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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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(»Schmerzen, als wenn sich eine Axt durch den Körper schlägt«, hatte ihre Mutter Anna es beschrieben); falls Gott sie dazu auserwählt hatte, Jesus zur Welt zu bringen, gehörte sie wahrscheinlich zu jenen heiter gelassenen Typen, die still lächelten, wenn andere brüllten.
    Pastor Nelson lächelte von der Kanzel herab.
    Â»Freunde«, sagte er, und ein Aufatmen ging durch die Reihen, als die Leute die Änderung im Tonfall vernahmen. Sie waren aus dem Schneider und brauchten kein schlechtes Gewissen mehr zu haben. »Freunde«, sagte der Geistliche wieder, »wir wollen in den Gesichtern unserer Lieben und in den Gesichtern von Fremden das Gesicht Jesu sehen, denn er lebt wahrhaftig in uns allen. Amen.«
    Patty Jane war erstaunt, als die Gemeinde »Amen« murmelte. Das war ein allzu abruptes Ende dieser Predigt, von der sie gewünscht hätte, sie würde ewig weitergehen. Sie wollte an Jesus in Thors Gesicht denken (was nicht schwierig war), sie wollte den beruhigenden Klang von Pastor Nelsons Stimme hören.
    Gegen Ende des Gottesdienstes, nach der Lesung des Evangeliums und der Kollekte, verdunkelten sich die Lichter, und die Kirchendiener begannen von den Enden der Kirchenbänke aus kleine Kerzen zu verteilen. Jeder zündete seine Kerze an der seines Nachbarn an, bis alle Bankreihen erleuchtet waren.
    Â»Das finde ich immer am schönsten«, sagte Ione, den Kopf ihrer Schwiegertochter zugeneigt, um zuzusehen, wie die Flamme von Patty Janes Kerze den Docht der ihren entzündete.

4
    SILVESTER wurde für Thor und Avel zum feuchtfröhlichen Herrenabend. Ursprünglich hatten die beiden Paare vorgehabt, in Avels Country-Club zu essen und zu tanzen, aber als Harriet und Avel bei den Rolvaags ankamen, fanden sie Patty Jane noch im Morgenrock vor. Mit rot entzündeten Augen stand sie am Spülbecken in der Küche und gurgelte mit Salzwasser. Harriet erbot sich sofort, bei ihr zu bleiben.
    Patty Jane protestierte unter Niesen. So krank sei sie nun wirklich nicht, und außerdem hätte sie sich so sehr darauf gefreut, das Lance-Jordan-Orchester zu hören. Aber Harriet sagte, nein, eine Frau in ihrem Zustand sei bei minus 25 Grad sowieso viel besser zu Hause aufgehoben, ob sie nun eine Erkältung habe oder nicht, und außerdem fühle sie sich selbst ein bißchen verschnupft. Warum sollte man den Männern also nicht einen Abend Ausgang geben?
    Harriet vertauschte ihr schweres schwarzes Satinabendkleid mit einem Flanellpyjama von Patty. Mit ihrem kunstvoll hochfrisierten Haar und in voller Kriegsbemalung sah sie genau so aus, wie man sich in Hollywood eine Frau beim Zubettgehen vorstellte.
    Â»Also los, Jungs. Raus«, sagte Harriet.
    Â»Um zwölf machen wir uns Popcorn und trinken heiße Zitrone«, sagte Patty Jane betreten.
    Â»Liebes«, sagte Avel, Harriet beiseite nehmend, »ich will dich nicht am Silvesterabend allein lassen.«
    Â»Avel, wenn ich mich mit meiner eigenen Schwester nicht amüsieren kann, mit wem dann?«
    Â»Wie wär’s mit mir?« fragte er gekränkt.
    Harriet nahm den Zylinder, den Avel auf den Tisch gestellt hatte, und stülpte ihn ihm auf den Kopf. »Wir können jederzeit in den Klub zum Tanzen gehen, Avel. Wie oft kann ich meiner Schwester helfen, die im siebten Monat schwanger ist und mich braucht, hm, Zuckerstückchen?«
    Avels Gesicht hellte sich auf. Er liebte es, wenn Harriet ihn Zuckerstückchen nannte. Er rief Thor, der gerade dabei war, Patty Jane im Wohnzimmer auf der Couch unter die Steppdecke zu packen. »Sieht so aus, als sei unser Schicksal besiegelt, Thor.«
    Als die beiden Männer in die Winternacht hinaustraten, sprang ihnen die Kälte wie ein Straßenräuber ins Gesicht. Avel war an diesem Abend in seiner selten benutzten überlangen weißen Cadillac-Limousine mit seinem ebenso selten benutzten Chauffeur vorgefahren.
    Â»Tut mir leid, Clayton«, sagte er, als der Mann, aus dem Wagen sprang, um ihnen die Türen zu öffnen. »Ich dachte nicht, daß wir so lange brauchen würden. Ich hoffe, Sie haben die Heizung laufen lassen.«
    Â»Wenn nicht, wär ich jetzt schon steifgefroren, Sir.«
    Thor sah sich im Wageninneren um und nickte. »Mein alter Dodge sieht daneben ziemlich schäbig aus.«
    Avel lachte. »Nein, als Transportmittel ist das Ding nicht übel.«
    Clayton stellte den Rückspiegel ein. »Sind wir alle da,

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