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Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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seine penetrante Art war, zu allem und jedem einen meist mürrischen Kommentar abzugeben, oder die niederschmetternde Tatsache, dass er sich offenbar mit jedem Thema dieser Welt auskannte.
    Spaßeshalber sprach Paul mit Blohfeld beim Mittagessen über das Fliegen, worauf der andere ihm selbstgerechte Vorträge über die Gesetze der Aerodynamik hielt und über die unumstößliche Tatsache, dass nicht etwa die Gebrüder Wright die Luftfahrtgeschichte eingeläutet hätten, sondern der Franke Gustav Weißkopf.
    Es gab nur eine Chance, von dieser Dauerberieselung mit Weisheiten à la Blohfeld verschont zu bleiben: die Flucht aus den eigenen vier Wänden! Paul würde sich eine Auszeit gönnen und sich ein wenig verwöhnen. Während er sich im Flur auf die Suche nach seinen Schuhen machte, überlegte er sich ein lohnendes Ziel für seine Flucht. Er würde zum Frühstücken hinüber ins Lukas in die Kaiserstraße gehen. Von der großen Terrasse aus könnte er – von voluminösen Sonnenschirmen geschützt und in einem gepolsterten Teakholzstuhl sitzend – die Schönen und Reichen beim Stadtbummel beobachten.
    »Wohin wollen Sie?«
    Der drohende Unterton in Blohfelds Stimme ließ Paul innehalten. »Ich denke nicht, dass ich Ihnen über mein Tun und Lassen Rechenschaft schuldig bin. Oder mimen Sie neuerdings nicht nur die Rolle des unerwünschten Untermieters, sondern auch die der Gouvernante?«
    »Sie müssen mir einen Gefallen tun«, schallte es aus Pauls Atelier.
    »Was liegt denn nun schon wieder an?«, fragte Paul genervt. »Sie werden sich kaum jemals für all das revanchieren können, was ich gerade für Sie tue.«
    Blohfeld, der über einer ausgebeulten Hose heute nur ein ärmelloses Feinrippunterhemd trug, wies Paul eindringlich auf seine momentane Zwangssituation hin. Schon den vierten Tag war er quasi eingesperrt.
    »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Basse meinen Schreibtisch knacken lässt und die Früchte meiner jahrelangen Arbeit erntet«, schilderte Blohfeld aufgewühlt sein Problem. Er sah seine Recherchen, seine Informanten, seine intimsten Geheimnisse über Nürnberger Polit- und Wirtschaftsgrößen gefährdet.
    »Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen aus dieser Klemme heraushelfen sollte.«
    Aber Blohfeld hatte sich natürlich bereits einen Plan zurechtgelegt: Paul sollte der Zeitungsredaktion unter dem Vorwand, auf der Suche nach neuen Aufträgen zu sein, einen Besuch abstatten. In einem unbeobachteten Moment sollte er dann Blohfelds Schreibtisch aufschließen und eine in schwarzes Leder gefasste Kladde sicherstellen.
    »Eine Kladde? Haben Sie für Ihre supergeheimen Aufzeichnungen keine geschützte Datei im Computer angelegt?«
    »Bin ich verrückt? Da würde ja jeder mittelklassige Hacker herankommen. Nein, nein – ich schwöre auf meine Kladde.«
    Blohfeld kniff verschwörerisch die Augen zusammen und strapazierte – wie er es ja gern tat – Klischees: »Jeder Buchstabe, den die Kladde enthält, ist pures Dynamit.«
    Paul ärgerte sich über seine Gutmütigkeit, als er einwilligte. Irgendwann, so schwor er sich, würde Blohfeld für all diese Gefälligkeiten zahlen müssen.
     
    Es war für Paul kein großes Problem, in die Redaktionsräume zu gelangen. Schließlich kannte man ihn sogar an der Pforte, und er wurde anstandslos durchgewinkt. Dennoch ging er vorsichtig vor, denn auf keinen Fall wollte er Gernot Basse über den Weg laufen. Dass der Zeitungsboss sich an Katinka herangemacht hatte, wurmte ihn noch immer.
    Aber alles lief glatt. Freundlich nickend durchquerte Paul die Lokalredaktion, in der Redakteure, Volontäre und Praktikanten lautstark in ihre Tastaturen hackten. Er ging schnurstracks in das nur durch eine schmale Sperrholzwand abgetrennte Büro Blohfelds. Durch eine große Glasscheibe blieb der Blick in die Redaktion allerdings frei. Paul vergewisserte sich, dass die Journalisten in ihre Arbeit vertieft waren, bevor er sich dem Schreibtisch zuwandte.
    Er war sich seiner Sache sicher und sah sich gedanklich bereits auf dem Weg zurück zu seinem Atelier, als das Telefon klingelte. Blohfelds Telefon.
    Paul blickte auf. In der Redaktion tippten alle fleißig weiter. Doch das Läuten beunruhigte ihn. Über kurz oder lang würde jemand auf den Anruf aufmerksam werden. Paul blickte sich um. Noch immer keine Reaktion der anderen.
    Er fasste sich ein Herz und griff zum Hörer. »Ja, hallo?«
    Die Stimme einer dem Klang nach älteren Dame erkundigte sich nach dem Preis für einen Veranstaltungstipp

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