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Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Titel: Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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italienischen Vater. Das ging gegen den Stolz. Und früher wurde gegessen, was auf den Tisch kam.
    Früher spielen sie heute im Kino. Er machte sich keine Illusionen. Die beiden Mädels wickelten ihn um den Finger, wenn sie es darauf anlegten. Und im Grunde war er auf ihrer Seite. Es war gut, daß nicht mehr alles wie früher war.
    Wenn er an seine Ausbildung dachte, fielen ihm Kälte und Demütigungen ein. Allein der Geruch in der alten Kaserne, in der sie damals untergebracht waren. Das Echo der schweren Stiefel beim Marsch durch die langen Gänge. Das alles war weiß der Himmel verzichtbar. Die Verteidigung des freien Westens kam auch ohne aus.
    Und daß seit 1968 die Sitten verkommen und die Menschen verroht wären, stimmte auch nicht. Die Aufklärungsquote bei Gewalttaten nahm zu, und ihre Häufigkeit nahm ab. In dieser Hinsicht war Deutschland längst wieder auf dem Stand der beginnenden 60er Jahre. Darauf durfte ein Polizist stolz sein.
    Außerdem sind Bullen heute Kuschelbärchen im Vergleich zu früher, dachte DeLange und polierte das Kochfeld liebevoll auf Hochglanz. Nach dem Buch von Sophie Winter zu urteilen, war damals ganz Westdeutschland eine Art gummiknüppelbewaffnete Spießeridylle gewesen. War natürlich Quatsch. Aber vielleicht erklärte das einiges.
    Erklärt das auch Straßenschlachten? hörte er seinen Vater sagen. Die gab es natürlich nicht in Rüsselsheim. Die hatte er im Fernsehen gesehen. Steinewerfende Studenten, aufmarschierende Ordnungskräfte, Wasserwerfer. Irene und Luigi DeLange verstanden das nicht.
    Warum machen die alles kaputt? Was wir aufgebaut haben?
    DeLange schickte einen Gruß nach oben, zum Himmel, wo seine Mutter saß, bei einem Häppchen Manna auf einer rosa Wolke. Kommt nicht in Tüte, Mamma. Ich paß schon auf.
    Er scheuerte das Waschbecken mit einer hingebungsvollen Wut, wie in alten Zeiten, lüftete kurz und verließ pünktlich die Wohnung. Er wußte noch immer nicht, woran genau ihn Sophie Winters Buch erinnerte. Aber vielleicht konnte man die Autorin selbst fragen.
    Und Hannah … Lächelte auch für Journalisten. Was war schon dabei? Plötzlich freute er sich wieder auf den Dreh. Das Auto schnurrte gen Frankfurt, er hatte das Radio nicht eingeschaltet, weil er sich die Laune nicht durch Nachrichten verderben lassen wollte, und die Verdi-CD steckte noch immer im Küchenradio. Er genoß die Ruhe bis kurz vorm Fernsehturm, als Karla ihn anrief und ihm einen Termin für nächste Woche aufbrummte. Eine Führung durchs Polizeimuseum. Der Vogelsberger Landfrauenverein.
    Als er sich endlich dazu durchgerungen hatte, Feli anzurufen und zu fragen, wann sie geruhe, sich wieder einmal um ihre Töchter zu kümmern, fuhr er schon auf den Hof hinter dem ehemaligen Polizeipräsidium ein. Er parkte sein Auto genauso rücksichtslos wie alle anderen.

2
    Marie stellte das Radio laut, als die Meldung kam, die sie nun schon so oft gehört hatten. »Vermißt wird Luca, zwölf Jahre alt, aus Klein-Roda bei Bad Moosbach. Der Junge hat blonde Haare, blaue Augen, ist schlank und ca. 1 Meter 65 groß, trägt blaue Jeans und eine rote Windjacke und ist am 27. März zum letzten Mal gesehen worden. Sachdienliche Hinweise bitte an die Polizei in Bad Moosbach oder an jede andere Polizeidienststelle.«
    Marianne murmelte etwas vor sich hin, was Bremer für Beten gehalten hätte, wenn er sie nicht besser kennen würde.
    »Ruhig bleiben«, sagte Gottfried und faßte nach Maries Hand. Seit einer halben Stunde hockten sie am Küchentisch im Haus von Gottfried und Marie und erörterten die Möglichkeiten, die noch blieben. Es waren nicht mehr viele.
    Bremer konnte die Spannung mit Händen greifen. Sein Dorf war dabei, sich in einen Gemütszustand hineinzusteigern, der ihm vertraut war. Er folgte einem uralten Muster: Da draußen ist ein Feind, der das Zusammenleben bedroht. Dagegen rottet man sich zusammen. Und kämpft.
    Aber alles Nötige schien bereits getan.
    Moritz lehnte an der Tür, hatte die Brille abgenommen und rieb sich die Augen. »Wir haben im Umkreis von etlichen Kilometern alles abgesucht, wo sich ein Kind verstecken kann. Scheunen. Heuschober. Keller. Schuppen. In Mariannes Keller haben wir übrigens Bastis Katze gefunden, wir vermuten jedenfalls, daß sie es mal war.«
    Der Kleine hatte vor zwei Jahren das ganze Dorf in Aufruhr versetzt, als seine Katze verschwunden war, nichts hatte ihn trösten können. Nur sein Großvater Gottfried. Und das Akkordeon.
    »Im Schuppen von Erwin lagert

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