Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
Soneji war hochintelligent, aber er hat am Schluß Fehler gemacht. Bis jetzt hat Mr. Smith keinen Fehler begangen.«
    »Und deshalb werden Sie dieses hirnrissige Rätsel lösen? Weil Gary Soneji Fehler machte?«
    »So früh sage ich nichts«, erklärte ich Sampson, »dazu kenne ich das Geschäft zu gut. Sie ja wohl auch.«
    »Hat Gary Soneji in Alex’ Haus einen Fehler gemacht?« fragte er plötzlich, und seine dunklen Augen wirkten durchdringend.
    Ich seufzte laut.
    »Ich glaube, daß irgend jemand einen Fehler gemacht hat.«
    Der Hubschrauber setzte außerhalb von Princeton zur Landung an. Auf einem Bundeshighway bewegten sich ein paar Autos nahezu lautlos am Flugplatz vorbei, aus denen uns Menschen beobachteten. Mit Sicherheit konnte man davon ausgehen, daß hier alles angefangen hatte. Das Haus, in dem Gary Soneji aufgewachsen war, lag keine zehn Kilometer entfernt. Es war die ursprüngliche Höhle des Ungeheuers.
    »Sind Sie sicher, daß Gary Soneji nicht mehr am Leben ist?« fragte John Sampson noch einmal. »Sind Sie sich da absolut sicher?«
    »Nein«, sagte ich schließlich. »Noch bin ich mir über gar nichts sicher.«
83.
    Nimm nichts als gegeben, stell alles in Frage.
    Als wir auf dem kleinen Privatflugplatz aufsetzten, spürte ich, wie sich mir die Nackenhaare sträubten. Irgend etwas stimmte hier nicht. Was empfand ich im Fall Cross?
    Hinter den dünnen Begrenzungsstreifen der Rollbahn erstreckten sich kilometerweit Kiefernwälder und Hügel. Die Schönheit der Landschaft, die unglaublichen Grüntöne erinnerten mich an Cezanne: »Die üppigsten Farben ergeben die vollkommene Form.« Ich hatte die Welt nie wieder wie früher gesehen, nachdem ich das gehört hatte.
    Hier in der Nähe war Gary Soneji aufgewachsen. War es möglich, daß er noch am Leben war? Nein, das glaubte ich nicht. Aber konnten wir hier Verbindungen finden?
    Uns holten zwei Agenten ab, die eine blaue LincolnLimousine für uns mitbrachten. Sampson und ich fuhren von Princeton nach Rocky Hill und dann hinüber nach Lambertville, um Sonejis Großvater zu besuchen. Ich wußte, daß Sampson und Alex Cross vor noch nicht einmal einer Woche in Princeton, New Jersey, gewesen waren, trotzdem hatte ich eigene Fragen und eigene Theorien, die ich im Feldversuch auf die Probe stellen mußte.
    Außerdem wollte ich die Gegend sehen, in der Gary Soneji aufgewachsen war, wo sein Wahnsinn entstanden und genährt worden war. Vor allem wollte ich mit jemandem sprechen, gegen den weder Cross noch Sampson gründlich ermittelt hatten, einem neuen Verdächtigen.
    Nimm nichts als gegeben, stell alles in Frage – und jeden.
    Der fünfundsiebzigjährige Walter Murphy, Garys Großvater, wartete auf einer langen, weißgestrichenen Veranda auf uns. Er bat uns nicht ins Haus.
    Von der Veranda des Farmhauses hatte man einen hübschen Ausblick. Ich entdeckte überall Polyantharosen, ein undurchdringliches Gestrüpp. Die Scheune daneben wurde von Giftsumach überwuchert. Ich vermutete, daß der Großvater die Pflanzen einfach wild wachsen ließ.
    Ich konnte Gary Soneji auf der Farm seines Großvaters spüren. Ich spürte ihn in jedem Winkel.
    Walter Murphy war angeblich völlig ahnungslos gewesen, daß Gary zum Mord fähig war. Es gab keinen einzigen Anhaltspunkt dafür.
    »Manchmal glaube ich, daß ich mich mit dem Geschehenen abgefunden habe, aber dann ist es plötzlich wieder ganz neu und unfaßbar«, sagte er, während die Mittagsbrise sein langes, weißes Haar zerzauste.
    »Standen Sie Gary sehr nahe, auch als er schon älter war?« fragte ich vorsichtig.
    Ich musterte seinen Körperbau. Er war kräftig, seine stämmigen Arme sahen aus, als ob sie durchaus noch körperlichen Schaden anrichten könnten.
    »Ich erinnere mich an viele lange Gespräche mit Gary, seit er ein kleiner Junge war, bis zu der Zeit, als ihm unterstellt wurde, diese beiden Kinder in Washington entführt zu haben.« Unterstellt wurde.
    »Und das hat Sie wirklich völlig überrascht?« fragte ich. »Sie hatten keine Ahnung?«
    Walter Murphy sah mich zum ersten Mal direkt an. Ich wußte, daß ihm mein Ton zuwider war, die Ironie, die darin lag. Wie wütend konnte ich ihn machen? Wieviel Jähzorn steckte in dem alten Mann?
    Ich beugte mich näher zu ihm hinüber und hörte genauer hin. Ich beobachtete jede Geste, jede Gesichtszuckung. Ich sammelte Fakten.
    »Gary wollte immer dazugehören, genau wie alle anderen auch«, sagte er unvermittelt. »Er hat mir vertraut, weil ich ihn so akzeptiert

Weitere Kostenlose Bücher