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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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eigene Theorie, wir haben sie die ›Vokaltheorie‹ genannt. Um unser skandinavisches Blut ein bißchen in Wallung zu bringen, meinte er, müßten wir uns mit Iranern und Italienern, Afrikanern und Arabern vermischen; mit Leuten aus Ländern, deren Namen mit einem Vokal anfangen.«
    Harriet ließ sich das einen Moment durch den Kopf gehen. »Und was ist mit Island?«
    Sie rutschte auf einer Eisplatte auf dem Bürgersteig aus, und Ione griff nach ihr, um sie zu halten.
    Â»Thor ist noch schlimmer als Olaf und ich. Wenn man von ihm was erfahren will, muß man ihm die Würmer aus dem Mund ziehen.«
    Â»Aus der Nase«, sagte Harriet lächelnd. »Aber wir haben uns doch vorgenommen, nicht über Thor zu sprechen, weißt du noch?«
    Ione nickte.
    Â»Gut, singen wir doch einfach ein bißchen.« Harriet warf ihre Zigarette in den Schnee. »Kennst du was von Nat King Cole?«
    Â»Nein.« Ione lachte, und ihre Zähne klapperten vor Kälte und Eifer. »Aber ich kann’s ja lernen.«
    Avel, der in einem unerbittlich steifen Lehnstuhl saß, von dem Esme behauptete, er stamme aus dem Besitz der Habsburger, sah Harriet lächelnd an, während er einen Schluck von dem Ersatzkaffee trank, den das Mädchen ihnen gebracht hatte. Er schauderte. Seine Schwestern nahmen ihr Engagement im Getreidegeschäft äußerst ernst und pflegten ein Gebräu nach Art von Malzkaffee zu brauen, reich an Getreide, bar jeglicher Kaffeebohnen. Und jeglichen Aromas, dachte Avel.
    Â»Ich würde dir raten, von dem Getränk die Finger zu lassen, Harriet«, sagte er.
    Harriet nickte. Ihre Hände hatten schon beim Anzünden ihrer Zigarette so stark gezittert, daß sie es gar nicht gewagt hätte, feines Porzellan in die Finger zu nehmen. Sie hatte, wie Ione es formuliert hatte, tatsächlich Lampenfieber. Und das Dekor des Salons hatte auch nicht gerade eine entspannende Wirkung.
    Â»Alt-transsilvanisch«, hatte Avel beim Eintreten geflüstert.
    Schwere Samtvorhänge, deren Ton irgendwo zwischen Braun und Kardinalrot lag, hingen an schmalen Bleiglasfenstern herab. Oberhalb der dunklen Walnußtäfelung, die knapp bis auf halbe Höhe reichte, waren die Wände mit waldgrüner Tapete bespannt, auf der Porträts streng aussehender, reizloser Leute hingen.
    Â»Bitte machen Sie sofort diese Zigarette aus!«
    Harriet stieß einen kleinen Schrei aus und starrte die zwei kleinen, korpulenten Frauen an, die unter dem Torbogen der Tür standen. Sie sahen aus wie üppiger behaarte Versionen von Avel, jedoch ohne seinen Charme.
    Â»Harriet«, sagte Avel seufzend und stand auf, »ich möchte dich mit meinen Schwestern bekanntmachen.«
    Bernice, die älteste der Geschwister, fingerte an der Brosche an ihrem Kragen.
    Â»Unsere Atemwege vertragen keinen Zigarettenrauch«, sagte sie.
    Â»Und auf Freude und Gelächter sind sie auch allergisch«, flüsterte Avel laut, ehe er, um seine Solidarität zu demonstrieren, Harriets Zigarette nahm und kräftig daran zog. Seine trotzige Miene geriet unter einem Hustenanfall aus den Fugen.
    Â»Hör sofort auf mit diesem Unsinn«, herrschte Bernice ihn an, marschierte in raschelndem Organza auf Avel los und riß ihm die Zigarette aus der Hand, um sie mit bewundernswerter Präzision in den offenen Kamin zu schnippen.
    Â»Komm!« Avel nahm Harriets Hand und zog sie aus dem unwirtlichen Roßhaarsessel. »Solche Beleidigungen brauchen wir uns nicht gefallen zu lassen.«
    Â»Setz dich«, sagte Esme. Ihr Ton war, wenn das überhaupt möglich war, noch schroffer als der ihrer herrischen Schwester. Er besaß die Macht, Avel und Harriet in ihre Sessel zurückzudrängen.
    Â»Bringen wir das hinter uns«, sagte Bernice. Die beiden Schwestern nahmen auf dem viktorianischen Diwan Platz. Ihre kurzen dicken Beine reichten nicht ganz bis zum Boden.
    Â»Ganz in unserem Sinne«, versetzte Avel und lachte, doch Harriet sah seine Nervosität. Seine Hände waren in ständiger flatternder Bewegung, strichen glättend über den schwarzen Haarkranz, zupften am Knoten der Krawatte.
    Â»Avel hat Ihnen zweifellos unsere Beklommenheit angesichts Ihrer Verbindung übermittelt«, begann Bernice, als läse sie aus einem vorbereiteten Manuskript.
    Â»Es geht nicht um Sie persönlich«, warf Esme ein, worauf Avel, Harriets Hand drückend, sagte: »Ha!«
    Â»Es gibt

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