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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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habe, wie er war, und das wußte er.«
    »Was hatte Gary denn an sich, das akzeptiert werden mußte?«
    Der Blick des alten Mannes schweifte zu den friedlich aussehenden Kiefernwäldern in der Umgebung der Farm. Ich konnte Gary auch in diesen Wäldern spüren. Es war, als beobachte er uns.
    »Er konnte manchmal feindselig sein, das gebe ich zu. Er hatte eine spitze Zunge. Gary hatte etwas Überhebliches an sich, an dem sich manche gestört haben.«
    Ich blieb an Walter Murphy dran, ließ ihm keine Zeit zum Atmen.
    »Aber in Ihrer Gegenwart nicht?« fragte ich. »Sie haben sich nicht an seiner Art gestört?«
    Die klaren blauen Augen des alten Mannes kehrten von dem Ausflug in die Wälder zurück.
    »Nein, wir haben uns immer nahegestanden. Das weiß ich, auch wenn die teuren Seelenklempner behaupten, daß es für Gary nicht möglich war, Liebe zu empfinden oder für jemanden überhaupt irgend etwas zu empfinden. Ich war nie das Opfer einer seiner Wutanfälle.«
    Das war im Grunde eine faszinierende Enthüllung, aber ich witterte, daß es eine Lüge war. Ich warf Sampson einen raschen Blick zu. Er betrachtete mich mit neuen, interessierten Augen.
    »Diese Wutanfälle anderen Menschen gegenüber, waren die vorsätzlich geplant?« fragte ich.
    »Sie wissen doch verdammt genau, daß er das Haus seines Vaters und seiner Stiefmutter niedergebrannt hat. Die beiden waren drin, außerdem noch sein Stiefbruder und seine Stiefschwester. Gary hätte eigentlich in der Schule sein sollen. Er war Stipendiat an der Peddie-Schule in Highstown. Er hatte sich dort mit anderen Jungen angefreundet.«
    »Haben Sie je einen der Freunde von der Peddie kennengelernt?«
    Meine Fragen kamen immer schneller, und das machte Walter Murphy zu schaffen. War er so jähzornig wie sein Enkel?
    Ein Funke blitzte in den Augen des alten Mannes auf – unverkennbar Zorn. Vielleicht kam jetzt der wahre Walter Murphy zum Vorschein.
    »Nein, er hat seine Schulfreunde nie mit hierhergebracht. Sie wollen wohl unterstellen, daß er keine Freunde hatte, daß er nur normaler wirken wollte, als er war! Läuft Ihre Analyse darauf hinaus? Sind Sie Gerichtspsychologe? Ist das hier ein Spielchen?«
    »Was war mit Zügen?« fragte ich.
    Ich wollte herausfinden, was Walter Murphy mit diesem Begriff anfing. Das war wichtig, ein Test, ein Moment der Wahrheit.
    Komm schon, alter Mann. Züge!
    Er schaute wieder hinüber zu den Wäldern.
    »Mmm. Das hatte ich völlig vergessen, ich habe lange nicht mehr an die Eisenbahn gedacht. Fionas Sohn, ihr leiblicher Sohn, hatte eine teure Lionel-Modelleisenbahn. Gary durfte nicht mal im selben Zimmer sein wie die Eisenbahn. Als er zehn oder elf war, ist die Eisenbahn eines Tages plötzlich verschwunden. Der ganze verdammte Zug war weg.«
    »Was war damit passiert?«
    Walter Murphy hätte fast gelächelt.
    »Alle haben gewußt, daß Gary sie geklaut hatte. Kaputtgemacht oder irgendwo verbuddelt. Sie haben ihn einen ganzen Sommer lang verhört, weil sie wissen wollten, wo die Eisenbahn war, aber er hat ihnen nichts gesagt. Sie haben ihn den ganzen Sommer lang immer wieder in den Keller gesperrt, aber er hat’s trotzdem nicht verraten.«
    »Es war sein Geheimnis, seine Macht über sie«, sagte ich, schob noch ein bißchen »Analyse« nach.
    Allmählich wurden mir einige beunruhigende Dinge über Gary und seinen Großvater klar. Ich lernte Soneji langsam kennen und kam dadurch vielleicht näher an denjenigen heran, der in Washington die Familie Cross überfallen hatte. In Quantico wurden gleichzeitig Theorien über mögliche Trittbrettfahrer überprüft. Mir gefiel die Partnertheorie sehr – bis auf die Tatsache, daß Soneji leider nie einen Partner gehabt hatte.
    Wer war in Cross’ Haus geschlichen? Und wie?
    »Ich habe auf dem Weg hierher etliche Protokolle von Dr. Cross gelesen«, sagte ich zu Garys Großvater. »Gary hatte einen immer wiederkehrenden Alptraum, der hier auf Ihrer Farm spielte. Wissen Sie darüber Bescheid? Kennen Sie Garys Alptraum von Ihrer Farm?«
    Walter Murphy schüttelte den Kopf, aber er blinzelte und zuckte mit den Lidern. Er wußte etwas.
    »Ich hätte gern Ihre Erlaubnis, hier etwas zu suchen«, sagte ich schließlich. »Ich brauche zwei Schaufeln und Spitzhacken, falls Sie welche haben.«
    »Und wenn ich nein sage?« Er hob plötzlich die Stimme.
    Zum ersten Mal zeigte er sich unverhohlen abweisend. In diesem Moment ging mir ein Licht auf. Der alte Mann spielte ebenfalls Theater, deshalb verstand er Gary

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