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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gruene Weihnacht
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diesem Planeten das gottgegebene Recht besitzt, Mist zu bauen.
Es war, als ob die gleichen zwei Stimmen, die mich vorhin
ausmanövriert hatten, mich jetzt wieder in Ordnung brachten.
Oder als ob eine dritte, gnädigere Stimme sich in die Unterhaltung eingeschalten hätte.
Es war, als ob ich in einem Beichtstuhl mit den Worten niedergekniet wäre: »Vater, ich habe gesündigt. Ich habe eine
neun geschossen, wenn das absolut Schlimmste, was mir hätte
passieren dürfen, höchstens eine fünf sein sollte, was mich
nicht nur dazu brachte, den Namen Gottes unflätig im Mund
zu führen, sondern auch noch ernstlich erwägen ließ, Hand an
mich zu legen.« Und der liebenswürdige alte Pfarrer hätte,
geleitet von dem grenzenlosen Mitgefühl des allwissenden
Wesens, das er vertritt, mich mit seinen milden, feuchten Augen angesehen und erwidert: »Eine Scheißwelt und ein
Scheißspiel ist das. Vergiss es einfach.«
Und das tat ich auch.
Ich ging zum 10. Abschlag wie ein Mann, der froh ist, im
Turnier sechs unter Par zu liegen und noch am Leben zu sein.
Dann legte ich los und schlug drei unter Par auf der zweiten
Hälfte der Runde, sodass ich mit meiner dritten 69 abschloss.
Ich war auf den sechzehnten Platz zurückgefallen, aber ich war
immer noch da.
Träume sind nicht so leicht totzukriegen. Und manchmal
muss es dazu ja auch gar nicht kommen.
KAPITEL 15
A
m nächsten Morgen um 6 Uhr 05 wurde ich von einem
    derart ohrenbetäubenden Geklingel geweckt, dass ich schon
dachte, die Blaskapelle der Winnetka Highschool hätte sich
zum Proben an meinem Bett versammelt. Aber es handelte sich
nur um meine vier Wecker.
    Die Geschichte von dem Golfer, der, in aussichtsreicher Position liegend, am letzten Tag der Q-School seine Startzeit verschlafen hatte – die vielleicht herzzerreißendste Tragödie in der
Geschichte des Sports überhaupt –, ließ mich nicht mehr los,
sodass ich nach dem Abendessen bei einem Laden Halt gemacht und mir einen zweiten Wecker gekauft hatte.
    Auf halbem Weg zurück zum Ben Franklin hatte ich dann mit
einem »Scheiß die Wand an!« kehrtgemacht und noch zwei
weitere gekauft.
    Am Ende war es sowieso egal. Als ich den Kurs erreichte, war
man mit dem Zeitplan bereits eine Stunde im Rückstand.
Bei der Q-School schleppt sich das Spiel generell schon quälend langsam dahin, aber am Sonntag kommt schließlich alles
fast völlig zum Erliegen. Jede Schlägerwahl und jeder Windhauch, jede Pause und jeder Rasenschnitt werden dann von
jedem Spieler qualvoll und langwierig erörtert.
In dieser überhitzten Atmosphäre genügt es, dass jemand ein
Bogey auf seiner Score-Karte landet, und schon hat man das
Gefühl, einem versuchten Totschlag beizuwohnen.
Ein Doppelbogey ist glatter Mord.
Der Sonntag vergeht nicht nur quälend langsam, er ist auch
unheimlich still. Es gibt keine Zuschauer, keinen Applaus und
kein Geplapper unter der Spielern.
Sogar die Vögel hören auf zu zwitschern.
Trotz des nervlichen Drucks im Turnier kann ich reinen Gewissens sagen, dass ich meine ersten drei Runden genossen
habe. Aber der Sonntag war der reinste Todesmarsch.
Ich hatte mir ausgerechnet, dass man 68 brauchte, um unter
den ersten Acht zu landen, und vom ersten Abschlag an fand
ich zu meinem Spiel. Mein Schwung kam gut, und ich konnte
die Linie sehen wie eh und je. Doch die verdammten Putts
wollten heute einfach nicht ins Loch.
Auf dem Hinweg musste ich mitansehen, wie ein Dreieinhalb-Meter-Putt, der kerzengerade aufs Loch zusteuerte, von
einem Spikeabdruck im Gras abgelenkt wurde, danach wie ein
Zweieinhalb-Meter-Putt eine 360°-Kurve rund um den Rand
des Lochs beschrieb und schließlich noch wie ein weiterer in so
unglaublicher Position an der Lippe kleben blieb, dass man
sich an Cary Grant und Eva Marie Saint am Mount Rushmore
in »Der unsichtbare Dritte« erinnert fühlte. Die 68 war nach
wie vor die magische Zahl, doch bis jetzt war ich davon weit
entfernt.
Die Back Nine begann genauso frustrierend, wie die Front
Nine aufgehört hatte: ein Par nach dem anderen. Als ich zum
15. Abschlag schritt, war ich nach wie vor erst eins unter Par,
und allmählich gingen mir die Löcher aus.
Was ich jetzt brauchte war – genau, ein Wunder. Ich musste
auf den letzten vier Löchern drei unter Par bleiben. Ich
brauchte 68.
Das erste Loch klappte gleich auf Anhieb. Auf der kurzen
Par-3-Bahn des 15. Lochs schaffte ich einen gefühlvollen Schlag
mit Eisen 8, der mich bis auf gute vier Meter heranbrachte, und
endlich gelang mir auch einmal ein

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