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Paul Flemming 03 - Hausers Bruder

Titel: Paul Flemming 03 - Hausers Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Karpfen nicht mehr wehrt, war die Knüppelbetäubung erfolgreich«, sagte Jan-Patrick fachmännisch.
    Paul senkte den Blick, als sein Freund die nächsten Schritte seines Handelns kommentierte:
    »Ein scharfes, langes Messer in die Stirn stechen. Mit einem Ruck den Kopf bis hin zum Maul teilen. Den Bauch vorsichtig der Länge nach bis zur Schwanzflosse aufschneiden. Aber aufgepasst: nicht zu tief! Dann vorsichtig in die Bauchhöhle fassen und die Innereien herausnehmen.«
    Paul, dem nie besonders daran gelegen war, allzu viel über die Art und Weise zu erfahren, wie die Tiere seiner Lieblingsspeise geschlachtet wurden, schaute nur widerwillig hin.
    »Dabei ist zu beachten, dass die Galle, also die sogenannte grüne Blase, nicht platzt«, setzte Jan-Patrick seine Ausführungen nüchtern fort, »sonst schmeckt das Fleisch hinterher bitter.« Er vollzog eine geschickte Bewegung: »Den Fisch wenden und mit dem Messer in der Bauchhöhle vom Kopf bis zur Schwanzflosse am Rückgrat entlang teilen.«
    Jan-Patrick ging zurück zum Aluminiumbecken: »Beide Hälften gut waschen und dabei den schleimigen Überzug auf der Außenseite entfernen.« Dann landete der Fisch wieder auf dem Holzbrett. Jan-Patricks Bewegungen waren sicher und geübt. »Die Hälften in Bier legen, gut salzen und gleich in Mehl wälzen.« Er nahm die Fischhälften auf. »Nun darf der Karpfen, im Fett schwimmend, seine letzte Runde drehen.« Es zischte. »Das Ergebnis sieht am besten aus, wenn der Fisch gekrümmt, also u-förmig und mit der Außenseite nach innen goldgelb herausgebacken wird.«
    Der Koch wischte sich die Hände an der Schürze ab und fragte: »Möchtet ihr einen fränkischen Kartoffelsalat und ein Dunkles dazu?«
    Paul lächelte zufrieden: »Gerne, ich nehme ein Landbier aus der Fränkischen Schweiz, Katinka wird wohl eine Weinschorle vorziehen.«
    Mit diesen Worten verabschiedete sich Paul aus der Küche und ging die schmale, bei jedem Schritt ächzende Holztreppe zum Obergeschoss hinauf. In der spärlich beleuchteten Erkernische hatte es sich Katinka bereits bequem gemacht.
    Gut sieht sie aus!, dachte Paul im Näherkommen. Verdammt gut sogar. Katinka war definitiv eine Frau, der das Älterwerden nichts anhaben konnte. Ihren jugendlich energiegeladenen Gesichtsausdruck konnten auch ein paar Fältchen nicht schmälern. Und ihr blondes Haar war lang und glänzte wie das eines Teenagers, bemerkte Paul anerkennend, während er mit einem Lächeln ihr gegenüber Platz nahm.
    Katinka lächelte zurück, doch Paul konnte kaum umhin, um ihre Mundwinkel herum einen verkniffenen Zug zu erahnen.
    »Was ist denn los?« Er legte seine Hand auf ihre.
    Katinka quittierte seine Geste mit einem langen nachdenklichen Blick. »Das sollte ich dich wohl besser fragen«, sagte sie nach einer Weile. »Schließlich wolltest du dich doch mit mir treffen und nicht umgekehrt.«
    Paul musste kein Ratekünstler sein, um zu erahnen, was Katinka auf der Seele lag: Wahrscheinlich hatte Hannah mit ihr gesprochen und gepetzt. Dennoch hatte er nicht vor, gleich zu Beginn ihres Treffens das Thema Berlin anzuschneiden. Demonstrativ wandte er sich der Speisekarte zu: »Weißt du schon, was du zum Karpfen dazu nimmst? Jan-Patrick empfiehlt Kartoffelsalat.«
    Katinka deutete ein Nicken an, ohne ihren Blick von Paul abzuwenden. »Ich habe schon darin geblättert. Aber ich habe keinen sonderlich großen Appetit. Das saure Karpfensüppchen reicht für mich«, sagte sie wenig euphorisch.
    »Ich nehme jedenfalls einen halben Gebackenen«, sagte Paul und klang dabei trotziger als beabsichtigt.
    Marlen kam die Treppe herauf und nahm ihre Bestellung entgegen. Kaum waren sie wieder allein, setzte Katinka erneut an: »Was war das also für eine dringende Angelegenheit, in der du mich sprechen wolltest?«
    Paul gab es auf, diesem Rendezvous mit letzter Kraft einen Hauch von Romantik abtrotzen zu wollen. Nüchtern sagte er: »Ich habe bei einem schlimmen Unfall Erste Hilfe geleistet.« Er berichtete von seinem gescheiterten Versuch, Henlein das Leben zu retten. »Das Ganze war einfach nur schrecklich. Der Unfall ist ja quasi vor meinen Augen passiert. Und ich werde den Gedanken nicht los, dass ich eine gewisse Mitschuld an Henleins Tod trage. Er ist ja nur wegen unserer Verabredung nach Ansbach gefahren.«
    Katinka schüttelte vehement den Kopf. »Nein, nein, Paul. Selbstvorwürfe sind hier absolut fehl am Platz. Weißt du«, sagte sie und wirkte nun sehr geschäftsmäßig, »wahrscheinlich

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