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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Geist.«
    »Woher wissen Sie das?« Kyle packte mich am Arm und blickte mir fest in die Augen. »Woher wollen Sie das so sicher wissen?«
    »Soneji hätte die beiden Kinder und die Großmutter umgebracht.«
73.
    Überall in dem Eckschlafzimmer war Alex Cross’ Blut verspritzt. Ich bemerkte eine Stelle, wo eine Kugel direkt hinter Cross’ Bett durch das Fenster ausgetreten war. Die Bruchstelle war sauber, die Kreislinien waren gleichmäßig. Der Schütze hatte stehend geschossen, direkt über das Bett hinweg. Ich machte mir die ersten Notizen und fertigte außerdem eine Skizze des kleinen, relativ schmucklosen Schlafzimmers an.
    Es gab ein weiteres Beweisstück.
    In der Nähe des Kellers war ein Schuhabdruck entdeckt worden. Die Polizei arbeitete außerdem an einer ersten »Personenbeschreibung« des Täters, denn in der überwiegend von Schwarzen bewohnten Gegend war gegen Mitternacht ein Weißer gesehen worden. Einen Moment lang war ich fast froh, daß ich so überraschend aus Virginia hierherbeordert worden war. Es gab genügend Material, das ich aufnehmen und verarbeiten mußte, fast zuviel. Ich betrachtete in Gedanken versunken das zerwühlte Bett, in dem Cross offenbar auf einer handgenähten Steppdecke geschlafen hatte, und die Fotos seiner Kinder an der Wand.
    Alex Cross war ins St. Anthony’s Hospital gebracht worden, ansonsten war sein Schlafzimmer genau in dem Zustand, wie es der mysteriöse Täter hinterlassen hatte. War das seine Absicht gewesen? Handelte es sich um eine erste Nachricht an uns? Sicher war es so.
    Ich schaute die Papiere durch, die auf Cross’ kleinem Schreibtisch lagen. Es waren Notizen über Gary Soneji, die der Attentäter unberührt liegengelassen hatte. War das wichtig? Jemand hatte ein kurzes Gedicht an die Wand über dem Schreibtisch geklebt: Reichtum decket alle Sünden – Arme sind nur nackt zu finden.
    Außerdem hatte Cross gerade ein Buch mit dem Titel Push gelesen, einen Roman. Ein gelbes, liniertes Blatt Papier steckte darin, und ich las darauf: Schreib dieser begabten Autorin etwas über ihr wunderbares Buch!
    Die Zeit, die ich in dem Zimmer verbrachte, verging wie im Flug, fast als hätte ich jedes Gefühl für Zeit und Raum verloren. Ich trank einige Tassen Kaffee und erinnerte mich dabei an einen Satz aus der ungewöhnlichen Fernsehserie Twin Peaks : »Verdammt gute Tasse Kaffee, und heiß!«
    Letztendlich hatte ich fast anderthalb Stunden in Cross’ Schlafzimmer verbracht, vertieft in forensische Einzelheiten, gegen meinen Willen von dem Fall angezogen. Er war ein bösartiges, verstörendes Puzzle, aber ein sehr faszinierendes. Alles an der Sache mutete extrem und äußerst ungewöhnlich an. Ich hörte Schritte auf dem Flur und schaute auf, in meiner Konzentration gestört. Die Schlafzimmertür flog auf und krachte gegen die Wand. Kyle Craig steckte den Kopf herein, er sah äußerst besorgt aus, und sein Gesicht war kalkweiß. Etwas war geschehen. »Ich muß sofort weg. Alex hat einen Herzstillstand!«
74.
    »Ich komme mit«, sagte ich zu Kyle. Ich merkte, daß er dringend Gesellschaft brauchte. Und ich wollte Alex Cross sehen, bevor er starb. Falls es soweit kommen sollte, doch es klang ganz danach, und ich hatte ein ungutes Gefühl.
    Auf der Fahrt zum St. Anthony’s fragte ich Kyle behutsam nach dem Ausmaß von Dr. Cross’ Verletzungen und wie die Leute im Krankenhaus seinen Zustand einschätzten. Dann teilte ich Kyle meine Vermutungen über die Ursache des Herzstillstands mit.
    »Es liegt bestimmt am Blutverlust. Im Schlafzimmer ist überall eine Menge Blut, auf den Laken, auf dem Boden, an den Wänden. Soneji war besessen von Blut, stimmt’s? Ich habe davon heute morgen vor meinem Abflug in Quantico erfahren.«
    Kyle schwieg einen Moment lang, dann stellte er die Frage, mit der ich gerechnet hatte.
    »Bedauern Sie manchmal, daß Sie kein Arzt geworden sind?«
    Ich schüttelte den Kopf, runzelte leicht die Stirn.
    »Wirklich nicht. Etwas Unwiederbringliches ist in mir zerbrochen, als Isabella starb. Das läßt sich nie wieder kitten, Kyle, jedenfalls fürchte ich das. Ich könnte kein Arzt sein. Mir fällt es schwer, überhaupt noch an die Möglichkeit des Heilens zu glauben.«
    »Das tut mir leid«, sagte er ernst.
    »Und mir tut das mit Alex Cross leid, er ist Ihr Freund«, antwortete ich.
    Im Frühling 1993 hatte ich meinen Abschluß an der medizinischen Fakultät der Harvard University gemacht. In meinem Leben ging es in schwindelerregender Geschwindigkeit

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