Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
Vom Netzwerk:
Sir?«
    Â»Wir sind alle da«, antwortete Avel. »Das ist die ganze Gesellschaft.«
    Die beiden Männer schwiegen, während der Fahrer die Limousine durch dunkle, von Bäumen überdachte Straßen lenkte. Durch das Gewirr vereister, schneebedeckter Äste drang kaum ein Lichtstrahl der Straßenlampen. Ausgelassenes Treiben herrschte hinter unverhüllten Fenstern, wo unter Girlanden von Luftschlangen getanzt wurde. Vor einem Stopschild schlingerte der Wagen. Die Straßen waren eisglatt.
    Clayton räusperte sich diskret; er war stolz auf seine Fahrkünste (im Krieg hatte er Obersten und Generäle gefahren – einmal, in Algier, sogar Patton –, weil er schnellere Reflexe hatte als jeder andere in seinem Regiment), und er wollte seine Passagiere wissen lassen, daß so ein kleiner Schlenker auf glatter Fahrbahn keinesfalls bedeutete, er habe den Wagen nicht unter Kontrolle.
    Avel beugte sich vor. »Haben Sie eine Ahnung, wohin wir fahren?«
    Â»Zum Klub, Sir?« fragte Clayton, den Kopf kurz nach hinten drehend.
    Â»Nein, ohne die Damen wollen wir nicht in den Klub. Da müßten wir dauernd mit trampeligen Erbinnen und ihren Müttern tanzen.« Er lehnte sich wieder zurück. »Wir könnten natürlich ins Kino gehen, aber das scheint mir doch ein bißchen armselig für Silvester.« Sein Seufzer war kurz und sachlich. »Hast du eine Idee, Thor?«
    Thor zupfte an seinen Handschuhen. »Fahren wir doch einfach. Bis uns was einfällt, mein ich.«
    Avel setzte sich tiefer in die Polster und verschränkte die Arme über der Brust. Er haßte Unschlüssigkeit, besonders Unschlüssigkeit über so etwas Triviales wie die Frage, wie man einen Abend unter Männern verbringen sollte, aber jetzt zeigte sich, daß weder er noch Thor es gewöhnt waren, derartige Unternehmungen zu planen. Avel hatte mehr geschäftliche und gesellschaftliche Verbindungen als der Tag Stunden hatte, und wenn Thor überhaupt einmal auf eigene Faust etwas unternahm, dann trieb es ihn zu einem Eishockeyspiel.
    An der Kreuzung Lake Street und Minnehaha Avenue mußten sie warten, weil ein Güterzug vorüberfuhr.
    Â»Verzeihen Sie, Sir«, sagte Clayton mit britischer Höflichkeit, »aber ich habe heute morgen in der Zeitung gelesen, daß im Calhoun Beach Club ein großes Fest stattfinden soll.«
    Der Güterzug ratterte vorbei, und bald sahen sie nur noch seine glühenden Rücklichter.
    Â»Danke für den Tip, Clayton«, antwortete Avel, »aber wir möchten gern mal was Neues versuchen, richtig, Thor?«
    Â»Denke schon, ja«, sagte Thor. Er war es zufrieden, in dieser Luxuskarosse herumzukutschieren; das war ihm neu genug.
    Â»Moment mal, fahren Sie langsam«, sagte Avel plötzlich und neigte sich nach vorn. »Das da drüben sieht doch ganz interessant aus.« Er wies zu einer Bar, deren Name mit flakkernden und teilweise ausgebrannten Glühbirnen ausgeschildert war: The Den Of.
    Â»O nein, Sir«, entgegnete Clayton. »Das ist ein ziemlich übler Schuppen.«
    Â»Gut«, sagte Avel. »Fahren Sie hin.« Er erhob sich ein wenig von seinem Sitz und rückte, in den Rückspiegel sehend, seinen Zylinder zurecht. »Und, Clayton, nehmen Sie den Wagen und machen Sie sich einen netten Abend. Frohes neues Jahr.«
    Ehe Clayton den Wagenmotor abstellen und aussteigen konnte, um seinen Passagieren die Türen zu öffnen, waren die beiden Männer schon hinausgesprungen. Jeder knallte seine Tür zu, lauschte einen Moment dem satten Klang von Stahl auf Stahl, dann strafften sie beide wie auf ein Stichwort die Schultern und gingen mit langen, federnden Schritten los; es war die Dodge-City-Gangart, die Gangart von Männern, die einen neuen Saloon betreten.
    Der Geruch nach Bier, Erdnüssen und Gewürzgurken hing im Raum wie der Dunst eines schlechten Rasierwassers. Ein Gefühl der Erregung durchfuhr Avel. Er hatte seine Cocktails bisher in der gediegenen Atmosphäre vornehmer Sportklubs, eleganter Salons oder Theaterfoyers getrunken. Seit er Harriet kannte, entdeckte er langsam die Gerüche, Geräusche und Anblicke, die zum Milieu solcher Leute gehörten, die ein elegantes Ambiente nicht bezahlen konnten. Es bereitete ihm tiefe Verlegenheit, daß er sich so lange hinter dem Schutz des Geldes versteckt hatte.
    Â»Setzen wir uns an die Bar?« fragte Thor.
    Â»Klar«, antwortete

Weitere Kostenlose Bücher