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Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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hinab, und fast tat ihm der abgehalfterte Sportler nun doch leid. Aber dann bemerkte er den starken Bizeps, der sich unter Schallers T-Shirt wölbte, und Paul war klar, dass sich der kleine Mann auf seine Art durchaus zu verteidigen wusste.
    Katinka ließ keine Zeit verstreichen, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Sie zeigte auf die Studiotür, durch welche die Besucher mit bangen Blicken auf die Polizeibeamten nach und nach den Club verließen. »Durch diese Tür werden in ein paar Minuten die Kollegen der Kripo kommen. Sie gehören einer Sonderkommission an, die in dem Ruf steht, nicht zimperlich zu sein.«
    Paul sah Katinka mit leiser Verwunderung an. Solche Töne kannte er gar nicht von ihr.
    »Es spricht für Sie, dass Sie geständig sind und uns unsere Schäden ersetzen wollen«, sagte sie.
    »Aber?«, fragte Schaller und schaute sie unsicher an.
    »Aber das reicht nicht. Die Kripo wird Sie trotzdem auseinandernehmen.«
    »Sie haben mir versprochen, die Sache würde glimpflich ausgehen, wenn ich mit Ihnen zusammenarbeite«, flehte Schaller.
    Katinka sah ihn berechnend an. »Erstens habe ich gar nichts versprochen. Und zweitens reicht Ihr guter Wille nicht aus, um Sie laufenzulassen.«
    Schallers Blicke taxierten in schneller Folge Katinka, die Beamten und die Ausgangstür. Unruhig wippte er auf seinen Füßen. »Was wollen Sie wissen?«, fragte er. Paul spürte, dass Schaller von ernsthaften Existenzängsten geplagt wurde.
    »Nennen Sie uns Ihren Auftraggeber.«
    Aus Schallers Gesicht wich jede Farbe. Seine fleischigen Lippen bewegten sich, aber er war offensichtlich nicht fähig etwas zu sagen.
    »Der Name genügt«, sagte Katinka. »Die Adresse bekommen wir selbst heraus.«
    »Ich bin kein Verräter«, stammelte Schaller.
    »Dann tut es mir leid für Sie.« Demonstrativ wandte sich Katinka ab. »Komm, Paul, wir gehen. Schaller ist jetzt ein Fall für die SoKo.«
    »Nein, warten Sie!« Schaller rüttelte an seinen Handschellen. »Diese verflixten Dinger.«
    »Reden Sie, dann können wir eventuell auf diese Maßnahme verzichten«, sagte Katinka und blieb dem Ausgang zugewandt stehen.
    Schaller schüttelte noch einmal die Arme, dann riss er den Kopf nach oben, bleckte die Zähne und brüllte: »Jungkuntz! Jungkuntz war’s, verdammt!«
    »Danke«, sagte Katinka. Paul merkte, wie die Spannung von ihr abfiel. Sie stieß Paul schadenfroh grinsend an. »Gehen wir.«
    »Halt, warten Sie!«, rief Schaller völlig außer sich. »Was ist mit den Handschellen?«
    »Regen Sie sich erst einmal ab, dann sehen wir weiter.«
     
    Katinka hatte es eilig, das Studio zu verlassen, und überließ Schaller der Obhut der Polizei. Paul folgte ihr durch das schmuddelige Treppenhaus hinaus in die Sonne.
    »Ich habe gewusst, dass er uns Jungkuntz ans Messer liefert«, sagte sie und steuerte mit Paul im Schlepptau einen Döner-Stand an. »Verhöre machen hungrig. Magst du auch einen? In Gostenhof gibt es bekanntlich die besten.«
    »Hast du geahnt, dass Jungkuntz dahintersteckte?«, fragte Paul, den Katinkas Tempo gerade etwas überforderte.
    »Du etwa nicht?«, entgegnete sie. »Ich nehme einen mit Knoblauchsoße. Und du?«
    Paul schüttelte den Kopf. »Keinen Appetit.«
    »Mit etwas Glück können wir Jungkuntz’ Laden auffliegen lassen – und ihn vielleicht sogar wegen des Mordes an Hans-Paul Wiesinger drankriegen«, sagte Katinka gut gelaunt und biss herzhaft in ihren Döner.
    Paul rieb sich nervös die Hände. Offensichtlich hatte sie ihren Verdacht gegen Andi Wiesinger endgültig ad acta gelegt.
    »Du meinst …«
    Katinka strahlte ihn siegessicher an. »Nach allem, was ich von den Kollegen der Abteilung Wirtschaftskriminalität bisher gehört habe, hat Jungkuntz wahrscheinlich nicht nur Schwarzgeld für seine potente Kundschaft gewaschen, sondern diese obendrein um erkleckliche Beträge betrogen. Seine Geldgeber konnten sich ja schwerlich an die Polizei wenden …«
    »Du glaubst also, dass es Hans-Paul Wiesinger eines Tages zu viel geworden ist und er reinen Tisch machen wollte«, folgerte Paul aufgeregt.
    »Genau«, bestätigte Katinka triumphierend und wischte sich einen Spritzer Knoblauchsoße vom Kinn. »Wiesinger hat Jungkuntz die Daumenschrauben angelegt. Der wiederum hielt dem Druck nicht stand und schaltete den lästig gewordenen Kunden aus.«
    »Das ergibt Sinn«, sagte Paul und dachte an die wie aus dem Ei gepellte Playmobilfigur zu Hause, die er für Jungkuntz verwendet hatte. Das führte ihn gedanklich jedoch

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