem Spritzen, Pfeifen, Zeitungen, Butanfeuerzeuge und vielleicht sogar Sprudel oder Bier kaufen.
    »Scheiß drauf«, »Aids« und »Junkies der Welt« war an die Wände gekritzelt. Außerdem herrschte ein dichter, undurchdringlicher Nebel, gegen den der Sonnenschein keine Chance hatte. Der Gestank war widerlich, schlimmer als auf einer städtischen Müllkippe.
    Es war jedoch unglaublich still, merkwürdig ruhig. Ich erfaßte dies alles mit einem Blick, sah aber keinen Shareef Thomas. Auch keinen Gary Soneji. Jedenfalls sah ich ihn bis jetzt nicht.
    Ein Mann mit einem Schulterhalfter über einem schmutzigen Bacardi-T-Shirt, der wie ein Latino aussah, war zuständig für die Frühschicht. Er war noch nicht richtig wach, aber es gelang ihm trotzdem, wie der Boß auszusehen. Er hatte ein altersloses Gesicht und einen dichten Schnurrbart.
    Es war eindeutig, daß Shareef Thomas eüiche Stufen tiefer gerutscht war. Falls er hier war, hing er mit den kaputtesten Typen überhaupt herum. Lag Shareef im Sterben? Oder versteckte er sich nur? Wußte er, daß Soneji möglicherweise nach ihm suchte?
    »Was willst du, Chef?« fragte der Latino leise und grollend. Seine Augen waren schmale Schlitze.
    »Nur ein bißchen Frieden und Ruhe«, sagte ich. Ich drückte mich fast respektvoll aus, als sei das hier eine Kirche – was es für einige der Menschen hier auch war.
    Ich reichte ihm zwei zerknitterte Scheine, und er wandte sich mit dem Geld ab.
    »Da hinein«, sagte er.
    Ich sah an ihm vorbei in den Hauptraum und hatte plötzlich das Gefühl, als umklammere eine kalte Hand mein Herz und presse es fest zusammen.
    Etwa zehn bis zwölf Männer und zwei Frauen saßen oder lagen auf dem blanken Boden und auf ein paar verdreckten, unglaublich dünnen Matratzen. Die Crackjunkies starrten überwiegend ins Leere, taten nichts und saßen fast unbeweglich. Es war, als ob sie langsam dahinschwänden oder sich in dem Rauch und Staub auflösten.
    Niemand bemerkte mich, was für mich nur von Vorteil war. Niemanden scherte es, wer in dieses Höllenloch kam oder es verließ. Shareef hatte ich noch immer nicht ausfindig machen können. Auch nicht Soneji.
    Im Hauptraum des Crackschuppens war es so finster wie in einer mondlosen Nacht. Es gab kein Licht bis auf hin und wieder angestrichene Streichhölzer, begleitet vom schabenden

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