Patty Janes Frisörsalon
Avel, dessen Augen sich gerade an das schummrige Licht zu gewöhnen begannen.
Sie gingen an einer Reihe gekrümmter Schultern entlang und setzten sich ans Ende des zerschrammten Holztresens. Unter der Decke schwebten ein paar Luftballons, und über dem Spiegel hinter der Bar hing ein Transparent mit der Aufschrift »Willkommen 1954«. Der Barkeeper, dessen tiefhängender Gürtel einen gewaltigen, überquellenden Bauch stützte, nickte ihnen zur BegrüÃung mit vorgeschobenem Kinn zu.
»Ein Hamms«, sagte Thor. »Ich nehme ein Hamms.«
»Dito«, sagte Avel, und der Mann hinter dem Tresen zog eine Augenbraue hoch.
Schaum lief an den AuÃenseiten ihrer Krüge hinunter.
»Also dann«, sagte Avel und hob seinen Krug, »auf meinen zukünftigen Schwager.«
»Ebenso.«
Sie tranken ihr Bier in freundschaftlich meditativem Schweigen.
»Harriet ist ein nettes Mädchen«, sagte Thor schlieÃlich. »Patty Jane läÃt nichts auf sie kommen.«
»Es ist schön, wenn Geschwister sich mögen.«
»Das kann man wohl sagen«, meinte Thor und warf Avel, dessen Stimme plötzlich eine Spur von Melancholie zu verraten schien, einen verstohlenen Blick zu. »Hast du Geschwister?«
Avel kippte das letzte Drittel seines Biers hinunter und klopfte mit dem Krug auf den Tresen, um noch eins zu bestellen. »Zwei Schwestern«, sagte er, »und es würde dir schwerfallen zu sagen, welche von beiden fieser und häÃlicher ist.«
Thor war schockiert von Avels Worten. Obwohl seine eigene Familie vom Tod zerrissen worden war und Patty Janes Familie vom Alkohol, glaubte er immer noch an die ideale Familie ( wenn man schlieÃlich soweit war, eine zu gründen), die in schweren Zeiten Halt und Zuflucht bot.
»Ich wuÃte nicht, daà du Familie hast«, sagte er, nachdem auch er ein zweites Bier bestellt hatte.
»Nur zwei fiese und häÃliche Schwestern«, erklärte Avel. »Meine Eltern sind schon vor Jahren gestorben. Mein Vater war fünfundfünfzig, als ich geboren wurde, und meine Mutter fast dreiundvierzig.«
Thor nickte, als erklärte das alles.
»Meine Schwestern und ich sind zusammen in der Firma, aber in meinem Privatleben spielen sie kaum eine Rolle.«
Das Knallen einer Billardkugel lenkte sie ab. Sie hörten ein abruptes, hohes Kichern, ein Lachen, das von Helium gespeist schien.
»Du hast gesagt, die Neunerkugel«, sagte jemand mit leiser Stimme, deren Ton eine einzige Kampfansage war.
Avel und Thor drehten, wie alle anderen Männer an der Bar, ihre Hocker halb herum, um nichts zu versäumen.
»Vom Zielen hast du wohl noch nie was gehört, und schwerhörig bist du noch dazu«, sagte ein magerer Mann mit der unnatürlich hohen Stimme.
»Macht das drauÃen ab«, sagte der Mann hinter dem Tresen. In seiner Stimme schwang die müde Resignation eines Mannes, der jeden Abend dasselbe sagen muÃte.
»Okay, Hank. Gehen wir«, sagte der Mann mit der leisen Stimme.
Der Magere lachte. »Mach schon, Dean, spiel weiter. Prügeln können wir uns nächstes Jahr.«
Dean kratzte sich am Ohrläppchen, als dächte er über Hanks Vorschlag nach. Er war dabei, sein Queue einzukreiden, als er plötzlich grinste und nickte. »Nächstes Jahr«, sagte er. »Schon kapiert.«
Avel und Thor drehten ihre Hocker zurück.
»Schade«, sagte Avel. »Ich hatte gehofft, ich würde es mal richtig krachen sehen.«
»Der Abend ist noch jung«, bemerkte ein Mann, der hinter ihnen die Jukebox mit Fünfcentstücken fütterte.
Les Paul und Mary Ford begannen Mockinâ Bird Hill zu singen, und mit einem Schlag änderte sich die Stimmung in der Kneipe, als wäre eine Seite umgeblättert worden zu einem neuen, erfreulicheren Kapitel. Avel hob seinen Bierkrug.
»Thor, du bist ein Prinz.«
»Dito«, sagte Thor und rumste seinen Krug gegen Avels. Er genoà diesen Männerabend mehr, als er für möglich gehalten hatte. In einem Drei-Ton-Register stimmte er in Mockinâ Bird Hill ein:
»It gives me a thrill,
to wake up in the morninâ
to the mockinâ birdâs trill.«
Avel sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an wie ein Juwelier, der ein Schmuckstück taxiert. »Eine Harriet Dobbin bist du nicht.«
»Weià ich«, sagte Thor, Avels Blick erwidernd. »Und du bist kein Clark Gable.«
Avel
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