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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gruene Weihnacht
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Unwissenheit der
Grund dafür, dass der Druck auf mich eher beflügelnd als
lähmend wirkte. Ja klar, ich war aufgeregt und konnte kaum
schlafen oder feste Nahrung bei mir behalten, doch ich stellte
nicht eine Sekunde lang meinen Entschluss infrage, die Qualifikation zu versuchen.
Ich tat das, was ich immer schon hatte tun wollen. Endlich.
Nach all den Jahren.
Mein zurzeit Schwindel erregend gutes Golfspiel schien die
Anreise unversehrt überstanden zu haben, samt meiner neu
gewonnenen, unschätzbar wertvollen Fähigkeit, die Puttlinie
zu sehen. Ich spielte immer noch das beste Golf meines Lebens.
In der Qualifikationsrunde schlug ich eine 67 und schaffte es
damit bequem in die Endausscheidung, und als ich dort mit
einer weiteren soliden 69 eröffnete, schrieb ein Lokalreporter
eine Story über einen »ausgemusterten Werbetexter, der sich
womöglich seine besten Schüsse für die Senior Tour aufgehoben hat«.
KAPITEL 13
B
estimmt haben Sie schon einmal die unschöne Erfahrung
    gemacht, mit Leuten zu essen, die schauderhafte Tischmanieren haben? Kaum wird das Essen serviert, schon stürzen sie
sich mit solcher Gier und nackter Panik darauf, dass man sich
bei ihrem bloßen Anblick schämt, ein menschliches Wesen zu
sein. Beim Golf ist das genauso. Mit manchen Leuten kann man
prima zusammenspielen. Andere dagegen dünsten eine so
widerliche Paranoia aus, dass allein ihre Gegenwart einen
schon drei Schläge auf neun Löcher kosten kann.
    Und deshalb hängen auch die Erfolgsaussichten in den frühen Runden eines Turniers, gerade bei einem Turnier wie die
Q-School, so entscheidend davon ab, mit wem man gepaart
wird.
    Was für ein Glück war es da für mich, in der zweiten Runde
mit einem gewissen Earl Fiedler zusammengesteckt zu werden.
    Mit ein Meter siebzig und 100 Kilo besaß Fiedler dieselbe
robuste Holzklotzstatur wie mein Großvater in seinen jungen
Jahren. In der Lokalzeitung hatte ich über ihn gelesen, dass er
ein Armeeoffizier im Ruhestand war. Nachdem er vier ziemlich arschmäßige Runden in Vietnam überstanden hatte, hatte
er die letzten zehn Jahre in den Wäldern um Monroe, North
Carolina, gehaust, gejagt, gefischt und sein Aktienportfolio
gepflegt. Oder, wie er selbst es beschrieb, »wie die Made im
Speck gelebt«.
    Auch sein Golfspiel hatte er in dieser Zeit verfeinert. Obwohl
er erst mit fünfundzwanzig auf einem Thailand-Trip – Urlaub
von der Truppe! – zum ersten Mal einen Golfschläger in der
Hand gehabt hatte – »Als ich klein war, lag der nächste Golfkurs, auf dem Schwarze spielen durften, drei Autostunden
entfernt«-, hatte er in den letzten fünf Jahren dreimal die
Amateurmeisterschaften von Carolina gewonnen.
    Nach ein paar Löchern wurde mir auch klar, warum. Earl
Fiedler beherrschte das Spiel. Sein Schwung war vielleicht ein
wenig überhastet und kurz, aber noch nie hatte ich jemanden
gesehen, der so ruhig und kraftvoll dastand, wenn er den Ball
ansprach. Er sah dabei aus, als ob er im Boden verwurzelt wäre. Und er schlug so kerzengerade ab, dass es schon nicht mehr
geheuer war, teilte die Fairways Abschlag für Abschlag mit
dem Rhythmus einer Ballmaschine mitten entzwei.
    Aber nicht nur sein Spiel strahlte Ruhe und Kraft aus. In dem
viertägigen Golf-Marathon der Q-School, bei dem sogar die
ausgeglichensten Kontrahenten nur einen Spikeabdruck im
Gras oder ein Lipout beim Einlochen vom Nervenzusammenbruch entfernt sind, war Fiedler eine Oase der Gelassenheit. So
ging zum Beispiel das andere Mitglied unseres Dreiers, ein
Golflehrer aus Venezuela namens Hector Fernandez, nach einem unglücklichen Dreier-Putt am zweiten Loch dazu über,
sich vor jedem Schwung zu bekreuzigen.
    Aber Fiedler schien die richtige Einstellung zu dem Ganzen
zu haben. Noch bevor ich ein Duzend Worte mit ihm gewechselt hatte, mochte ich ihn schon und fühlte mich in seiner Gesellschaft beinahe so wohl wie mit meinen besten Freunden.
    An diesem Tag arbeiteten Earl und ich uns ganz gleichmäßig
von einem Loch zum nächsten vor. Am Ende der Front Nine
lagen wir beide eins unter Par.
    Als wir jedoch das 10. Loch erreichten, eine lange, tückische
Par 3 mit Wasser links, rechts und hinter dem Loch, stauten
sich bereits zwei Dreier am Abschlag, was mindestens eine
Viertelstunde Wartezeit für uns bedeutete.
    Unter den gegebenen Umständen ist extra Zeit zum Nachdenken wirklich das Letzte, was man brauchen kann. Aber
während Fernandez sich etwas abseits von uns auf Spanisch
geißelte und die anderen Spieler versuchten,

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