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Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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das Verhör und hielt dem Schönen Hans ihren Dienstausweis unter die Nase. Anschließend deutete sie auf Paul.
    »Darf ich bekannt machen, Herr Schaller: Das ist Herr Flemming, mit dem Sie ja bereits mehrfach telefoniert haben.«
    »Tach«, sagte Paul und kniff feindselig die Augen zusammen.
    Hans Schaller war bei näherer Betrachtung noch zierlicher, als ihn Paul von einigen Fototerminen aus der Vergangenheit in Erinnerung hatte. Sein ursprünglich volles lockiges Haar war ausgedünnt, das feiste Gesicht zerknittert, und der Schnauzer wirkte wie ein lächerliches Relikt aus den Siebzigern.
    Katinka stützte ihre Arme auf die Theke und beugte sich vor. »Werfen Ihre Geschäfte als Fitnesstrainer so wenig ab, dass Sie sich Ihr Auskommen mit Drohanrufen aufbessern müssen?«, kam sie gleich auf den Punkt.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, versuchte sich Schaller mit dünner Fistelstimme herauszureden.
    Katinka hob die rechte Augenbraue. »Meinen Sie, wir haben ein solches Theater nötig? Ihre Anrufe wurden mitgeschnitten und bis in Ihr Büro zurückverfolgt. Sie sind überführt – mit einem Geständnis könnten Sie sich allerdings eine Menge Ärger ersparen.«
    Paul sah, wie es im Kopf des Schönen Hans arbeitete. Schaller schaute sich um. Nervös wanderte sein Blick durch das Fitnessstudio und blieb an der Ausgangstür haften.
    »Keine Chance«, bereitete Katinka seinen Fluchtgedanken ein vorzeitiges Ende. »Kooperieren Sie mit uns, und ich kann mich vor Gericht auf mildernde Umstände einlassen.«
    Paul musterte den Schönen Hans skeptisch. Dann konnte er nicht mehr an sich halten und mischte sich in Katinkas Verhör ein: »Sie waren es sicher auch, der mein Fahrrad zu Brei gefahren hat.«
    »Ganz zu schweigen von meinem Mini«, ergänzte Katinka, blieb im Gegensatz zu Paul aber sachlich kühl.
    Der Schöne Hans blickte schuldbewusst zu Boden. »Ich werde für den Schaden aufkommen«, nuschelte er in seinen Bart.
    »Wie bitte?«, fragte Paul empört. »Sie werden doch wohl nicht ernsthaft erwarten, dass Sie sich mit ein paar Scheinchen aus der Affäre ziehen können!« Er war so wütend, dass er dem kleinen Mann am liebsten an den Kragen gegangen wäre. Die beiden hinter Schaller wartenden Polizeibeamten traten vorsichtshalber einen Schritt vor, und Paul ließ von seinem Vorhaben ab.
    »Ich bezahle Ihnen ein nagelneues Fahrrad.« Der Schöne Hans sah Paul flehend an.
    »Kommt gar nicht in Frage! Für Ihre Attentatsversuche und die Drohanrufe wandern Sie in den Knast!«, ereiferte sich Paul, wobei er seinen rasenden Puls an den Schläfen pochen fühlte.
    Dann spürte er ein leichtes Ziehen an seinem Ärmel. Verwundert drehte er sich zu Katinka um.
    »Kann ich dich einen Moment sprechen?«, fragte sie.
    »Nur zu«, sagte Paul.
    »Ich meine, unter vier Augen.«
    Katinka führte Paul in einen Umkleideraum. Auch hier roch es penetrant nach Schweiß. Die Türen der Spinde hingen schief in den Scharnieren. »Wir sollten auf sein Angebot eingehen«, sagte Katinka.
    »Wie? Was?« Paul wusste nicht, worauf Katinka hinauswollte.
    »Schaller ersetzt uns die Schäden, und damit lassen wir es bewenden«, erklärte sie nüchtern.
    »Aber warum lässt du dich von ihm um den Finger wickeln?«, fuhr Paul sie an. »Wer sagt, dass er nicht morgen wieder bei mir anruft und mich bedroht?«
    Katinka schüttelte langsam den Kopf. »Für den Schönen Hans würde eine weitere Verurteilung das endgültige Aus bedeuten. Er müsste seinen Fitnessclub schließen und stände vor dem Nichts. Davon abgesehen würde sich die Presse auf ihn stürzen.«
    »Na und? Hat er das nicht verdient nach alldem, was er getan hat?« Paul fragte sich, warum ausgerechnet Katinka, die Staatsanwältin, den Schönen Hans verteidigte.
    Für einige Augenblicke druckste Katinka herum. Sie massierte sich nachdenklich den Nasenrücken. »Wir wissen beide, dass Schaller lediglich ein Handlanger ist. Ich möchte ihn dazu bringen, dass er gegen seinen Auftraggeber aussagt.«
    »Das ist also dein Plan?«
    »Ja«, nickte Katinka. »Ich mache Schaller zu meinem Kronzeugen.«
    Die hintere Tür der Umkleide öffnete sich, und zwei nackte Frauen kamen tropfnass herein. Sie sahen Katinka und Paul desinteressiert an und machten sich noch nicht einmal die Mühe, ihre Handtücher umzubinden.
    »Ich denke, wir gehen dann mal besser«, sagte Katinka und dirigierte Paul am Arm aus dem Umkleideraum.
    Schaller schien inzwischen noch kleiner geworden zu sein. Paul sah auf ihn

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