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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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dem Lenkrad. »Wahrscheinlich weil ich keine von ihnen so geliebt habe, wie ich dich liebe.«
    Â»Hm, ja, das ist eigentlich einleuchtend«, sagte Harriet und kurbelte das Fenster ein Stück herunter, um ihre Zigarette hinauszuwerfen. Sie fröstelte, als die kalte Nachtluft hereinwehte. »Patty Jane hat mir so ziemlich das gleiche erzählt.«
    Avel setzte sich aufrecht. Patty Jane, meine Verbündete, dachte er.
    Im Dunkel des Wagens sah Harriet Avel an. »Aber sie hat nach ihrer zweiten Verabredung mit Thor geschlafen und gesagt, daß es was ganz anderes ist, wenn man jemanden wirklich liebt.« Sie legte ihre Hand auf seine Brust. »Jetzt habe ich jemanden gefunden, den ich wirklich liebe, und ich will mich geben.«
    Â»Harriet!« sagte Avel. »Nie hätte ich gedacht, daß ich einmal eine Frau wie dich gewinnen würde.« Sein Gesicht war gequält. »Aber bitte, laß uns noch warten, ja?«
    Harriet hatte Patty Jane später anvertraut, daß Avel ›es‹ erst tun wolle, wenn sie verheiratet seien.
    Â»Na ja, er ist ja auch viel älter als du«, sagte Patty Jane. »Da ist er wahrscheinlich auch altmodischer.«
    Harriet zuckte die Achseln. »Ich glaube eher, er hat Angst. Er hat Angst, daß ich ihn nicht heirate, wenn wir vorher miteinander schlafen.«
    Â»Ist er impotent?«
    Â»Was?«
    Â»Du weißt schon, klappt’s denn bei ihm?«
    Harriet errötete. Ȁh – ja. Ich meine, ich glaube schon, soweit ich – soweit ich das feststellen konnte.«
    Â»Na ja, er ist klein, vielleicht ist es wegen seiner Größe.«
    Das Gespräch hatte zu einer Zeit stattgefunden, als Patty Jane gerade darauf aufmerksam geworden war, daß in ihrem eigenen Bett etwas nicht stimmte. Thor schien das Interesse an der Sache zu verlieren, die er vorher so gern getan hatte, sie war daher nicht sicher, welchen Rat sie ihrer Schwester geben sollte.
    Â»Wenn er warten will«, sagte sie schließlich, »dann laß ihn einfach. Zum Teufel noch mal, dann geht wenigstens eine Dobbin unberührt in die Ehe.«
    Jetzt, gewissermaßen zur Feier ihres ersten gemeinsamen Frühlings, luden Avel und Harriet ihre Geschenke in den Wagen und fuhren durch die Nacht, die nach frisch gefallenem Regen roch, zum Fluß. Sie parkten das Auto und blieben auf einem baumbestandenen Uferfelsen stehen, von dem ein steiler Hang zu einem schmalen weißen Sandstrand am Rande des Mississippi hinunterführte. An warmen Sommerabenden schleppten junge Leute ganze Bierfässer zu »Flußfesten« dort hinunter. Es war ein halsbrecherisches Unternehmen, und es geschah nicht selten, daß ein Faß sich selbständig machte und den zackigen Pfad hinuntersprang, um beim Zusammenstoß mit einem Felsen oder einer Fichte zu bersten.
    Â»Ich geh voraus«, sagte Avel und nahm Harriets Hand. »Wenn du stolperst, fange ich dich auf.«
    Â»Wenn ich stolpere, brechen wir uns beide das Genick«, versetzte Harriet und entzog ihm ihre Hand.
    Wolken verhüllten den Mond, sie machten zunächst ein paar winzige Schritte und warteten dann, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Um nicht in allzu schnellen Lauf zu geraten, hielten sie sich an tiefhängenden Ästen fest, krochen an abschüssigen Stellen, die sie im Gehen nicht bewältigen konnten, mit den Füßen voraus auf allen vieren und arbeiteten sich so in Serpentinen den Steilhang hinunter.
    Â»Ruf den Rettungsdienst«, sagte Avel, keuchend einen Baum umarmend.
    Â»Wir haben’s fast geschafft«, erwiderte Harriet. »Ich kann den Fluß schon sehen.«
    Avel löste sich von dem Baum und ging vorsichtig die paar Schritte bis zu der Stelle, wo Harriet ihn, die Hände in die Hüften gestemmt, erwartete. Er reckte den Hals und sah das breite Band des Flusses, dunkel und bewegt.
    Sie faßten einander bei den Händen und kletterten das letzte Viertel zusammen hinunter, über knackende Zweige und kullernde Steine. Als das Gelände flach wurde, rannten sie bis ans Flußufer, und ihr Lachen erfüllte das nächtlich stille Becken.
    Ein flaches Flußboot glitt durch das dunkle Wasser. Avel und Harriet saßen am Ufer und beobachteten es.
    Â»Ist dir kalt?« fragte Avel. »Komm, ich wärme dich.«
    Harriet küßte ihn, und ihr Kuß wurde warm und drängend erwidert. Behutsam drückte er sie nieder und legte sich auf

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