Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
»Er raucht doch ebenfalls Zigarre, oder?« Dann sah er Paul mit ernstem Blick an. »An wen erinnert Sie denn das Seidentuch, das am Tatort gefunden wurde?«
    Paul stutzte. »Sie meinen doch nicht …«
    Basse beugte sich vertrauensvoll vor. »Ich meine gar nichts. Wenn die Tote eine x-beliebige Joggerin gewesen wäre, hätte ich trotz dieses Halstuchs nie und nimmer einen Zusammenhang hergestellt. Denn es liegt mir fern, Herrn Blohfeld als Lustmörder darzustellen. Jetzt aber bleibt mir kaum eine Wahl: Denn die Tatsache lässt sich nicht so einfach aus dem Weg räumen, dass Blohfeld gestern Abend mit Antoinette verabredet war.«
    Paul schnappte nach Luft. Woher konnte Basse das wissen?, ging es ihm durch den Kopf. Ließ er seinen Mitarbeiter etwa heimlich überwachen, um ihm bei passender Gelegenheit eine Verfehlung unter die Nase reiben zu können? »Haben Sie schon versucht, ihn zu erreichen?«, fragte Paul skeptisch.
    »Nein, aber er wird sich von mir einige unangenehme Fragen gefallen lassen müssen, wenn er wieder ins Büro kommt.«
    Es klopfte an der Tür. Auf Basses lautes »Herein!« trat eine junge, pummelige Frau mit strähnigem blondem Haar und Brille ein. Ihre Haltung war geduckt und die Stimme diesmal leise. Dennoch hörte Paul sofort, dass es die Frau war, die ihm telefonisch seinen Auftrag für die Wöhrder Wiese erteilt hatte.
    »Sie wollten mich sprechen, Herr Basse?«
    »Ja«, sagte Basse. »Ich schätze Ihre korrekte und verlässliche Vorgehensweise. Ich möchte Ihnen daher eine verantwortungsvolle Aufgabe übertragen.«
    In die unscheinbare Erscheinung im Türrahmen geriet Bewegung. Die junge Frau richtete sich erwartungsvoll auf.
    »Ja?«
    »Sie können sich denken, dass ich durch die beiden Morde über alle Maßen mit Arbeit belastet bin«, deutete Basse wichtigtuerisch an.
    »Ja«, sagte die Volontärin und biss sich erwartungsvoll auf die schmalen Lippen.
    »Die Sache ist die: Meine Frau ist für eine Woche verreist, und ich komme wegen der vielen Arbeit kaum nach Hause.«
    Er zog einen Schlüsselbund aus seiner Hose und hielt ihn der jungen Frau entgegen. »Wären Sie so gut, heute Mittag meine Katzen zu versorgen? Katzenfutter finden Sie in der Speisekammer direkt neben der Küche. Milch ist im Kühlschrank.«
    Die Volontärin nahm augenblicklich wieder ihre geduckte, unterwürfige Haltung an und griff nach dem Schlüssel.
    »Eines noch«, hielt Basse sie auf. »Achten Sie bitte darauf, dass die Katzen nicht ins Wohnstudio gelangen. Sie zerkratzen das Leder.«
    Die Volontärin zog kommentarlos ab.
    »Zurück zum Thema«, sagte Basse, als die junge Frau die Tür hinter sich zugezogen hatte. »Es versteht sich von selbst, dass ich Blohfeld schützen werde. Solange es vertretbar ist.«
    »Was genau verstehen Sie unter ›vertretbar‹?«, erkundigte sich Paul, der aus dem Verhalten des neuen Zeitungschefs nicht schlau wurde.
    »Das kann ich Ihnen sehr genau sagen: Ich werde mich nicht strafbar machen, nur um den Kopf eines ohnehin sehr fragwürdigen Kollegen zu retten.«
    Paul schwieg. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Zum einen war ihm Blohfelds Rolle zurzeit selbst völlig rätselhaft. Zum anderen traute er Basse nicht über den Weg. Paul stufte ihn mittlerweile als Karrieristen ein, dem ein halsstarriger Charakter wie Blohfeld ein Dorn im Auge sein musste.
    Aber als sie an der Tür standen, um sich zu verabschieden, betonte Basse mit festem Blick: »Wir werden uns vor unseren Kollegen stellen und sein gutes Ansehen schützen. Den Ball …«
    »… flach halten«, ergänzte Paul.
    Basse nickte und zwinkerte ihm kumpelhaft zu. Nach einem kräftigen Klaps auf die Schulter war Paul aus dem Gespräch entlassen.
     
    Paul ging zum Aufzug und drückte auf den Knopf. Die Aufzugstür glitt auf. Als Paul eintrat und den Knopf für das Erdgeschoss drückte, blockierte eine eilig dazwischen gehaltene Hand die Lichtschranke. Die unscheinbare Volontärin gesellte sich zu ihm.
    Sie waren allein in der Aufzugskabine, als sie sagte: »Basse ist ein Arschloch.«
    Paul versuchte, gleichgültig auszusehen. Er befand sich hier in einem Schlangennest, das war ihm inzwischen klar. Er wollte nicht zu viel von seinen eigenen Gedanken preisgeben.
    »Basse will Blohfeld ans Messer liefern«, redete die Frau weiter. »Das weiß jeder.«
    »Ich weiß gar nichts«, sagte Paul, wobei er sich fragte, ob die Volontärin sein Gespräch mit Basse belauscht hatte.
    Die junge Frau rückte mit dem Zeigefinger

Weitere Kostenlose Bücher