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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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Nische. Er packte den Billardstock und hing einen Moment in der Luft, bis er zusammen mit Dean krachend zu Boden fiel. Avel, der obenauf lag, begann, mit seinen kleinen Fäusten auf Deans Brustkasten einzuschlagen.
    Hank rappelte sich taumelnd hoch, und Thor landete einen soliden Faustschlag auf seiner Kinnspitze.
    Â»Mein Kinn! Mein Kinn!« wimmerte Hank im Sopran.
    Â»Avel, hinter Ihnen!« schrie Suzanne. Sie und Faylene hockten auf der Sitzbank der Nische, wo ihnen nichts geschehen konnte. Avel spürte einen Schlag zwischen seinen Schulterblättern und fiel nach Luft schnappend vornüber.
    Deans große Faust traf Thors linkes Ohr. Im Wegspringen donnerte Thor dem Mann seinen Ellbogen auf die Nase. Blut spritzte auf den Boden.
    Plötzlich ertönte ein schrilles Pfeifen. Thor sah auf. Der Barkeeper stand vor ihm, in der einen Hand einen Knüppel. Mit der anderen zog er gerade die Trillerpfeife aus seinem Mund.
    Â»Der Spaß ist vorbei«, sagte er zu Avel und Thor. »Ihr zwei Idioten verschwindet hier, und zwar auf der Stelle.« Dann wandte er sich an den großen Dicken mit dem blutverschmierten Gesicht. »Komm, Dean, machen wir erst mal deine Nase sauber. Warum hast du dich denn nicht geduckt?« fragte er, als er ihn zur Toilette führte.
    Hank war in Richtung Jukebox davongekrochen. Faylene hockte neben ihm auf dem Boden und hielt eine Bierflasche an seine Wange. Suzanne kauerte immer noch auf der Sitzbank.
    Â»Wo ist Avel?« fragte Thor, und hörte seine Stimme in seinem dröhnenden Ohr wie durch einen Lautsprecher.
    Suzanne wies unter den Tisch. »Da unten.«
    Thor bückte sich und zog an Avels Hosenbein. »Hey, alles in Ordnung?«
    Stöhnend kroch Avel rückwärts unter dem Tisch hervor. »Ich glaube, ich bin ein Weilchen in eine andere Sphäre entwichen.« Er rieb sich den dunklen Haarkranz. »Haben wir gewonnen?«
    Thor half ihm auf die Beine. »Wenn wir jetzt hier verschwinden, steht es unentschieden.«
    Avel lächelte Suzanne zu, während er sich die Hose abklopfte. »Bis bald mal, Schätzchen.«
    Â»Ich hab für euch geschrien«, sagte Suzanne scheu.
    Avel zog einen Geldschein heraus und drückte ihn ihr in die Hand. »Für tatkräftige Unterstützung bin ich immer dankbar.«
    Suzanne riß die Augen auf, als sie den gefalteten Schein sah. »Mensch, Wahnsinn!«
    Â»Kaufen Sie sich was Schönes«, sagte Avel. Er hob seinen Zylinder auf, der in dem Tumult platt gedrückt worden war, und verbeugte sich vor Suzanne, ehe er mit Thor, von Pfiffen, aber auch von Beifall begleitet, hinausging.
    Â»Nehmen Sie’s nicht persönlich«, sagte ein Mann in der Uniform eines Kammerjägers. »Die Kerle prügeln sich mit jedem, der hier reinkommt.«
    In weniger als einer Minute kam ein Taxi. »Wir haben Glück«, stellte Avel fest.
    Erst nachdem sie ein Stück gefahren waren, fiel Thor ein, daß er immer noch nicht gepinkelt hatte, und er bat den Fahrer, am Straßenrand zu halten. Er stellte sich hinter einen Baum. Sein Seufzer der Erleichterung stieg in einem weißen Wölkchen in die kalte Nachtluft auf, und sein Urin stach ein gelbes Loch in den Schneewall.

5
    FÜR Avel war diese Schlägerei ein Schlüssel, der ihm die Türen zu einem exklusiven Klub öffnete. Er genoß es, im Spiegel die blau-violette Beule an seinem Kopf zu betrachten (er hatte sich die Stirn an der Tischkante angeschlagen) und spielerisch mit ein paar kurzen Haken nach seinem Spiegelbild zu schlagen.
    Â»Ich hab mich vorher noch nie geprügelt«, sagte er zu Harriet. Sie saßen im Cadillac und teilten sich eine Tüte Kokosdonuts von Vogstads Bäckerei.
    Â»Gratuliere«, sagte Harriet.
    Â»Nein, du hast mich mißverstanden. Ich wollte es immer, aber es hat sich nie eine Gelegenheit geboten. In einem Sitzungssaal oder einem Kunstmuseum kann man ja nicht gut losprügeln.«
    Â»Warum nicht?« fragte Harriet.
    Avel drehte sich auf seinem neuen Hochsitz ihr zu. »Ja, warum eigentlich nicht? Manchmal habe ich das Gefühl, daß ich nicht nur im körperlichen Wachstum steckengeblieben bin.« Schneeflocken wirbelten an die Windschutzscheibe, und Avel seufzte. »Ist denn jeder dazu verdammt, alles zu wollen und nur zehn Prozent zu bekommen? Oder verlangen wir einfach zuviel? Sind wir zu selbstsüchtig, um die Schönheit eines jeden einzelnen Tages zu sehen, um jede

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