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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gruene Weihnacht
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er jedoch immer deutlich, dass er diese konsequente Linie aus Respekt vor dem Golf und vor mir vertrat
und dass mir und meinem Spiel, wenn wir es nur mit dem
richtigen Ernst anpackten, keinerlei Grenzen gesetzt sein
würden.
Ich vermute, dass das bisschen Selbstvertrauen, das ich in
dieser Welt besitze, direkt auf dem fußt, was ich mir als Jüngling auf eben diesem Kurs hier erwerben durfte.
»Der dritte Schlag ist leicht«, fuhr Pop fort. »Schlag den Ball
einfach über den verdammten Baum hinweg.«
Einen Moment lang war ich so gerührt vor lauter Zuneigung
für diesen gnadenlosen alten Kauz, dass ich den Ball gar nicht
sah. Wie viele solcher Lehrstunden würde ich wohl noch erhalten? War das hier vielleicht schon die letzte? Die Zeit wurde, wie ich ja bereits festgestellt hatte, immer wertvoller.
Allerdings kann diese Tatsache wohl kaum dafür verantwortlich gemacht werden, dass ich den Ball mit meinem Eisen
2 in die Baumwipfel setzte.
»Pop«, sagte ich, »ich wurde gestern gefeuert.«
»Nun, dann solltest du vielleicht mal lernen, den Ball ein
bisschen höher hinaus zu schlagen.«
»Da hast du Recht«, sagte ich, »weil ich nämlich versuchen
will, die Senior Tour mitzuspielen. Du glaubst doch nicht, dass
ich mir da was vormache, oder?«
»Ich glaube, dass du dir seit dreißig Jahren was vormachst«,
entgegnete er. »Ich habe immer schon gedacht, dass du die
Profi-Tour versuchen solltest, aber deine Eltern meinten, dass
ich spinne. Viel zu riskant, fanden sie, also hab ich mich rausgehalten.«
»Du glaubst nicht, dass es zu spät ist?«
»Himmel, nein. Es wird langsam Zeit, dass du dir deinen
Lebensunterhalt auf anständige Weise verdienst.«
»Mit Sarah läuft es in letzter Zeit auch nicht besonders gut«,
gestand ich. Ich dachte mir, dass ich jetzt mit dem Rest auch
noch rausrücken konnte.
»Vielleicht hängt es ja zusammen«, meinte Pop. »Wer seinen
Job hasst, der wird wohl kaum zu Hause eine besonders
charmante Gesellschaft abgeben.«

ZWEITER TEIL
DIE WUNDERTOUR
KAPITEL 11
W
enn das hier ein Film wäre – und hoffentlich wird es bald
    einer –, dann würden die Produzenten für diese Stelle einen
beschwingten Song einkaufen, zum Beispiel »Taking Care of
Business, Working Overtime«, und dazu einen zweiminütigen
Zusammenschnitt zeigen, in dem ich wie wild trainiere und
mich von völliger Unfähigkeit zu ansatzweiser Könnerschaft
hocharbeite, um mich und mein Spiel für die Q-School zur Senior Tour fit zu machen. Eine Art Senioren-Version von »Rokky«, wie er rohe Eier aussaugt und die Treppen der Philadelphia City Hall hinaufsprintet.
    Mir blieb für so etwas keine Zeit.
Zwei Tage darauf warf ich ein paar Klamotten in einen alten
Koffer zusammen mit meiner Geburtsurkunde und tausend
Dollar in Traveller-Schecks. Ich packte meine Schläger und
Golfschuhe ein und dazu noch eine Hand voll Kassetten von
Sinatra und Tom Petty.
Sarah brachte mich zum Flughafen und gab mir sogar noch
einen Kuss (auf die Wange), bevor ich zwischen den Metalldetektoren hindurchschritt. In der vorigen Nacht hatten wir
endlich ein richtiges Gespräch geführt, und ich hatte versucht,
ihr zu erklären, wie wichtig diese Sache für mich war. Ich kann
nicht behaupten, dass sie in Begeisterung ausbrach, und vor
allem war sie nicht gerade von der Aussicht angetan, allein für
den Familienunterhalt aufkommen zu müssen – was sie ihrer
Einschätzung nach sowieso bereits mehr oder weniger tat –,
falls das Ganze schief ging.
»Warum hast du das nicht vor fünfundzwanzig Jahren versucht?«, fragte sie mich einmal während unserer Unterhaltung,
und ich wusste nicht recht, was ich ihr darauf antworten sollte.
Selbst wenn ich vor fünfundzwanzig Jahren das Putten beherrscht hätte, wäre es für mich völlig undenkbar gewesen,
Sarah und Elizabeth alleine zu lassen, um stattdessen ein Leben
aus dem Koffer, von einem Hotelzimmer zum nächsten, zu
führen. Aber jetzt blieb mir, so eigentümlich das war, fast keine
andere Wahl mehr.
»Viel Glück«, sagte sie. »Du schaffst das bestimmt, Travis.«
Das war alles. Es war nicht gerade »Casablanca«, aber immerhin mehr, als ich erwartet hatte.
Ein paar Minuten später quetschte ich mich auf meinen billigen Sitzplatz auf dem Nachtflug nach Tampa. Während ich so
dasaß, die Füße auf der dröhnenden Verkleidung, und über die
Lichter von Chicago schaute, fiel mir etwas ein, das mein bester
Freund in der Highschool in Abwandlung einer Redewendung
immer gesagt hatte: Wenn’s anfängt, komisch

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