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Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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fürs Wochenende. Paul atmete auf. »Tut mir leid. Sie sind in der Lokalredaktion gelandet. Wählen Sie bitte die Nummer der Anzeigenabteilung.«
    Ehe die Anruferin Gelegenheit für eine Antwort gehabt hätte, hatte Paul den Hörer schon auf die Gabel geknallt.
    In der Redaktion herrschte noch immer emsige Betriebsamkeit. Paul steckte den Schlüssel, den Blohfeld ihm mit auf den Weg gegeben hatte, ins Schloss. Die schwarze Kladde fand er in der obersten Schublade. Paul steckte sie in eine Plastiktüte und beeilte sich, das Büro zu verlassen.
    Der unangenehme Teil der Übung war damit überstanden. Als Paul das Treppenhaus erreichte, überkam ihn ein Gefühl des Übermuts. Blohfelds Kladde sicher verstaut, beschloss er gegen jede Planung doch noch bei Basse hineinzuschauen.
    Paul ging die Treppe also hinauf statt hinunter und betrat das Vorzimmer der Chefredaktion. Das Sekretariat war verwaist. Frau Goscinnys Computer flimmerte, doch von ihr selbst war nichts zu sehen.
    Paul überlegte, ob er auch ohne vorherige Anmeldung bei Basse anklopfen konnte. Im Nähertreten sah er, dass die Tür zum Büro des Redaktionsleiters angelehnt war. Paul hörte Basses Stimme:
    »Nein, nein. Wie stellen Sie sich das vor? Dass kann ich unmöglich verantworten!«
    Der Zeitungsboss klang ungewöhnlich angespannt.
    Als Paul eine zweite Stimme hörte, hielt er überrascht den Atem an. Diese Frauenstimme war unverkennbar. Der südländische Einschlag, das im Klangbild mitschwingende Temperament …
    »Als Sie meinen Mann in Ihrem Blatt als Mörder dargestellt haben, hatten Sie weniger Skrupel.« Doro Wiesinger klang verbittert.
    »Gerade deshalb werde ich Ihren Vorschlag nicht berücksichtigen können«, sagte Basse gequält.
    Paul traute sich zwei weitere Schritte vor, um mehr verstehen zu können.
    »Herr Basse«, säuselte Doro Wiesinger, »Sie sind ein geachteter Journalist und – wenn ich das feststellen darf – ein gestandener Mann. Ich kann nicht ganz einsehen, warum Sie aufgrund von ein paar relativ harmlosen Drohungen der Anwälte meines Mannes den Schwanz einziehen.«
    Paul musste schmunzeln. Basse bei seiner Männlichkeit zu packen war ganz sicher der richtige Weg, um ihn gefügig zu machen. Nun musste er nur noch herausfinden, für was sie ihn einspannen wollte. Paul spähte in den Flur. Die Luft war rein.
    »Sie müssen mich verstehen.« Basses Ton war ausweichend. »Ich stehe schon wegen meiner ersten Wiesinger-Geschichte auf der Abschussliste des Verlegers.«
    »Aber nach der zweiten Story werden nicht Sie, sondern mein Mann zum Abschuss freigegeben. Das verspreche ich Ihnen.«
    »Wissen Sie – mein Motto lautet, den Ball immer schön flach halten.«
    »Aber ich serviere Ihnen doch die allerschönste Boulevardstory«, ereiferte sich Doro Wiesinger. »Ich gebe ja zu: Die aktuelle Freundin meines Mannes ist unheimlich jung, sehr, sehr schlank, blond, hübsch – nur fehlt ihr jegliche Ausstrahlung. Sie müssen ihr nur einmal ins Gesicht sehen. Da ist nichts – absolute Leere. Für eine Frau wie mich ist das ständige Hintergangenwerden eine Zumutung. Ich will die Scheidung …«
    »… die Sie gewinnbringend nur erreichen können, wenn Ihr Mann durch mich in aller Öffentlichkeit als Ehebrecher vorgeführt wird«, vollendete Basse den Gedankengang. »Warum klären Sie das nicht unter sich?«
    »Andi hatte seine Chance«, sagte Doro Wiesinger hart. »Wir hätten die schmutzige Wäsche im Verborgenen waschen können. Wenn er doch nur nicht so geizig wäre. Genau wie sein Vater!«
    »Hmmm!« Ein Räuspern ließ Paul herumfahren.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Basses Sekretärin, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
    Paul schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich wollte ohnehin gerade gehen.«
    Er hatte es sehr eilig, als er die Treppen hinabhetzte. Atemlos verließ er das Redaktionsgebäude und rannte um die nächste Ecke. Dort lehnte er sich an die von der Sonne gewärmte Hauswand und holte tief Luft.
    Er ließ einige Minuten verstreichen. Dann lugte er um die Ecke. Er beobachtete, wie Doro Wiesinger – heute in Seidengrün gehüllt – das Zeitungsgebäude verließ und sich stolz erhobenen Hauptes entfernte.
    Irgendwie, dachte sich Paul, wirkte sie wie ein deplatzierter Paradiesvogel.

38
    Paul ging zurück zum Weinmarkt. Er stieß die Tür zum Hausflur auf und trat mit Schwung ein. Um ein Haar hätte er Hannah umgerannt. Lediglich mit knappen Shorts und bauchfreiem Top bekleidet stand sie, völlig aus der Puste, im

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