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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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viel zuviele Filme. Vielleicht kommen deshalb visuelle Signale bei ihnen am besten an.
    »Ich beantworte Ihre Fragen«, erbot ich mich und brachte ein dünnes Lächeln zustande, »jedenfalls so gut ich kann.«
    »Erste Frage: Wer sind Sie?« rief ein Mann ganz vorn im Rudel mit einem schütteren roten Bart und einer Bekleidung wie aus einem Laden der Heilsarmee. Er sah wie der scheue Romanautor Thomas Harris aus. Vielleicht war er es.
    »Die ist einfach zu beantworten«, sagte ich. »Ich bin Thomas Pierce und gehöre zur verhaltenswissenschaftlichen Einheit des FBI.«
    Das brachte die Reporter einen Moment lang zum Schweigen. Denjenigen, die mein Gesicht nicht kannten, war zumindest mein Name geläufig. Die Tatsache, daß ich im Fall Cross hinzugezogen worden war, bedeutete schon eine Meldung an sich. Ein Blitzlichtgewitter blendete mich, aber das war nichts Neues mehr für mich.
    »Lebt Alex Cross noch?« rief jemand. Ich hatte eigentlich erwartet, daß das die erste Frage sein würde, aber die Medienmeute ist manchmal unberechenbar.
    »Dr. Cross lebt. Wie Sie sehen, bin ich eben erst angekommen, deshalb kann ich Ihnen nicht viel sagen. Bis jetzt haben wir keine Verdächtigen, keine Theorien, keine Spuren, keine besonders interessanten Gesprächsthemen.«
    »Was ist mit dem Fall Mr. Smith?« rief eine Reporterin mir zu. Sie war eine dunkelhaarige Frau, Typ Moderatorin, wirkte flink und aufgeweckt wie ein Backenhörnchen. »Wird der Fall Mr. Smith jetzt auf Eis gelegt? Wie können Sie an zwei großen Fällen gleichzeitig arbeiten, Doc?« fragte die Reporterin und lächelte herausfordernd. Sie war offenbar klüger und gewitzter, als sie aussah.
    Ich zuckte zusammen und verdrehte die Augen, erwiderte dann aber ihr Lächeln.
    »Wie gesagt, keine Verdächtigen, keine Theorien, keine Spuren, keine interessanten Gesprächsthemen«, wiederholte ich. »Ich muß jetzt ins Haus. Das Interview ist beendet. Danke für Ihr besorgtes Interesse, ich weiß, daß es in diesem scheußlichen Fall echt ist. Ich bewundere Alex Cross ebenfalls sehr.«
    »Haben Sie ›bewunderte‹ oder ›bewundere‹ gesagt?« rief ein anderer Reporter hinten in der Menge.
    »Warum sind Sie auf diesen Fall angesetzt worden, Mr. Pierce? Hat Mr. Smith etwas damit zu tun?«
    Ich zog bei dieser Frage wider Willen die Augenbrauen hoch. Ich spürte ein unangenehmes Pochen im Kopf. »Ich bin hier, weil ich manchmal Glück bei meinen Ermittlungen habe, in Ordnung? Vielleicht habe ich wieder Glück. Ich muß jetzt wirklich in den Schützengraben, aber ich verspreche Ihnen, daß ich Sie informiere, falls wir auf etwas stoßen. Ich bezweifle stark, daß Mr. Smith gestern nacht Alex Cross überfallen hat. Und ich habe ›bewundere‹ gesagt, also die Gegenwartsform gebraucht.«
    Ich zog Kyle Craig mit mir fort, hielt seinen Arm, vor allem, um mich zu stützen. Er grinste, sobald wir der Meute den Rükken gekehrt hatten.
    »Das war verdammt gut«, sagte er. »Ich glaube, es ist Ihnen gelungen, die Leute höllisch zu verwirren, sogar über die üblichen verständnislosen Blicke hinaus.«
    »Tollwütige Hunde aus dem vierten Stand.« Ich zuckte die Achseln. »Mit blutverschmierten Lippen und Wangen. Cross und seine Familie könnten ihnen im Grunde nicht gleichgültiger sein. Keine einzige Frage nach den Kindern. Edison hat einmal gesagt: ›Wir wissen über alles nicht ein Millionstel Prozent!‹ Die Presse kapiert das nicht, sie wollen immer alles schwarz auf weiß, sie verwechseln Simplifizierung und Einfalt mit der Wahrheit.«
    »Seien Sie nett zur Polizei von D.C.«, redete Kyle mir gut zu. Vielleicht war es auch nur eine freundschaftliche Warnung. »Die Leute sind emotional stark aufgeladen. Das dort auf der Veranda ist übrigens Detective John Sampson. Er ist ein Freund von Alex, genauer gesagt, Alex’ bester Freund.«
    »Großartig«, murmelte ich, »das ist genau der Mensch, den ich im Moment nicht sehen will.«
    Ich warf einen Blick auf Detective Sampson. Seine Miene glich einem schlimmen Gewitter kurz vor dem Ausbruch. Ich wollte weg von hier, wollte nichts mehr damit zu tun haben, konnte das alles nicht ertragen.
    Kyle tätschelte mir die Schulter.
    »Wir brauchen Sie hier. Soneji hatte versprochen, daß das hier eintritt«, erklärte er mir unvermittelt. »Er hatte es vorhergesagt.«
    Ich starrte Kyle Craig an. Er hatte diese Neuigkeit, die bei mir einschlug wie eine Bombe, mit seiner üblichen unbewegten, ruhigen Stimme vorgetragen, etwa so, wie Sam

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