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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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miteinander geschlafen haben.«
    Â»Mama!«
    Der Kommilitone sah auf, und ich lächelte gequält.
    Als ich in den Sommerferien nach Hause kam, verliebte ich mich in Harry Freeman Chuka, sobald ich seinen knubbeligen kleinen Körper in den Armen hielt, er nach meinem Ohrring grapschte und mich um ein Ohrläppchen ärmer machen wollte. Mit Harry zog eine wunderbare Stimmung der Erneuerung ins Haus ein. Mit seiner Geburt schien sich nicht nur das Kapitel unseres Schmerzes zu schließen, es schien ein ganz neues Buch anzufangen. Clyde Chuka war ganz vernarrt in seine Rolle als Vater. Die Figur meiner Mutter wurde ein wenig rundlicher, wandelnde Reklame für das Glück der Mutterschaft.
    Merry Chuka nähte mit eigener Hand einen Rehlederkittel mit Perlenstickerei für ihren Enkel, aber sie bekam ihn nie darin zu sehen. Sie starb ein paar Monate vor seiner Geburt.
    Ione übernahm die Rolle der Großmutter. Einmal, als sie mit Harry prahlte, wies Alva Bundt darauf hin, daß sie genaugenommen gar nicht Harrys Großmutter sei, worauf Ione scharf und kurz erwiderte: »Sie können sich Ihre Spitzfindigkeiten an den Hut stecken.«
    Vor langer Zeit schon hat meine Großmutter ihre grünen Koffer durch strapazierfähigeres Gepäck ersetzt; sie und die Fitches gehen jeden Winter auf Reisen. In den letzten Jahren haben sie sich mit ihrem Wohnwagen in Arizona niedergelassen, aber vorher waren sie in Skandinavien, haben eine Kreuzfahrt in der Karibik gemacht und Asien bereist.
    Alle in unserer Familie haben Reisepässe voller Stempel. Clyde Chukas Kunstwerke sind mittlerweile in der Kunstwelt vielbegehrt. Er hat in New York, London und Tokio ausgestellt. Er ist gerade zu seiner dritten Ausstellung nach Moskau eingeladen worden. Seine Skulptur Revenge of Mount Rushmore (eine zweieinhalb Meter hohe Nachbildung der Freiheitsstatue, deren Torso nach Art eines Totempfahls geschnitzt ist) war auf Wanderaufstellungen in sämtlichen Republiken zu sehen und hat große Menschenmengen angelockt. In den russischen Zeitungen wird er »Mr. Amerika« genannt.
    Aber wenn er zu Hause ist, sitzt er immer noch gern jede Woche ein paar Stunden am Maniküretisch. Er behauptet, ihm kämen immer die besten Einfälle, wenn er die Hand einer Frau in der seinen hält. Sein Maniküretisch ist zusammen mit der ganzen Ausrüstung, die einmal in unserem Salon stand, in dem Keller des Hauses installiert, das wir von Temple Curry geerbt haben. Was früher einmal Thor Rolvaags Gefängnis war, ist heute Patty Janes Flotte Locke, etc.
    Wo einstmals Thors Vogelhäuschen Staub ansammelten, stehen heute Frisiertische und Drehsessel. Bev Beal und Dixie Anderson führen hier das Regiment. Dixie hat auch ihre Tochter Karen (die ich damals in den Obstkeller eingesperrt hatte) für das Friseurgewerbe angeworben. Im Erdgeschoß der Flotten Locke, etc. werden Unterrichtskurse und Seminare abgehalten, die von Phrenologie bis zu »Verstehen Sie den Dow-Jones-Index?« reichen.
    Und ich sitze jetzt als Rechtsanwältin in Temple Currys ehemaliger Zahnarztpraxis. Ich habe an den Wänden Bücherregale aufgestellt und all ihre Sachen abtransportieren lassen, bis auf einen Porzellanspucknapf, den ich meinen Mandanten zum gefälligen Gebrauch hinstelle.
    Ich weiß noch, wie ich in meiner Kindheit Stunden damit zubrachte, die spätabendlichen Gespräche meiner Mutter und Tante Harriets zu belauschen. Ich weiß noch, wie ich quietschvergnügt unter einer abgeschalteten Trockenhaube in der Flotten Locke saß und mir mit großen Ohren die Diskussionen der Frauen anhörte. Ich habe immer gern die Geschichten anderer Menschen gehört; jetzt, als Anwältin, habe ich die Chance, manchen der Geschichten, die sie mir erzählen, eine neue Wendung zu geben.
    Die persönlichen Unterlagen von Clyde Chuka und Patty Jane liegen in einem Aktenschrank aus Ahornholz, den Thor gezimmert hat. Clyde Chuka baut im Prairie–Island–Reservat eine Kunstschule mit Werkstätten; wegen dieses Auftrages bin ich im Moment mit Vorverhandlungen und dergleichen stark beschäftigt. Er bezahlt mir mit der schlichten Begründung »warum nicht?« ein sündhaft hohes Honorar. Ich betreue auch Patty Jane, auf deren Visitenkarte steht »Beraterin für Lebensveränderungen«, in allen rechtlichen Angelegenheiten. Sie hält Vorträge für Frauengruppen in St. Paul und

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