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Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Titel: Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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herunter, auf der Suche nach einem Bier, sagte »Wie riecht es denn hier?« und nahm sie in die Arme. »Nicht weinen. Du weißt doch, wie sie ist«, murmelte er. Meinte er Eri oder Sascha?
    »Wo sind die beiden – Nutten?« hatte sie gefragt und versucht, nicht mehr zu weinen.
    »Oben. Eri probiert Saschas Kleider an. Komm, Angel. Hab dich nicht so. Es ist doch nur ein bißchen Spaß. Die Liebe ist frei, sonst ist sie keine Liebe.« Und dann holte er den angebrannten Aprikosenkuchen aus dem Backofen.
    Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und ging hoch. »Angel, schau mal!« Eri drehte und wendete sich vor dem großen Spiegel in Saschas Zimmer. Sie trug das Kleid, das Kleid, das niemand tragen durfte außer Sascha, es war aus Batist, fast durchsichtig, taubengrau, unter der Brust gerafft, mit weiten, weiten Ärmeln, Sascha sah darin wie ein seltener Falter aus. Und nun trug das Bauerntrampel ihr Kleid.
    »Zieh das aus.« Angel schrie fast. Aber sie sah nicht Eri an dabei, sondern Sascha.
    Und die lachte. »Bist du eifersüchtig?«
    Angel schüttelte den Kopf und wich Saschas Blick aus.
    Die lachte noch lauter. »Findest du das nicht ziemlich spießig?«
    »Zieh das aus!« Angels Stimme zitterte. Eri zog sich hastig das Kleid über den Kopf und lief verschreckt hinaus.
    Sascha. Mitten im Raum. Neben dem Spiegel, die Arme unter den nackten Brüsten verschränkt. Sie bückt sich, hebt das Kleid auf, das Eri auf den Boden geworfen hat. Hebt die Arme. Läßt das Kleid über ihren weißen Körper gleiten. Langsam. Und jetzt lacht sie nicht mehr.
    »Keine Eifersucht«, flüstert sie. »Das war die Abmachung.«
    Sophie Winter stand mitten in der Küche, stand still und horchte nach oben.
     
    When the truth is found to be lies
    And all of the joy within you dies
     
    Die Musik. Woher kam die verdammte Musik?
     
    your eyes I say your eyes may look like
     
    Das Lied stolperte. Das Lied. Ihr Lied.
    Somebody to Love von Jefferson Airplane war das Lied, zu dem sie sich liebten, jedenfalls bis zu dem Tag, an dem Sascha eine andere liebte. Sie erinnerte sich nicht daran, den Plattenspieler oben in Saschas Zimmer angestellt zu haben.
    Das Lied setzte wieder ein. Du träumst, dachte Sophie. Du denkst zuviel an die Vergangenheit. Und an das Miststück, das dich ausgelacht hat, weil du an sie geglaubt hast.
    »Weißt du was, Angel? Ich habe den Blümchensex mit dir satt bis sonstwohin. Eri versteht wenigstens was davon.«
    Die Schlange, die verlogene.
    »Und außerdem geh ich. Das macht mich hier nicht an, das Landleben. Die haben doch alle ’ne Schraube locker.«
    »Du gehst?« Angel, atemlos. Mit trockenem Mund und klopfendem Herz. Das weh tat. Obwohl es doch nur eine Pumpe war und nichts zu sagen hatte in Gefühlsdingen. Aber sie spürte es ganz genau: Es zog sich zusammen, es verkrampfte sich, es ballte sich zu einem großen kalten Klumpen.
    »Sascha. Tu mir das nicht an. Ich bitte dich.«
    »Und du nimmst dich viel zu wichtig. Get real, babe. «
    Sophie Winter lauschte nach oben. Die Musik setzte wieder ein. Jetzt kam das Lied, das sie nie mehr gehört hatten nach der Drogenrazzia durch die Polizei. Das Lied mit dem Kratzer.
     
    Small things like reasons
    Are put in a jar. Whatever happened to wishes, Wished on a star?
    Was it just something that I made up for fun?
    I saw you, I saw you,
    Coming back to me.
     
    Sophie lief die Treppe hoch. Die Tür zu Saschas Zimmer war angelehnt, da war Licht und die Musik, sie stieß die Tür auf, und da stand sie.
    Sascha mit den langen blonden Haaren. Sie stand mit dem Rücken zur Tür vorm Spiegel, trug das Kleid, das Kleid, das niemand tragen durfte außer ihr, hatte die Arme über den Kopf gehoben, so daß die weiten Ärmel herunterfielen, sie trug alle Armbänder auf einmal, die leise klirrten, während sie sich mit geschlossenen Augen zur Musik wiegte und drehte. Schwarze Kajalränder um die Augen, rote Lippen, das Gesicht weißer als weiß.
    Sophie spürte, wie ihr Mund trocken wurde. Sie zitterte, irgendwie zitterte alles, außen und innen.
    Geh schon. Laß sie. Aber Angel geht nicht. Sie bleibt. Sie macht einen Schritt nach vorn, sie geht auf Sascha zu, sie geht auf Sascha los.
    »Nein!«
    Das blonde Haar. Die dünnen weißen Schultern.
    Sascha lacht. Sascha streckt ihre Hände aus. Sascha schlägt nach ihr. Es tut weh, im Gesicht und im Herzen. Angel schüttelt sie.
    »Nein!«
    Und schüttelt sie und stößt sie mit ganzer Kraft von sich. Sascha stürzt, fällt gegen die

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