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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Shepard unter Valium sprechen würde.
    »Sagen Sie das noch einmal, vor allem den letzten Teil.«
    »Gary Soneji hat Alex davor gewarnt, daß er ihn erledigen werde, selbst wenn er sterben sollte. Soneji hat gesagt, es gäbe keine Möglichkeit, ihn daran zu hindern. Es sieht aus, als ob er sein Versprechen gehalten hätte. Ich will, daß Sie mir sagen, wie. Erklären Sie mir, wie Soneji das geschafft hat. Deshalb sind Sie hier, Thomas.«
72.
    Meine Nerven waren schon bis zum äußersten angespannt. Mein Bewußtsein war derart geschärft, daß es fast schmerzhaft war. Ich konnte nicht fassen, daß ich hier in Washington war und zu diesem Fall hinzugezogen wurde. Erklären Sie mir, wie Gary Soneji das geschafft hat. Sagen Sie mir, wie es geschehen konnte. Das war alles, was ich tun mußte. Eins hatte die Presse richtig aufgefaßt. Man konnte mit Recht behaupten, daß ich als Ersteller von Täterprofilen im Augenblick das As beim FBI bin. Ich müßte an Tatorte von Gewaltverbrechen gewöhnt sein, aber ich bin es nicht. Sie rufen zu viele Störgeräusche herauf, zu viele Erinnerungen an Isabella, an Isabella und mich. An eine andere Zeit, einen anderen Ort, ein anderes Leben.
    Ich habe eine Art sechsten Sinn, was nichts Übernatürliches ist, überhaupt nichts dergleichen. Es ist nur einfach so, daß ich Rohmaterial und Fakten besser verarbeiten kann als die meisten Menschen, jedenfalls besser als die meisten Polizisten. Ich habe sehr starke Empfindungen, und manchmal sind meine aufgrund dieser Gefühle entstandenen Ahnungen nicht nur dem FBI, sondern auch Interpol und Scotland Yard nützlich gewesen. Meine Methoden unterscheiden sich jedoch radikal von den berühmten Ermittlungsverfahren des FBI. Trotz allem, was sie behaupten, glauben die Verhaltenswissenschaftler des FBI an genormte Vorgehensweisen mit wenig Spielraum für überraschende Eingebungen. Ich hingegen verlasse mich auf ein größtmögliches Spektrum von Eingebungen und Instinkten, die dann streng wissenschaftlich aufbereitet werden.
    Das FBI und ich sind eigentlich diametrale Gegensätze, und doch muß ich zu seinem Lob sagen, daß es mich immer wieder einsetzt. Solange ich keinen üblen Pfusch fabriziere, was jederzeit möglich ist. Zum Beispiel jetzt.
    Ich hatte in Quantico gearbeitet, Bericht erstattet über die grauenerregende und vielschichtige Ermittlung gegen »Mr. Smith«, als die Nachricht von dem Überfall auf Cross eintraf. Genauer gesagt, war ich noch nicht einmal einen ganzen Tag in Quantico gewesen, weil ich eben erst aus England zurückgekommen war, wo »Smith« seine »heiße« Mordspur fortgesetzt hatte, die ich im Zuge meiner Verfolgung immer nur noch lauwarm vorfand.
    Jetzt war ich in Washington, inmitten eines tobenden Gewitters wegen des Überfalls auf die Familie Cross. Ich schaute auf meine Uhr, eine TAGHeuer 6000, die mir Isabella geschenkt hatte – der einzige materielle Besitz, an dem mir wirklich etwas liegt. Es war kurz nach acht, als ich den Vorgarten von Cross betrat, ich merkte mir die Zeit. Etwas daran beunruhigte mich, aber ich wußte noch nicht genau, was.
    Ich blieb neben einem verbeulten, rostigen Rettungswagen stehen. Seine Lichter blinkten, und die Hintertür stand offen. Ich schaute hinein und sah einen Jungen, es mußte sich um Damon Cross handeln. Der Junge war übel zusammengeschlagen worden. Sein Gesicht und seine Arme waren blutüberströmt, aber er war bei Bewußtsein und redete leise mit den Sanitätern, die versuchten, sanft und beruhigend auf ihn einzugehen.
    »Warum hat er die Kinder nicht umgebracht? Warum hat er nur auf sie eingeprügelt?« fragte Kyle.
    Diese Frage beschäftigte uns beide.
    »Er war nicht voll bei der Sache.«
    Ich sagte das erste, was mir einfiel, vermittelte meinen ersten Eindruck. »Er stand unter dem Zwang einer symbolischen Geste Cross’ Kindern gegenüber, aber mehr war es nicht.«
    Dann wandte ich mich Kyle zu.
    »Ich weiß es nicht genau, Kyle. Vielleicht hat er Angst bekommen oder es eilig gehabt. Vielleicht hatte er Angst, Cross zu wecken.«
    Alle diese Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum. Ich hatte das Gefühl, dem Täter begegnet zu sein.
    Ich schaute an dem alten Haus hinauf, Cross’ Haus.
    »Okay, gehen wir ins Schlafzimmer, wenn Sie nichts dagegen haben. Ich will es sehen, bevor die Spurensicherung dort ihre Nummer abzieht. Ich muß unbedingt Alex Cross’ Zimmer sehen, ich habe das Gefühl, hier ist was oberfaul. Das war ganz bestimmt nicht Gary Soneji oder sein

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