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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Murphys Anwesen grub, dachte ich zurück an unsere Farm in Südkaliformen. Die große rote Scheune und die beiden kleinen Koppeln standen mir lebhaft vor Augen. Wir besaßen damals sechs Pferde. Zwei davon waren die Zuchthengste Fadl und Rithsar. Jeden Morgen nahm ich den Rechen, die Mistgabel und einen Schubkarren und mistete die Ställe aus, anschließend schob ich den Karren zum Misthaufen. Ich füllte Kalk und Stroh auf, wusch die Tränkeimer aus und füllte frisches Wasser hinein, erledigte kleine Ausbesserungen. So lief jeder Morgen in meiner Jugend ab. Ja, ich konnte tatsächlich mit einer Schaufel und einer Spitzhacke umgehen.
    Sampson und ich benötigten eine halbe Stunde, bis wir einen flachen Graben ausgehoben hatten, der sich bis zu der alten Eiche in Murphys Anwesen erstreckte. Der ausladende Baum war von Gary in den Nacherzählungen seiner Träume mehrmals erwähnt worden. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, daß uns Walter Murphy die Ortspolizei auf den Hals hetzen würde, aber dazu kam es nicht. Außerdem rechnete ich fast damit, daß Soneji plötzlich auftauchte. Aber auch dazu kam es nicht.
    »Jammerschade, daß Gary uns nicht einfach eine Skizze hinterlassen hat.« Sampson ächzte und stöhnte in der heißen, stechenden Sonne.
    »Er hat seinen Traum sehr nachdrücklich geschildert. Ich glaube, er wollte, daß Alex hierherkommt. Alex oder sonstjemand.«
    »Sonstjemand ist hergekommen. Wir beide. He, Achtung, da unten ist was! Unter meinen Füßen!« rief Sampson plötzlich.
    Ich trat auf seine Seite des Grabens, dann schaufelten wir beide weiter, beschleunigten das Tempo. Wir arbeiteten Seite an Seite und schwitzten dabei heftig. Fakten, mahnte ich mich. Auf dem Weg zu einer Antwort geht es nur um Fakten. Sie sind der Anfang einer Lösung. Auf einmal erkannte ich, worauf wir in dem flachen Graben, in Garys Versteck neben der Feuerstelle, gestoßen waren.
    »Herrgott noch mal, ich kann’s nicht fassen. Herrje!« stammelte Sampson.
    »Tierknochen. Sieht ganz nach dem Schädel und dem Oberschenkel eines mittelgroßen Hundes aus«, sagte ich.
    »Jede Menge Knochen!« fügte Sampson hinzu.
    Wir gruben noch schneller weiter. Unser Atem ging jetzt rasselnd und mühsam, wir hatten schließlich fast eine Stunde lang in der Sommerhitze gegraben, und es waren über dreißig Grad, eine schwüle Hitze. Wir standen bis zu den Hüften in der Erde.
    »Verdammt! Wieder ein Treffer. Erkennen Sie das aus einem Ihrer Anatomieseminare wieder?« fragte Sampson.
    Wir schauten hinunter auf die Teile eines menschlichen Skeletts.
    »Das ist ein Schulterblatt und ein Unterkieferknochen. Könnten von einem kleinen Jungen oder Mädchen stammen«, erklärte ich ihm.
    »Ist das also das Werk des kleinen Gary? Ist das Garys erster Mord? Ein anderes Kind?«
    »Ich weiß es nicht. Vergessen wir Opa Walter nicht! Wir werden der Sache weiter auf den Grund gehen. Wenn es Gary war, hat er vielleicht ein Zeichen hinterlassen. Das hier wären seine frühesten ›Souvenirs‹, die wären für ihn sehr kostbar gewesen.«
    Wir gruben weiter, und kurz darauf entdeckten wir ein weiteres Versteck. Nur unsere angestrengten Atemgeräusche durchbrachen die Stille. Wir fanden abermals Knochen, vielleicht von einem großen Tier, möglicherweise von einem Hirsch, aber vermutlich doch menschlich. Und dann lag noch etwas in diesem Versteck. Ein eindeutiges Zeichen des kleinen Gary, eingewickelt in Alufolie, die ich behutsam entfernte. Es war eine Lionel-Lokomotive, zweifellos diejenige, die er seinem Stiefbruder gestohlen hatte.
    Die Spielzeugeisenbahn, die der Grund für einhundert Tote gewesen war.
86.
    Christine Johnson wußte, daß sie zur Sojourner-Truth-Schule fahren mußte, aber sobald sie dort angekommen war, war sie sich nicht mehr sicher, ob sie würde arbeiten können. Sie war nervös, geistesabwesend, nicht sie selbst. Aber vielleicht würde ihr der Schulalltag dabei helfen, nicht ständig an Alex denken zu müssen.
    Während ihrer Morgenrunde blieb sie vor dem Zimmer von Laura Dixons erster Klasse stehen. Laura war eine ihrer besten Freundinnen, und ihre Klassen waren eine Anregung und Freude. Außerdem waren Erstkläßler wirklich eine absolut nette Gesellschaft. »Lauras Babys« nannte Christine sie.
    »Oh, schaut nur, wer da zu Besuch kommt! Sind wir nicht die glücklichste erste Klasse auf der ganzen Welt?« rief die Lehrerin, als sie Christine auf der Schwelle bemerkte.
    Laura war nicht viel größer als eins fünfzig, aber sie war

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