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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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gewesen, wie ich mich gefühlt habe.«
    Â»Wir helfen dir. Du kannst dich auf uns verlassen«, sagte Ione.
    Â»Ich weiß«, sagte Harriet.
    Irgendwo bellte ein Hund. Harriet klappte die Spieluhr auf und hörte schweigend den Klängen Händels zu.

26
    DER Sommer 1969 war regnerisch, und in den Zwillingsstädten St. Paul und Minneapolis brach das Grün überall machtvoll hervor. Das Gras in den Gärten wuchs in doppeltem Tempo. Die Minnehaha-Fälle donnerten in einen brodelnden Fluß hinunter. Wer von einem blauen Morgenhimmel verlockt zum Sonntagspicknick ausflog, mußte häufig unter ein Dach flüchten, wenn über dem Park strömender Regen losbrach. Reese und Harriet waren in Harriets altes Zimmer über der Flotten Locke gezogen. Zweimal in der Woche fuhren sie nach St. Paul, um den Rasen zu pflegen, das Haus instandzuhalten und, wie Harriet scherzend sagte, die ehelichen Pflichten zu erfüllen.
    Harriet in ihrer Nähe zu haben, war eine Erleichterung für Patty Jane. Sie nahm sich Harriet zum Vorbild, die entschlossen zu sein schien, sich an jedem Tag zu freuen, jede Stunde zu genießen wie einen Lotteriegewinn.
    Auch jetzt noch unterhielt Harriet die Kundinnen und Angestellten der Flotten Locke mit ihrem Harfenspiel, wenn auch immer nur für kurze Zeit, und ab und zu rief sie auch Tanzpausen aus. Patty Jane hatte die Sommerkurse eigentlich ausfallen lassen wollen, aber Harriet hatte energisch dagegen protestiert – »Kommt nicht in Frage! Ich warte schon das ganze Jahr auf Inkys Diavortrag ›Extravaganzen made in Hollywood‹.«
    Ihrem Rundschreiben mit dem Titel »Der Unabhängigkeitstag ist bei uns der Schnäppchentag für Dauerwellen« fügte Patty Jane den Nachsatz an: »Ihre Treue brauchen wir immer, aber jetzt brauchen wir vor allem Ihre Freundschaft. Besuchen Sie uns oft.«
    Jeden Tag war der Salon voll: Myrna Johnson ließ sich am Montag ihr Haar stutzen, kam aber schon am Mittwoch wieder, um ihr neues Waffeleisen vorzuführen; Paige Larkin erschien jeden Morgen, um ihr neugeborenes blondes Baby herumzureichen; Inky brachte Alben mit Kinoprogrammen und Zeitungsausschnitten aus der Zeit mit, als sie noch Platzanweiserin im Orpheum gewesen war. Düstere Gedanken wurden von Scherzen, Klatsch und der Kameradschaft der Frauen vertrieben, die sich zusammentaten, um den Schwestern ihr Los zu erleichtern.
    Eines Abends, als Reese und Harriet ins Kino gegangen waren, machte Patty Jane einen Anruf. Sie ließ der Stimme am anderen Ende der Leitung nur Zeit zu einem »Hallo?«, ehe sie ihre Schimpftirade vom Stapel ließ.
    Â»Evelyn Bright, du solltest dich in Grund und Boden schämen!«
    Einen Moment lang blieb es still, dann kam ein zaghaftes: »Patty Jane?«
    Â»Glaubst du denn, Harriet bemerkt dein Fernbleiben nicht? Natürlich fällt es ihr auf. Wie kommst du nur dazu, dich gerade jetzt nicht sehen zu lassen, wo sie dich am dringendsten braucht?«
    Â»Patty Jane –«
    Â»Wenn du morgen nicht hier erscheinst, brauchst du dich nie wieder blicken zu lassen.«
    Â»Patty Jane, ich liebe Harriet, das weißt du, aber ich kann es einfach nicht ertragen, sie krank zu sehen. Ich kann es nicht.«
    Patty Jane legte auf.
    Am nächsten Morgen, als der Salon öffnete, stand Evelyn Bright schon vor der Tür.
    Â»Hier bin ich!« rief sie mit ausgebreiteten Armen. Sie trank eine Tasse zuckersüßen Kaffee nach der anderen und hielt ängstlich nach Harriet Ausschau, während sie sich ab und zu an Dixies und Karen Spaeths Disput darüber beteiligte, ob man sich Wissen aneignen könne, indem man mit einem Buch unter dem Kopfkissen schlief.
    Â»Das ist doch Quatsch«, behauptete Karen. »Glauben Sie vielleicht, das Ohr tastet die Seiten ab und gibt die Informationen dann ans Gehirn weiter?«
    Dixie zog einen Stielkamm durch Karens Haar. »Ich weiß nur eines: Meine Tochter schläft jede Nacht mit ihrem Geometriebuch unter dem Kopfkissen, und zum Halbjahr hat sie ein ›Gut‹ nach Hause gebracht.« Sie spritzte Haarlack auf Karens Kopf – eine Riesenladung, dachte Evelyn Bright. »Ich kann nur sagen, Debbie ist wahrhaftig kein Mathematikgenie – wie erklären Sie dann also das ›Gut‹?«
    Â»Vielleicht hat sie gespickt«, sagte Evelyn.
    Karen lachte, doch Dixies Lächeln war leicht säuerlich.
    Evelyn war froh, daß sie

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