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Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Titel: Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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sehr groß zu sein. Das Dach sah noch heil aus.
    »Niemand im Haus«, rief der Einsatzleiter. Erleichtertes Murmeln. Der Einsatzwagen der Polizei fuhr mit kreisendem Blaulicht in den Auenweg ein.
    »Ich hatte so klamme Finger, daß ich mein Handy kaum bedienen konnte. Und dann habe ich ›Feuer!‹ hineingerufen, was man so sagt vor lauter Schreck. Und dann erst die Adresse durchgegeben.« Ulla Abels Stimme klang rauh vor Aufregung.
    Die Polizei sicherte das Grundstück mit den fernsehbekannten rotweißen Absperrbändern. Polizisten in Lederjacken und Männer in weißen Overalls schwärmten aus in Sophie Winters Fachwerkschlößchen. »Die Spurensicherung«, flüsterte ein kleiner Junge, das gerötete Gesicht erleuchtet vom kreisenden Blaulicht.
    Zwei Beamte fragten nach Ulla. Die Nachbarn stoben auseinander und bildeten eine Gasse. Ulla Abel stand plötzlich ganz allein mitten auf der Straße.
    Die Blicke folgten ihr und den beiden Polizisten, die sie zu ihrem Haus begleiteten. Kurz bevor sie es erreichten, trat der Notarzt aus der Tür und winkte nach den Sanitätern. Das Stimmengemurmel wurde dichter, als die Männer mit der Trage herbeiliefen.
    Und dann sah Bremer Gottfried. Er stieß die Luft aus, die er unwillkürlich angehalten hatte, und hätte fast die alte Luzi umgerannt, als er auf den Nachbarn zustürzte.
    »Was ist passiert?«
    »Peter Abel«, sagte Gottfried. »Ulla hat gesehen, wie er Sophie Winter aus dem Haus getragen hat. Und dann hat sie das Feuer entdeckt.«
    Peter Abel. Der sich so auffallend für die Geschichte von »Heinrichs Verhängnis« interessiert hatte. Bremer war erleichtert und entgeistert zugleich.
    »Sophie ist tot?« Er spürte, wie sich etwas Eiskaltes in seine Magengrube bohrte.
    Gottfried schob die Schultern vor. »Da kommen sie«, sagte er leise.
    Die Männer mit der Trage. Mit Erleichterung sah Bremer, daß man den schmalen Körper nicht in einen Leichensack gesteckt hatte, auch der Kopf war nicht verhüllt, man erkannte lange Haare um ein blasses Gesicht. Ein Gesicht mit dunkel umrahmten Augen. Der rote Lippenstift verschmiert. Bremer hatte Sophie noch nie so gesehen. Was hatte Peter Abel mit ihr gemacht?
    Jemand vor ihm lachte hysterisch auf. Und dann redeten alle durcheinander. Als die Trage näher kam, drängelte Bremer sich vor. Auf der Trage lag eine schmale Gestalt in einem wallenden Kleid und funkelte die gaffenden Mitmenschen aus kajalumrandeten Augen böse an.
    Peter Abel war aus dem Haus gestolpert, das hatte seine Frau richtig gesehen. Und er trug jemanden auf den Armen, der sich nicht rührte, einen Menschen, den man für Sophie halten konnte, wenn man nicht richtig hinsah oder der Tag so grau war wie der heutige.
    Aber es war nicht Sophie. Es war Luca.
    Ein Auto bog in die Straße ein. Der alte rote Peugeot von Nicole Baumeister. Sie bremste und stieg aus. Alle konnten sehen, daß sie weinte. Eine junge Uniformierte mit Pferdeschwanz nahm sie in den Arm und schien ihr etwas zuzuflüstern. Nicole nickte und stieg wieder ins Auto. Als der Krankenwagen sich in Bewegung setzte, fuhr sie hinterher.
    »Was um Himmels willen hat Peter mit dem Jungen angestellt?«
    Bremer blickte zur Seite. Er sah die alte Luzi manchmal gebückt in ihrem Garten stehen, in dem alles wuchs, was in einen Bauerngarten gehörte: Salat und Kohl und Löwenmäulchen, Karotten, Erbsen und Astern.
    »Wir wissen nicht, ob er dem Kind etwas angetan hat«, sagte Bremer leise. »Es sieht eher so aus, als ob er dem Jungen das Leben gerettet hätte.«
    Die alte Frau schüttelte den weißhaarigen Kopf, als ob sie das noch bedenklicher fand.
    Gottfried war hinüber zu Marie gegangen, Marianne hatte sich bei Willi untergehakt. Bremer stand allein. Ihm war flau. Wo steckte Sophie? Und dann begann das Mobiltelefon zu vibrieren, an das sich seine Hand in der Jackentasche geklammert hatte, als ob es ihn wärmen könnte.
     
    Ankomme nächsten Freitag, 4 Uhr früh
    Gott sei Dank
    So fromm?
    So erleichtert
     
    Als er das Handy zuklappen wollte, sah er auf dem Display das Zeichen für einen entgangenen Anruf. Wilhelm. Schon vor einer halben Stunde. Bremer rief zurück. Lange ging niemand ans Telefon, bis sich endlich Lilly meldete. Erst verstand er nicht, was sie sagte. Und dann hätte er fast mitgeweint.
    »Er wollte nicht aufstehen. Er ist wieder eingeschlafen. Ich konnte ihn nicht mehr wecken.«
    Nichts ist mehr, wie es sein soll im Paradies, dachte Bremer und schwang sich aufs Fahrrad. In letzter Minute wich

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