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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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werde ich bald das gesamte südamerikanische Getreidegeschäft beherrschen, oder man wird mich zum Präsidenten wählen.
    Die Eigentümerin meines Hotels, Señora Rosa, stellt mir jeden Tag frische Gardenien auf den Nachttisch, deren Duft mein ganzes Zimmer erfüllt – und meine Träume von Harriet. Ich schwitze ganz unanständig von dem scharfen, gepfefferten Essen hier. Das Leben ist aufregend.
    Und jetzt, Patty Jane, da Du mir einen so großartigen Rat gegeben hast, darf ich Dir vielleicht auch einen geben. Du sollst wissen, daß Du geliebt wirst und alle Liebe, die in diesem Universum herumwirbelt, verdienst. Was auch immer Thor veranlaßt hat, Dich zu verlassen, ich bin sicher, es war das Werk seiner eigenen Dämonen und nicht Deines. Und wenn auch alles das Gegenteil zu bezeugen scheint, so weiß ich doch, daß er Dich liebt.
    Patty Jane, heile Dein Herz. Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute zu Deinem Geburtstag, meine beinahe amtliche Schwägerin.
    In Liebe, Avel
    PS: Der beigelegte Scheck ist nur für Unnützes gedacht.
    Der beigelegte Scheck war über fünfhundert Dollar ausgestellt.
    Â»Nora, ich glaube, ich bin gerade geweckt worden«, sagte Patty Jane zu ihrer schlafenden Tochter. Sie zog Thors Bademantel aus, den sie seit zwei Monaten wie eine Uniform getragen hatte, und drückte ihn, den Nachhauch seines Körpergeruchs suchend, an ihr Gesicht. Nackt stellte sie sich vor den Badezimmerspiegel und war nicht freundlich in der Einschätzung ihrer selbst. Mein Gott, dachte sie, wenn Thor mich jetzt sehen könnte, würde er mich gleich wieder verlassen. Ihr Haar war spröde und glanzlos, und ihre hellbraunen Augen lagen tief eingesunken in den Höhlen. Ich bin so dünn wie Harriet, dachte sie, während sie mit den Händen über die spitzen Knochen ihrer Wangen und ihres Kinns strich. Unter der Haut ihres Brustkorbs waren ihre Rippen zu sehen, ein merkwürdiger Kontrast zur Fülle ihres milchprallen, blaugeäderten Busens.
    Zu sehr in Eile, um ihr schmutziges Haar zu waschen, versteckte sie es unter einem Tuch und kleidete sich an, ohne auf Farbe oder Stil der Sachen zu achten, die sie aus dem Schrank nahm. Aus einer dünnen Babydecke band sie eine Schlinge, die sie sich schräg über die Schulter hängte, und packte Nora hinein, so daß sie dicht an ihrem Herzen lag.
    Sie flitzte durch das Wohnzimmer, winkte Ione, die ein Babykleidchen bestickte, und Harriet, die gerade ihre Trompete reinigte, fröhlich zu und lief hinaus in die Frühlingsluft, die sie bisher höchstens durch ein offenes Fenster berührt hatte.
    Vom linden Mailüftchen umspielt, ging Patty Jane mit großen Schritten vorwärts und beobachtete das Treiben auf der kleinen bescheidenen Geschäftsstraße, in der sie wohnte, als sähe sie es zum erstenmal.
    Jede Strähne ihres Haars, jede Pore ihrer Haut schien jetzt zu erwachen; sie sah die jungen grünen Blätter, die sich im Wind bewegten, den schäumenden Flieder, der sich in zartem Lila über den Zaun des Parkplatzes von Henricksons Haushaltswarengeschäft ergoß, die Rotkehlchen, die um ein Nest unter dem Dach des Waschsalons schwirrten.
    Sie ging bis zur Lake Street und trat in die Flour City Bank. Nora schlief fest und erwachte erst, nachdem Patty Jane das Geld von Avels Scheck auf zwei Konten eingezahlt hatte, von denen eines Noras Namen trug.
    Â»Ein niedliches Baby«, sagte die Bankangestellte, die nach Veilchenparfum roch.
    Â»Ein hungriges Baby«, stellte Patty Jane fest, als Nora zu weinen begann. »Gibt es hier eine Toilette, in der ich sie stillen kann?«
    Â»Tut mir leid«, sagte die Bankangestellte, »die ist nur für Angestellte.«
    Â»Okay«, meinte Patty Jane, »der Stuhl hier tut’s auch.« Noch ehe sie den mittleren Knopf ihrer Bluse geöffnet hatte, stürzte der Filialleiter herbei und begleitete sie in sein Büro.
    Â»Hier haben Sie es bequemer«, sagte er und wies auf einen großen Ledersessel.
    Â»Vielen Dank«, rief Patty Jane ihm nach, als er hastig aus dem Büro eilte.
    Mit diesem Besuch auf der Bank beendete Patty Jane ihr Einsiedlerdasein. Sie ging danach mindestens einmal am Tag aus dem Haus. Immer nahm sie Nora mit, und immer ging sie zu Fuß, obwohl Harriet und Ione ihr ihre Autos anboten.
    Ihre Beine, wohlgeformt wie die eines Revuegirls, wurden kräftiger. Ihre Schenkel wurden glatt und

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